Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
wollten nicht, dass wir das je erfahren. Seelah muss jedwede Aufzeichnungen darüber, was Ravilans Leute wirklich waren, verboten haben. Deshalb hat Korsin die Nachricht überspielt. Wir müssen dies geheim halten.«
Hilts schaute zu ihr auf. »Ich wüsste nicht, wie wir …«
»Wir dürfen nicht zulassen, dass die Keshiri das jemals erfahren!«, sagte Korsin Bentado. Der stoische Riese war jetzt gut und gerne genauso nervös wie Jaye. »Wenn sie rausfinden, dass ihre Protektoren von solchen Kreaturen beherrscht werden konnten …«
»Das werden sie nicht«, zischte Neera. »Vorher bringe ich sie alle um.«
»Das wird nicht nötig sein«, meinte Iliana, die die Bruchstücke des Aufnahmegeräts unter dem Stiefel zermalmte. »Es ist erledigt.«
Hilts sah die Überreste des Geräts an. Es war erledigt.
Wie nicht anders zu erwarten, lief die Sache gehörig schief. Zwanzig Sith konnten kein Geheimnis für sich behalten, nicht einmal zu ihrem eigenen Schutz. Irgendjemand hatte alles ausgeplaudert. Möglicherweise hatte einer der Anwesenden volltrunken und von Schmerz geplagt alles über die Herkunft des Vergessenen Stammes verraten. Gewiss waren viele der Gefährten der Anführer der einzelnen Lager begierig darauf gewesen zu erfahren, was die Testamentsverlesung ergeben hatte. Und dort draußen kampierten Menschen von ganz Kesh, die das Fest von Nidas Aufstieg feierten. Menschen mit Uvaks, bereit, loszufliegen und die fatale Neuigkeit zu verkünden.
Sie waren nichts Besonderes.
Die Folgen dieser Entwicklung ließen nicht lange auf sich warten. Zuvor waren Keshs Städte zerfallen, jetzt brannten sie. Den wenigen Berichten nach zu urteilen, die sie aus dem übrigen Kontinent erreichten, ausnahmslos alle. Heute war der planmäßig angesetzte Testamenttag. Die krebsartig um sich greifende Wahrheit hatte bloß acht Tage gebraucht, um jeden Ort zu erreichen, an dem Menschen lebten.
Sie waren gar nichts.
Hilts spähte aus Jayes Hütte aus Hejarbotrieben auf die nächtlichen Straßen hinaus. Die Behausung hatte den ersten Feuersturm überstanden, doch die Brandstifter waren wieder unterwegs, und vermutlich würde die Hütte nicht mehr allzu lange stehen. Überall verfolgten Keshiri das Geschehen aus ihren Verstecken heraus, gleichermaßen um ihr Leben fürchtend wie fasziniert von dem Leid, das sich ihre Meister selbst zufügten. Zorn brandete im Überfluss durch die Macht, als ein gesamtes Volk Selbstmord zu verüben versuchte.
Sie haben es nicht verdient, irgendetwas zu sein.
»Dies ist das Ende aller Tage, Meister Hilts«, sagte Jaye, der neben ihm in der Türöffnung kauerte. Der verängstigte Keshiri blickte zu der Wolke wild gewordener Uvaks empor, die die Flammen umkreisten.
Hilts nickte bloß. Er hatte seinem Assistenten vom Inhalt der Aufnahme berichtet. Jetzt spielte das ohnehin keine Rolle mehr. Die ganzen internen Machtkämpfe hatten bereits dafür gesorgt, dass die menschliche Bevölkerung von Kesh bloß noch aus ein paar Tausend bestand. Wie viele mochten noch übrig sein? Seit dem Ausbruch der Unruhen hatte er keinen der Fraktionsführer mehr zu Gesicht bekommen – nicht einmal Iliana, die so zuversichtlich zu sein schien, dass die Gefahr gebannt sei. Wie sehr sie sich doch geirrt hatte. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern.
Und doch … hatte Korsin noch etwas anderes gesagt. Er sagte: »Die wahre Macht liegt hinter dem Thron.« Das war eine sonderbare Aussage. Hilts hatte von einer Keshiri-Redewendung gehört, wo es sich auf die Mitwirkung eines Ehepartners beim Herrschen bezog. Das konnte Seelahs Mann jedoch nicht damit meinen. Er hatte Iliana kennengelernt, ihre Nachfolgerin im Geiste. Hilts hätte nicht darauf vertraut, dass sie nicht noch seine Leiche gefleddert hätte. Kein Sith vertraute seiner Liebsten – am allerwenigsten einer wie Seelah. Hilts richtete sich in der Türöffnung auf.
»Verwalter, die Aufständischen werden Euch sehen!«
Der grauhaarige Mensch schenkte ihm keine Aufmerksamkeit, sondern schaute stattdessen zum Palast hinüber. Als der Pöbel durchgedreht war, hatten sie die Flucht ergriffen. Gleichwohl, seine Gedanken drehten sich nicht um das, was es im Palast gab. Vielmehr dachte er an das, was dort niemals vorhanden war.
Ein Thron.
Sein Umhang bauschte sich hinter ihm, als Hilts in die Straße stürmte. Alarmiert folgte Jaye ihm, sorgsam darauf bedacht, nicht auf einen seiner toten Nachbarn zu treten – oder sie anzusehen. »Verwalter, was ist los?«
»Es ist der
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