Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
zuzuschlagen schließlich gekommen sei. Jariad erinnerte sie von Tag zu Tag mehr an seinen Vater. Devore Korsin hatte auch kein Fettnäpfchen ausgelassen.
Das Verschwinden der Uvaks war zwar ein unerwartetes Problem, aber eins, das sie alle traf, denn jetzt konnte niemand mehr fliehen. Die Keshiri hatten sämtliche Tiere hinausgetrieben. Hatte Jariad diese Vorkehrung getroffen, ohne ihr etwas davon zu sagen? Unwahrscheinlich. Allerdings schien die Sache Korsins Hoffnung angestachelt zu haben. Dort unten, auf dem abgestützten Hang neben dem Tempel der Omen, blickte er weiterhin zum Himmel empor. Seelah war sich nicht sicher, wonach er Ausschau hielt.
Seelah genoss den Anblick. Jetzt hatte Jariad Korsin am Wickel. Ob nun trainiert oder nicht, seine Schwerter waren in der Überzahl. Während seine Leibwächter zurückblieben, wich Korsin rückwärts zu der Felsklippe zurück, von der einst auch Devore gestürzt war. Das würde Jariad gefallen. Er schien jeden Moment zu genießen – er schlug wieder und wieder auf Korsin ein, und gelegentlich traf seine Klinge sogar ihr Ziel. Korsin war jetzt verletzt – er blutete stark. Jariad rückte ihm noch dichter auf den Leib, trieb seinen Onkel immer weiter nach hinten.
Und dennoch schaute Korsin in die Höhe. Worauf wartete er?
Ein Krachen hinter ihr erregte ihre Aufmerksamkeit. Die schlaffe Gestalt eines ihrer Diener krachte durch ein Oberlicht und verschwand über die Seite. Da steckt Gloyd also. Sie mussten ihn fassen, ihn vom Geschehen weiter unten isolieren. Verärgert darüber, dass sie der Genugtuung beraubt wurde, Korsin sterben zu sehen, drehte sich Seelah zu dem zersprungenen Oberlicht um …
… bloß, um auszurutschen, als schlagende Schwingen über den Dachfirst hinwegsausten. Seelah rollte sich zur Seite, um den tretenden, krallenbewehrten Füßen zu entgehen. Die Uvaks waren zurück!
Seelah stürzte durch das klaffende Loch und landete auf allen vieren auf dem Steinboden. Gloyd kämpfte im Nebenraum, doch sie krabbelte trotzdem auf das Fenster zu. Sie musste es wissen: Waren die Keshiri mit den Uvaks zurückgekehrt? Oder war es jemand, den sie bei ihren Überlegungen nicht berücksichtigt hatte, jemand, mit dem sie nicht gerechnet hatte? Als sie hinausschaute, sah sie, um wen es sich handelte.
Nida.
4. Kapitel
Korsin hatte seine Trumpfkarte ausgespielt. Er wusste, dass allein schon Nidas Existenz zu Seelahs Plan gehört hatte, um dafür zu sorgen, dass sie und Jariad dem Sitz der Macht so nah wie möglich blieben. Korsin eine Tochter zu schenken war für Seelah hilfreich – Nida selbst hingegen nicht. Seelah hatte »fürsorglich« eine Reihe von Keshiri-Kindermädchen und dann Privatlehrer für das Kind gesucht, die sie in einer Stadt nach der anderen versorgt hatten. Offiziell stellte sie ihr Tun als eine Geste des Vertrauens der Sith in die Keshiri dar, in Wahrheit jedoch spiegelte es bloß das Loch wider, von dem er seit jeher wusste, dass es im Herzen seiner Frau war.
Doch da war noch mehr. Seelah schaffte Nida nicht einfach bloß aus dem Weg. Korsin wusste, dass sie so verhinderte, dass ihre Tochter mehr als nur eine oberflächliche Ausbildung in den Wegen der Sith erhielt. Seelah behielt die Entwicklung der Sith auf Kesh im Auge. Sie wusste stets, wo sich alle potenziellen Mentoren aufhielten.
Allerdings verfügte Korsin über mehrere loyale Besatzungsmitglieder, die bereit waren, ihm in jeder nur erdenklichen Funktion zu dienen. Mit Gloyds Hilfe hatte Korsin ihren Tod in abgelegenen Regionen von Kesh inszeniert und sie untertauchen lassen. So hatte Nida in den Nächten während ihres vermeintlichen Exils heimlich den Umgang mit der Dunklen Seite gelernt – während sie tagsüber Freunde unter den Keshiri gewonnen und sich ein Netzwerk von Informanten aufgebaut hatte. Und das alles im Rahmen ihrer scheinbar bedeutungslosen – jedoch höchst mobilen – Rolle als Luftbotschafterin der Sith.
Während Seelah danach strebte, sich allen anderen als das Musterbeispiel der Sith auf Kesh zu präsentieren, hatte Korsin eine Anführerin geformt, jemanden mit dem Talent, zu kämpfen und zu regieren. Eine Thronerbin – und heute eine Retterin.
Letzte Nacht hatte einer von Nidas Keshiri-Vertrauten das Komplott enthüllt, die Uvaks zu stehlen, während sich die obersten Sith oben auf dem Berg aufhielten. Nida hatte anschließend den ganzen Morgen damit verbracht sicherzustellen, dass das, was die Keshiri vorhatten, nicht darüber hinausging, bevor sie
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