Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
versucht, ihn mithilfe der Macht von den Klippen zu schleudern«, berichtete Nida. »Er hat’s versucht … und als er versagte, tat ich es.«
Seelah sah ihre Tochter mit ausdrucksloser Miene an.
»Es war mir zuwider, den armen Tona so zu missbrauchen«, sagte Nida. »Aber er dachte, er hätte etwas, das ich will.« Sie nahm noch einen Schluck. »Wir hatten etwas gemeinsam, weißt du? Unsere Mütter hatten für unsere Väter keine Verwendung.«
Tona hatte verraten, dass die Verschwörer die Uvaks zur Sessalspitze brachten, doch das war auch schon alles, was er wusste. »Dort gibt es keine Spur von ihnen«, erzählte Nida. »Wir vermuten, dass sie sich in die Lavagrube gestürzt haben. Aus Trotz – oder vor Angst. Was von beidem, ist nicht von Belang.« Ob Sith oder Keshiri, die Meinungsverschiedenheiten auf Kesh waren fürs Erste beigelegt. Es war ein ereignisreicher Tag gewesen. »Ich bin hergekommen, weil soeben Vaters jüngstes Testament verlesen wurde«, sagte sie. Das Testament existierte – und es befand sich in ihrer Obhut. »Darin hat er mich zu seiner Nachfolgerin bestimmt – und die drei überlebenden Hochlords haben es beglaubigt. Siehst du? Nun bist du doch noch die Mutter des neuen Großlords. Herzlichen Glückwunsch.« Nida strahlte. In ihrem Alter konnte sie davon ausgehen, dass sie jahrzehntelang über Kesh herrschen würde. »Oder bis die Sith kommen, um uns zu retten.«
Seelah schnaubte. »Du bist noch ein Kind .« Sie rutschte von der Steinplatte, musste sich jedoch direkt mit den Händen daran abstützen, als ihre Füße nicht taten, was sie sollten. »Niemand wird kommen, um uns zu retten. Dein Vater wusste das.«
»Er hat es mir gesagt. Allerdings ist das für mich so oder so nicht von Belang.«
»Das sollte es aber«, meinte Seelah, die sich mühte, sich aufzurichten. »Wenn ich das diesen Leuten da draußen erzähle …«
Nida stellte die Tasse wie beiläufig wieder ab und trat in Richtung Tür zurück. »Dort draußen ist niemand«, sagte sie. »Vielleicht solltest du dir lieber auch noch Vaters übrige letzte Wünsche anhören. Fortan sind mit dem Tode des Großlords sämtliche Ehepartner und Hausdiener, die er besitzt, zu opfern. Auf diese Idee brachte ihn ein alter Keshiri-Brauch. Vordergründig dient es dazu, den Großlord zu ehren – aber du und ich, wir wissen, was wirklich dahintersteckt.« Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Ich könnte mir zwar vorstellen, dass das meinem Privatleben einen gehörigen Dämpfer verpasst, aber damit werde ich schon fertig.«
Seelah hielt den Atem an. »Du kannst doch nicht wirklich die Absicht haben …?«
»Entspann dich«, sagte Nida. » Fortan. Nein, ich habe befohlen, dass sich alle Sith zu Ehren von Vaters Tod von diesem Berg zurückziehen. Solange ich lebe, wird keiner hierher zurückkehren. Dies ist dein neues Zuhause – einmal mehr.« Und damit trat sie in den Hof hinaus.
Seelah brauchte schmerzhafte Minuten, um ihr zu folgen, während sie sich mühsam über das Steinpflaster schleppte. Nida setzte einen Fuß in den Steigbügel ihres Uvaks, umgeben von Kisten aus Hejarbotrieben voller Früchte und Gemüse. Nida erklärte, dass bei regelmäßigen Uvak-Überflügen noch mehr abgeworfen werden würde – von den einzigen Kreaturen, wild oder gezähmt, die im Luftraum über dem Tempel erlaubt waren. Im Übrigen war der Zugang zum Schrein der Omen anderswo auf dem Anwesen dichtgemacht worden. Und weiter unten wurde der Pfad, der den Berg hinaufführte, just in diesem Moment verbarrikadiert. Der Weg war mühsam ins Gestein gemeißelt worden, doch jetzt wurde er für alle Zeiten blockiert.
Was übrig blieb, erkannte Seelah, als sie sich umschaute, war der kalte Tempel, in dem zu leben sie so zu hassen gelernt hatte. Ein Zuhause, wie es ausschließlich einer Göttin von hoch droben angemessen war – für immer. Allein. »Nida«, hustete Seelah, als Nida sich emporschwang. »Nida, du bist mein Kind.«
»Ja, das hat man mir auch gesagt. Leb wohl!«
Eine Art von Hölle
(PURGATORY)
1. Kapitel
3960 JAHRE VOR DER SCHLACHT VON YAVIN
Ihr Nachmittag begann so wie immer. Die Harke fuhr hernieder und pflügte symmetrische Furchen in die schwarze Erde. Nachdem er sie wieder angehoben hatte, ließ der Mann, der die Harke führte, sie erneut nach unten sausen, um die Furchen ordentlich zu teilen.
Ori Kitai sah von jenseits der Hecke aus zu. Der junge Farmer kam nur langsam voran. Die Harke, eine provisorische Konstruktion aus
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