Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
die Luzos gestellt hatten.
»Es wird sich alles klären«, sagte sie zu dem Verwalter und wandte sich ihrem Uvak zu.
»Lebt wohl, Ori.«
Ori stieg auf Shyns Rücken und nahm die Zügel in die Hand. Mit einem Mal hielt sie inne und rief dem sich entfernenden Keshiri-Ältesten nach: »Moment mal, du hast mich Ori genannt!«
Der Keshiri blickte zu Boden und ging davon.
Bei der Dunklen Seite , dachte sie. Alles, nur das nicht.
Jelph kippte den klapprigen Karren nach vorn, sodass sich ein weiterer Stoß Erde in die Mulde ergoss. Im Laufe des Sommers würden die Hügel, die er jetzt aufschüttete, austrocknen und dadurch säurehaltiger werden, und das Einschwemmen von alkalihaltigem Wasser reicherte die Erde noch weiter an. Seine Keshiri-Kunden hatten vielleicht keine Ahnung von Wasserstoffionen, aber etwas Besonderes waren sie dennoch.
Als Jelph ein Geräusch vernahm, ließ er die Kelle fallen und ging um die Hütte herum. Dort, in den schwindenden Strahlen der Abendsonne, stand seine Besucherin vom Vortag. Sie hatte das Gesicht ihrem Uvak zugewandt und hielt die Zügel fest umklammert.
»Ich bin überrascht, Euch zu sehen«, sagte Jelph, als er sich ihr von hinten näherte. »Ich hoffe, mit den Dalsas war alles in Ordnung?«
Sie drehte sich um und gab die Zügel frei. Ihre strahlend braunen Augen waren voller Schmerz und Wut.
»Ich wurde geächtet«, sagte Ori von Tahv. »Ich bin jetzt eine Sklavin.«
3. Kapitel
Jelph schöpfte noch mehr von dem grobkörnigen Brei in ihre Schüssel. Das geschmacksneutrale Getreide, eigentlich eine Armenspeise der Keshiri, avancierte in seinen Händen zu etwas anderem, verfeinert mit Gewürzen aus seinem Garten und den winzigsten Happen von Pökelfleisch. Ori vermochte nicht zu sagen, von welchem Tier das Fleisch stammte, doch jetzt schlang sie die Mahlzeit hungrig hinunter. Zwei Tage hochmütiger Zurückhaltung genügten.
Es war noch immer sehr seltsam, ihn hier zu sehen, jenseits der Felder. In den letzten beiden Tagen war er jeden Morgen vor Sonnenaufgang aufgestanden, um seine Pflichten frühzeitig in Angriff zu nehmen und mehr Zeit für sie zu haben. Er wusch sich im Fluss, bevor sie sich von ihrem Lager erhob. Wenn sie an der Reihe war, zog er sich in die Ecke der Hütte zurück, die ihm als Küche diente, um den Anstand zu wahren. Ori glaubte zwar nicht, dass sie so etwas überhaupt besaß, doch wieder beeindruckte sie diese sonderbare Rücksichtnahme. Er war kein Keshiri-Spielzeug, sondern ein Mensch, selbst wenn er ein Sklave war – genau wie sie.
Aus irgendeinem Grund hatte sie ihm in jener ersten Nacht nichts weiter erzählt. Es gab so wenig, was er tun konnte, und alles, das sich zugetragen hatte, lag so weit außerhalb seines Bezugsrahmens. Sie hatte schweigend auf der Türschwelle der Hütte gesessen und nach nichts Ausschau gehalten, bis sie einfach zusammengebrochen war. Am nächsten Morgen war sie drinnen aufgewacht, auf seinem eigenen Bett aus Stroh. Sie hatte keine Ahnung, wo er in dieser Nacht geschlafen hatte – sofern er das überhaupt getan hatte.
Am zweiten Abend war – nach einem unberührten Abendessen – alles aus ihr herausgesprudelt, alles, was sie auf ihrer Reise nach Tahv erfahren hatte. Die Anführer der beiden Gruppierungen, die sich niemals auf einen Großlord einigen konnten, waren tatsächlich ihrer betagten Kompromisskandidatin zum Opfer gefallen. Der Vorfall hatte ihre Handlanger dazu veranlasst, die Führung der Roten und der Goldenen Fraktion einen Kopf kürzer zu machen – im wahrsten Sinne des Wortes.
Ihre Quellen versicherten Ori zwar, dass ihre Mutter noch lebte, doch sie befand sich in den Klauen der rachsüchtigen Venn. Für Candra war es zu spät, um ihren Status zu bewahren, aber vielleicht gelang es ihr zumindest, ihr Leben zu retten, wenn sie die richtigen Dinge über die richtigen Leute sagte. Genau wie Donellan hatte auch Candra zu lange damit gewartet, sich für eine Seite zu entscheiden und sich als Venns Nachfolgerin ins Spiel zu bringen. Ein Jahr Hochlady zu sein schien keine lange Zeit zu sein. Allerdings hatte die Notwendigkeit, ihre Rivalen zu überleben, für Venn, bei der jeder Atemzug einem Wunder gleichkam, höchste Priorität.
Als sie erfuhr, dass sie zur Sklaverei verdammt worden war, eilte Ori zu ihrem versteckten Uvak und flog unverzüglich zum einzig sicheren Ort, den sie kannte. Nach einem langen Moment des Zögerns hatte Jelph sie bei sich willkommen geheißen – auch wenn er sich weniger sicher
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