Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
hatten, entsprachen grässlichen Klischees: Die meisten von ihnen waren barbarische Kettenrassler mit lächerlicher Aufmachung und Kriegsbemalung. Seelahs Stamm war da ganz anders. Tätowierungen waren Sklaven vorbehalten. Ein Sith von Kesh erblickte bereits als Kunstwerk das Licht dieser Welt.
Und nach den Verlusten durch die Säuberung war die Zahl des Stammes in den letzten paar Jahren rasch gestiegen. Die Aussicht auf ein warmes Zuhause auf Meereshöhe genügte, um selbst in den einzelgängerischsten Sith den Gedanken an eine Familie zu schüren. Draußen im Hof entdeckte Seelah die größte Überlebenskünstlerin des Stammes, Orlenda, sie war hochschwanger. Hier mangelte es nie an Überraschungen.
»Alles erledigt«, sagte Orlenda und lehnte sich gegen einen klapprigen Karren, der dabei war, Tahv zu verlassen. Die jüngere Frau schaute nervös zu Boden. Korsin würde jeden Moment eintreffen. »Wollt … wollt Ihr, dass ich mich hierum kümmere? Ich kann zwar nicht fliegen, aber ich kann auf diesem Karren mit den zerbrechlichen Gütern runterfahren.«
Seelah biss sich auf die Unterlippe. Korsin würde misstrauisch werden, wenn er Orlenda bei seiner Ankunft an Seelahs Seite sah. Doch falls hier irgendetwas schiefging, konnte Orlenda dafür sorgen, dass Seelahs Kurs beibehalten wurde. »Geh«, sagte sie seufzend. »Aber beeil dich. Sie kommen.«
Orlenda rollte klappernd hinter Keshiri-Trägern her. Abgesehen von den Uvaks waren sie die einzigen »Lasttiere« des Kontinents.
Die Zeit ist gekommen. Seelah eilte auf den Platz zu, den die Gebäude und der Schrein der Omen bildeten. Korsins Gefolge landete am anderen Ende, ausnahmsweise einmal genau planmäßig. Korsin und Gloyds vier Leibwächter nahmen ihre Positionen ein, während Keshiri-Helfer die Uvaks fortführten. Ihre Stallungen würden als allerletzte geschlossen werden.
Korsin studierte den Platz um sich herum. »Ah, Seelah. Da bist du ja.« Er kam auf sie zu, hinaus ins Freie.
»Ja, hier bin ich.« Sie schloss die Augen und konzentrierte sich. Jetzt, Jariad!
3. Kapitel
Es war nicht so sehr der Ansturm der Leiber, der Korsin erschreckte, sondern wo sie herkamen. Schwarz gekleidete Sith sprangen aus den Wohnquartieren – durch Türöffnungen, aus hochgelegenen Fenstern, von Dächern – und von der Brustwehr des mehrgeschossigen Tempels der Omen auf den Platz. Korsin aktivierte sein Lichtschwert und rührte sich nicht vom Fleck, als die Angreifer näher kamen. Es waren Jariads Schwerter, dieselbe Gruppe wie gestern Morgen.
Korsin tauschte einen Blick mit Gloyd. Ihre Leibwachen flankierten sie und bildeten eine nach außen ausgerichtete Verteidigungsformation. Vier zu eins. »Bleibt dicht zusammen.« Er verfolgte, wie Jariad mit großen Schritten zielstrebig aus dem Eingang des Tempels marschiert kam. Seine Klinge glomm. »Das hier sieht mir nicht nach den Nördlichen Gebieten aus, Jariad.«
Sein Neffe sagte nichts. Er hatte wieder diesen wilden Blick. Devores Blick.
»Ich habe dir diese kleine Bande zugestanden, um dir etwas zu tun zu geben«, rief Korsin. Er wandte sich an Jariads ernst dreinblickende Gefährten. »Ihr solltet euch schämen. Kehrt nach Tahv zurück.«
»Ich bin nicht wie Nida«, sagte Jariad, ohne stehen zu bleiben. »Ich brauche keine Hobbys. Es wurde schon genügend Zeit vergeudet.« Er ging um seine Verbündeten herum, die jetzt einen Kreis glimmender Lichtschwerter um Korsins Gruppe bildeten. »Es ist an der Zeit, dass Ihr bezahlt, Captain Korsin. Das habt Ihr uns selbst gesagt. Ein neues Zeitalter ist angebrochen. Es wird Zeit, dass das Militärregime endet. Hier geht es um Eure Nachfolge – darum zu bestimmen, wer den Stamm am ehesten anführen sollte.«
»Wer? Du ?« Korsin versuchte, sich überrascht zu geben – und schnaubte amüsiert. »Oh, Jariad – das glaube ich nun wirklich nicht. Geh einfach nach Hause.«
Jariad erstarrte. Offensichtlich war er sich der wachsamen Blicke seiner eigenen Leute wohlbewusst.
Gloyd, der anscheinend verstand, was Korsin im Sinn hatte, lachte laut auf. »Captain, ich würde diesem Kerl nicht einmal das Ausmisten der Uvak-Ställe übertragen.«
»Ich bin die Zukunft!«, dröhnte Jariad. »Ich bin der Jüngste der Hochgeborenen. Alle Sith nach mir wurden auf Kesh geboren.« Er hob sein Lichtschwert. »Der Anführer der Sith sollte etwas Besonderes sein.«
Korsin starrte ihn finster an – und knurrte: »Du bist nichts Besonderes. Deinesgleichen ist mir schon oft genug
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