Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
repräsentierte. Dey salutierte Ori und ihrer Mutter.
»Ich denke, er wird sich gut schlagen«, kommentierte Ori.
»Er wird sterben«, erwiderte Candra.
Ori drehte sich überrascht um. Candra ließ sich in ihren bequemen Sessel sinken, gleichgültig gegenüber den Trommeln, die unten schlugen. Als Ori das Gesicht ihrer Mutter musterte, begriff sie die Wahrheit. Diese Sportveranstaltungen waren seit jeher in gewisser Weise nichts anderes als stellvertretende Nachfolgekämpfe. Die rivalisierenden Fraktionen mochten vielleicht versuchen, Candras Gunst zu erlangen, indem sie ihrem Streiter den Sieg zugestanden, doch die neueste Hochlady würde Großlady Venn keinen Grund dafür liefern, sich über sie zu ereifern. Nicht heute.
»Irgendwann müssen wir doch mal gewinnen«, murrte sie.
»Nicht heute«, sagte Candra. Campion Dey war schon so gut wie tot.
Als das Muschelhorn ertönte, verwandelte sich das Spielfeld sogleich in eine Wolke aus Staub und Blut. Beim Spießreiten ging es nicht um Taktik oder um Eleganz. Die Reiter hatten ihre Lichtschwerter, aber jeder mit einem Fünkchen Verstand verließ sich auf die Zügel und nichts anderes. Wie jedes andere Schwert auch, liebte Ori einen guten Kampf – das hier war jedoch nichts weiter als eine Keilerei mit Tieren: mit Titanen, die umhertaumelten und ihre Glasspieße ineinanderbohrten.
Und der Streiter ihrer Familie war lediglich hier, um das Feld zu zieren, nicht besser als die Blumen in den …
»Sieh!«
Alle Augen richteten sich auf Campion Dey, dessen Uvak unvermittelt auf seinen krallenbewehrten Füßen zurückwich, wie um Anlauf zu nehmen. Dann stürmte das Tier vor, die rasiermesserscharfen Spitzen seiner Schwingen vorgestreckt. Doch anstatt den Gegner zu attackieren, der unglücklich vor ihm herumwankte, sprang die Kreatur in die Höhe … und flog . Schwingen, die eigentlich nicht funktionieren durften, blähten sich mächtig auf, sodass der Uvak und sein Reiter aus dem Gedränge des Kampfs auf die Haupttribüne zuschossen.
Dey, der in seinem Sattel stand, hob sein rotes Lichtschwert und schrie etwas, das Ori nicht hören konnte. Er hatte den Uvak unter Kontrolle, so viel war sicher. Ori aktivierte ihre eigene Waffe und sprang auf das Geländer, bereit zuzuschlagen, wenn er ihnen zu nahe kam. Doch der schwerfällige Koloss flog linker Hand vorbei und bahnte sich durch die panische Menge unbeholfen seinen Weg nach oben, in Richtung der Ehrenloge der Großlady.
Ori sah, wie sich Lillia Venn ungerührt erhob, als der Angreifer über die steinerne, unüberdachte Tribüne auf sie zukletterte. Die Großlady hob ihre zittrigen Hände und entfesselte einen Sturm von Energie der Dunklen Seite. Blaues Feuer tanzte knisternd die gesamte Flügelspannweite des Uvaks entlang. Das überraschte Tier stürzte nach hinten auf die unteren Sitzreihen, wobei der Reiter abgeschüttelt wurde. Die Luzos sprangen aus der Ehrenloge in die Tiefe, ihre Waffen vage blaue Schemen, als sie auf den Möchtegernattentäter zusausten.
»Mutter, zurück!«, rief Ori.
Gegenüber schloss eine Keshiri-Dienerin hastig die Klappläden der Loge der Großlady. Jetzt tat Ori dasselbe und stieß dabei große Vasen mit Jelphs Blumen um. Dann drehte sie sich wieder um, um zu sehen, wie ihre Mutter schwankend aufstand, paralysiert von dem Spektakel.
»Was ist da gerade passiert, Mutter?« Sie kannten Campion Dey schon viele Jahre, hatten seine Ausbildung zum Spießreiter unterstützt. Was mochte ihn zu seiner irrsinnigen Tat verleitet haben?
Candra schüttelte nur den Kopf. Alles Blut wich aus ihrem Gesicht, das nur Sekunden zuvor noch so jugendlich gewirkt hatte. »Du … du solltest besser gehen, Ori.«
»Die anderen Schwerter kümmern sich schon um Dey«, sagte Ori, die den Zugang zur Loge bewachte.
»Das habe ich damit nicht gemeint.«
Ori starrte ihre Mutter verblüfft an. »Wir sind dafür nicht verantwortlich. Es gibt nichts, worüber wir uns sorgen müssten, oder?« Sie schüttelte die ältere Frau am Arm. » Oder , Mutter?«
Candra, der es irgendwie gelang, auf eine letzte Reserve an Gelassenheit zurückzugreifen, nahm Haltung an. »Ich weiß nicht, was gerade geschehen ist. Aber ich werde es erfahren , auf die eine oder andere Weise.« Sie trat an ihrer Tochter vorbei und öffnete die Tür. Draußen stürmten Sith und Keshiri hektisch die Außenrampen der Korsinata hinab.
»Mutter!«
Candra schaute mit traurigen Augen zu ihr zurück. »Ich kann jetzt nicht reden, Ori. Begib dich
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