Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
Pfaden, die in mühseliger Handarbeit aus der einstmals tückischen Bergflanke gemeißelt worden waren, und sprachen über – was? Nicht über allzu viel, soweit Seelah das beurteilen konnte.
Adaris Spaziergänge mit Korsin reichten bereits bis zu den Anfängen ihrer eigenen Beziehung zu ihm zurück. Damals waren sie eine Notwendigkeit gewesen. Das Vaal-Weib hatte die Sith auf dem Berg entdeckt und als Mittelsfrau zu den Keshiri fungiert. Doch während die Jahre dahingingen und der Bedarf für eine einzige Botschafterin abnahm, gingen die Spaziergänge weiter, führten sogar immer weiter fort. Nach der Geburt von Nida, Seelahs und Korsins gemeinsamer Tochter, fanden seine Spaziergänge mit Adari täglich statt – einschließlich des gelegentlichen Uvak-Flugs.
Seelah wusste dank ihrer Quellen genug, um keine Untreue zu mutmaßen – nicht, dass sie derlei gestört hätte, doch die einheimische Frau hatte einiges getan, um ihr schlichtes Aussehen aufzuhübschen. Seit Kurzem trat Adari mit Vor’shandi-Gesichtsmalen auf, einer Zier, die beispiellos für die Keshiri-Witwe eines Uvak-Reiters war. Allerdings wussten Horcher Seelah gegenüber zu bestätigen, dass die im Allgemeinen stumpfsinnigen Themen ihrer Gespräche dieselben waren wie eh und je. Warum geht die Sonne nachts unter, Korsin? Gehört auch die Luft zur Macht, Korsin? Warum kann man Felsbrocken nicht essen, Korsin? Falls sie eine Spionin war, machte sie sich in dieser Rolle nicht sonderlich gut. Allerdings nahm sie einen Großteil der Zeit des Großlords in Anspruch – und nicht nur das.
»Sie ist … wirklich etwas Besonderes, nicht wahr?«, hatte er sie in einem unbedachten Moment gefragt, nachdem Adari eines Abends zurück nach Tahv geflogen war.
»Ich denke, dass deine Maßstäbe, was Spielzeug betrifft, in letzter Zeit merklich abgestürzt sind«, hatte Seelah entgegnet.
»Zusammen mit meinem Schiff.«
Und mit meinem wahren Mann , hatte sie gedacht, aber nicht gesagt. Als sie jetzt draußen vor dem Spital stand, dachte sie an diesen Moment zurück. Fünfzehn Jahre zusammen mit dem verhassten Bruder ihres geliebten Gatten. Fünfzehn Jahre zusammen mit dem Mann, der ihren Sohn vermutlich zum Waisen gemacht hatte. Soll ihn die alte lila Hexe doch haben , dachte sie. Je weniger sie von Yaru Korsin sah, desto besser.
Sobald sie ihm eingeredet hatte, dass sie etwas anderes als einen Dolch für ihn parat hielt, hatte es nicht lange gedauert, bis es Seelah gelungen war, Korsin um den Finger zu wickeln. Es war für beide Seiten ein akzeptables Arrangement. Indem er sich ihre Gunst sicherte, hatte der Kommandant seine Bande zu den widerspenstigen Bergarbeitern von Bord seines Schiffs gefestigt – und sich gleichzeitig etwas vom Hals geschafft, das mit seinem verhassten Bruder assoziiert worden war. Sie ließ ihn sogar in dem Glauben, das sei seine Idee gewesen, auch wenn sie sich dabei in jenem ersten Jahr praktisch die Lippe blutig beißen musste.
Was Seelah betraf, so hatte sie im Zuge der neuen Ordnung Macht und Einfluss erlangt – Vorteile, die weit über regelmäßige morgendliche Waschungen hinausgingen. Der kleine Jariad sollte in den besten Unterkünften aufwachsen, wo immer sie auch waren – zuerst in der von Mauern geschützten Eingeborenenstadt Tahv, später in dem Berg-Anwesen.
Und sie hatte eine Aufgabe. Angesichts der robusten Gesundheit der von den Keshiri verhätschelten Leute schien die Verwaltung der Sith-Krankenquartiere auf den ersten Blick ein unnützer Posten zu sein. Zweifellos hatte niemand sonst Interesse daran, diese Verantwortung zu übernehmen – nicht, wo es eine Welt zu erobern und eine interstellare »Flucht« zu bewerkstelligen galt. Die meisten Sith, die bei Auseinandersetzungen verletzt wurden, schafften es ohnehin nicht zu einem Heiler.
Gleichwohl, auf diese Weise erfuhr Seelah mehr über die auf Kesh gestrandeten Sith als irgendjemand sonst, einschließlich der Omen -Offizierin, die ursprünglich dafür verantwortlich gewesen war, einen Überblick über die Ränge zu behalten. Sie wusste, wer wann von welchen Eltern geboren wurde – und das war das Gleichgewicht der Macht. Die anderen scherten sich darum nicht im Geringsten. Deren Augen waren noch immer auf den Himmel gerichtet, darauf, von hier zu entkommen. Allein Korsin schien zu verstehen, dass ihre gegenwärtige Situation möglicherweise von Dauer sein würde – obgleich er offenkundig darum bemüht war zu vermeiden, dass irgendjemand außer Seelah etwas
Weitere Kostenlose Bücher