Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
gewesen, dass es hier einen solchen Ort gab. Sämtliche Signalgeber mussten ihre Botschaften über irgendeine Einrichtung weiterleiten. Anfangs hatte er angenommen, dass es untergeordnete Knotenpunkte gäbe – ein vernünftiges Vorgehen, um die Geschwindigkeit der Informationsübertragung zu steigern und ihre Redundanz zu senken. Als er jedoch Zeuge des martialischen Lebens der Alanciari geworden war, wurde ihm klar, dass vieles zentralisiert war. Eine Nachricht von der Trutzspitze zu Garrows Hals mochte vielleicht über eine Direktverbindung laufen, aber alles andere ging zuerst durch das Übertragungszentrum.
Dieses Zentrum war hier, und Bentado war ebenfalls hier. Er wirkte sehr verändert. Die Narben von mehrere Tage alten Verbrennungen zierten seinen Schädel. Nichts Hinderliches, aber offensichtlich schmerzhaft – seine buschigen Augenbrauen waren komplett versengt. Rot und Lila befleckte seine Uniform.
»Ihr habt überlebt«, sagte Bentado. Seine tiefe Stimme war rauer, als Edell sie in Erinnerung hatte. »Ich dachte mir schon, dass Ihr es seid, den ich gespürt habe. Kommt herein, Vrai. Seht, was wir aus diesem Ort gemacht haben.«
Edell trat über die Schwelle, zu beiden Seiten von Bentados Sith-Schergen bewacht. Quarra blieb nervös zurück.
»Bring deine Führerin mit«, sagte Bentado, der beim Aufstehen merklich zusammenzuckte. »Immerhin ist sie der Grund dafür, dass Ihr hier seid.«
Edell deaktivierte sein Lichtschwert und ergriff Quarras Handgelenk, um sie in die Kammer zu führen. Ja, diesen Raum hatte er erwartet. Eine große, runde Kammer, tief unter dem Turm vergraben, mit Mitarbeitern, die mit Sendschreiben die Stufen rauf- und runterliefen. Durch metergroße, quadratische Gitter in der Decke fiel Licht auf eine erhöhte Fläche in der Mitte des Raums. Dort ruhte eine riesige Karte von Alanciar, die erstaunliche Ähnlichkeit mit der im Palast von Tahv aufwies, abgesehen von dem komplexen Netzwerk von Signalstationen und Festungen, die darauf verzeichnet waren.
Edell sah die Boten an. Viele von ihnen, erkannte er, gehörten zur umfangreichen Besatzung der Yaru , doch andere stammten von anderen Schiffen. Größtenteils menschliche Krieger, aber auch einige ihrer Keshiri-Botschafter waren darunter – einschließlich Squab, der seinem humpelnden Herrn ein Bündel Pergamente brachte.
»Harte Landung«, kommentierte Bentado. »Wir schnitten die Gondel ab, sobald wir die Kammspitze überquert hatten.« Er grinste mit abgebrochenen Zähnen. »Euer Wasserstoff war eine schlechte Idee.«
»Er hat uns hierhergebracht«, sagte Edell zunehmend aufmerksamer. Er gehörte hierher, unter die anderen Sith – doch irgendetwas stimmte nicht. Er ging zur Karte hinüber und ließ den Blick dann durch die Kammer schweifen. »Die Keshiri hier sind großartige Baumeister. Doch das hier kann nicht der Knotenpunkt für ihre gesamte Kommunikation sein.«
»Nein, in dieser Stadt gibt es mindestens dreizehn Gebäude, die Nachrichten verarbeiten. Nach unserer Landung sind wir auf eins davon gestoßen – das hat uns hierhergeführt. Eine dieser Einrichtungen empfängt sogar Botschaften von Machtnutzern – ist das zu glauben? Allerdings werden alle wichtigen Nachrichten hier vervielfältigt – oder von hier losgeschickt. Sobald wir diesen Ort gefunden hatten, ging es bloß noch darum hineinzugelangen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.« Er lachte. »Normalerweise überlasse ich Finesse anderen. Allerdings könnt Ihr überall im Gebäude etwas von meinem Werk bewundern.«
Edell blickte die Stufen zum Turm hinauf. »Dann habt Ihr die anderen Überlebenden Eurer Flotte auf diese Weise hierhergeholt.«
»Und Euch hierhergelotst«, sagte Bentado mit einem Nicken zu Quarra. »Wir benutzen die Signalstation, um alle möglichen Anweisungen zu geben, selbst, damit die Tore geöffnet werden. Die Keshiri dazu zu bringen, Nahrung in den Hof zu liefern, war eine Sache. Aber diese Narren haben auch ihre Gefangenen zu uns gebracht!«
Edell sah Quarra an. Sie stand in erstarrtem Erstaunen da, eine Hand über ihren Mund gelegt. Er konnte das Begreifen sehen, das in ihre riesigen Augen sickerte. Dieselbe Organisation, die Alanciar seine Stärke verliehen hatte, stellte gleichzeitig auch seine größte Schwäche dar. Er hatte die ganze Zeit über geahnt, dass dem vielleicht so war. Das war ein Teil dessen, was ihn so unerbittlich nach Sus’mintri getrieben hatte. Doch Bentado war zuerst hier eingetroffen, mit derselben Idee. Er
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