Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
davon mitbekam. Sie vermochte nicht recht zu sagen, warum er diesbezüglich so offen zu ihr gewesen war.
Vielleicht verdiente die Frau von Yaru Korsin einfach keine Hoffnung. Egal, sie brauchte derlei ohnehin nicht. Sie sah die Zukunft – hier im Versammlungshof hinter dem Spital, während sie eine ihrer regelmäßigen Inspektionen durchführte. Hier fand sich das Jungvolk der Sith ein, um sie zu sehen. Oder vielmehr: um selbst gesehen zu werden.
»Dies ist Ebya T ’dell, die Tochter des Bergarbeiters Nafjan und der Brückenkadettin Kanika.« Seelahs verwitwete Helferin Orlenda stand hinter einem rosa Kind mit ernster Miene und las von einem Pergament ab. »Unserer Zeitrechnung nach wird sie nächsten Monat acht Jahre alt. Keine Krankheiten.«
Seelahs Hand schloss sich wie ein V um das Kinn des jungen Mädchens. Sie schaute nach links und nach rechts, um das Kind wie Vieh in Augenschein zu nehmen. »Hohe Wangenknochen«, sagte sie, während sie dem Mädchen mit ihrem Zeigefinger über das Gesicht fuhr. Das Kind zuckte mit keiner Wimper. »Ich kenne deine Eltern, Mädchen. Bist du für sie ein Quell der Verzweiflung?«
»Nein, Lady Seelah.«
»Das ist gut. Und was ist dein Begehr?«
»So zu sein wie Ihr, Mylady.«
»Das ist zwar nicht die Antwort, die ich im Sinn hatte, aber dem will ich nicht widersprechen«, sagte Seelah, die das Kind freigab und sich an ihre Ratgeberin Orlenda wandte. »Ich sehe zwar keine auffallende Wulst des Schädels, aber ihre Hautfarbe bereitet mir dennoch Sorgen«, sagte sie. »Zu rotgesichtig. Überprüf noch einmal ihre Abstammung. Womöglich gibt es bereits eine Familie für sie, wenn wir sorgsam wählen.«
Nachdem Orlenda sie auf den Rücken getätschelt hatte, kehrte die acht Jahre alte Ebya T ’dell zum Spielen in den äußeren Hof zurück, fürs Erste sicher in dem Wissen, dass ihr Leben wahrscheinlich nicht in einer genetischen Sackgasse enden würde.
Das Ganze war eine wichtige Angelegenheit, ging es Seelah durch den Kopf, als sie zusah, wie sich die Kinder mit Hejarbostöcken duellierten. Jedes Kind hier war nach dem Absturz geboren worden. Abgesehen davon, dass sich die Sith-Bevölkerung durch sie verjüngte, schien es, als habe sich nur sehr wenig verändert. In der ursprünglichen Besatzung der Omen war jede Facette des Spektrums der Menschheit vertreten gewesen, und das war auch weiterhin der Fall. Keine der zwanglosen Paarungen mit Keshiri hatte irgendeine Art von Nachwuchs hervorgebracht – wofür Seelah der Dunklen Seite dankbar war –, und natürlich war da nach wie vor das Problem mit Ravilans Leuten. Die Anzahl relativ reinblütiger Menschen hatte stetig zugenommen. Ebenso wie die Reinheit ihres Blutes.
Sie hatte dafür gesorgt – mit Korsins voller Zustimmung. Das war ein Akt der Vernunft. Kesh hatte die Massassi umgebracht. Und da der Planet Menschen bislang keinen Schaden zugefügt hatte, brauchten die Sith mehr Menschen. Entweder man passt sich an – oder man stirbt , hatte Korsin gesagt.
»Diese Woche stehen noch mehrere andere Jungen und Mädchen auf der Liste«, sagte Orlenda. »Wollt Ihr sie heute sehen, Seelah?«
»Dazu bin ich jetzt nicht in der Stimmung. Gibt es sonst noch etwas?«
Orlenda rollte ihr Pergament zusammen und scheuchte die übrigen Kinder in den Hof hinaus. »Nun«, sagte sie. »Wir brauchen einen neuen Keshiri-Diener für das Spital.«
»Was ist denn aus dem letzten geworden, Orlenda?« Seelah grinste. »Hat deine Freundlichkeit ihn schließlich umgebracht?«
»Nein – aber tot ist er dennoch.«
»Der Große? Gosem?«
»Gorem« , sagte Orlenda mit einem Seufzen. »Ja, er starb letzte Woche. Wir haben ihn an Ravilans Team ausgeliehen, das ein weiteres Deck der Omen auseinandergenommen hat, auf der Suche nach dem, wonach auch immer sie eben so suchen. Gorem war, nun, Ihr wisst schon, so stark …«
»Komm zur Sache.«
»Ich vermute, dass er schwere Metallplatten umhergewuchtet hat, und da oben unter diesem Dach ist es sehr heiß. Er ist gleich draußen vor dem Schiff einfach zusammengebrochen.« Orlenda schnalzte mit der Zunge.
»Hmm.« Eigentlich hatte sie gedacht, die Keshiri seien aus härterem Holz geschnitzt. Dennoch war das Ganze eine gute Gelegenheit, um ihre wollüstige Freundin zu necken. »Ich nehme an, du hast am Scheiterhaufen geweint?«
»Nein, sie haben ihn über die Klippe geworfen«, sagte Orlenda, während sie ihr flachsblondes Haar glatt strich. »An jenem Tag herrschte starker Wind.«
Unmittelbar vor
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