Star Wars - Episode III - Die Rache der Sith
wie er sich bewegt hatte, ohne die Absicht, sich zu bewegen, ohne den Übergang von dämmernder Erkenntnis, fand sich Anakin auf den Beinen. Eine blaue schlanke Säule aus summender Energie endete einen Zentimeter vor Palpatines Kinn. Ihr Glühen schuf neue Schattenmuster im Gesicht des Kanzlers und an der Decke.
Allmählich begriff Anakin, dass das Glühen von seinem Lichtschwert stammte, und dass er es in der Hand hielt.
»Ihr«, sagte er. Plötzlich war ihm nicht mehr schwindelig, und er fühlte auch keine Müdigkeit mehr.
Auf einmal ergab alles einen Sinn.
»Ihr seid es. Ihr seid es die ganze Zeit über gewesen!«
Im klaren blauen Licht seines Schwerts blickte er ins Gesicht jenes Mannes, dessen Züge ihm so vertraut waren wie seine eigenen, das jetzt aber so fremdartig erschien wie ein extragalaktischer Komet. Denn jetzt wusste er, dass die vertrauten Züge nur eine Maske darstellten.
Das wahre Gesicht dieses Mannes hatte er nie gesehen.
»Ich sollte Euch töten«, sagte er. »Ich werde Euch töten!«
Palpatine bedachte ihn mit dem weisen, freundlichen, onkelhaften Lächeln, das Anakin kannte, seit er neun Jahre alt war. »Warum?«
»Ihr seid ein Sith-Lord!«
»Ja«, bestätigte Palpatine schlicht. »Außerdem bin ich dein Freund.«
Die blaue Energieklinge zitterte ein wenig.
»Ich bin auch der Mann, der immer für dich da gewesen ist. Ich bin der Mann, denn du nie belügen musstest. Ich bin der Mann, der nur von dir möchte, dass du deinem Gewissen folgst. Wenn dein Gewissen von dir verlangt, einen Mord zu begehen, nur weil es… gewisse philosophische Differenzen gibt… so werde ich mich nicht widersetzen.«
Palpatine öffnete die Hände. »Anakin, als ich sagte, dass du alles haben kannst, was du willst… Glaubst du, ich habe mein Leben dabei ausgeklammert?«
Der Boden unter Anakins Füßen schien weich zu werden. Dunkelheit umwogte ihn, und Verwirrung kam aus der Schwärze. »Ihr… Ihr wollte nicht einmal kämpfen… ?«
»Gegen dich?« Im blauen Glühen des Lichtschwerts, das von Palpatines Kinn aufwärts Schatten projizierte, wirkte der Kanzler verblüfft von einer solchen Vorstellung. »Wie könnte ich, Anakin?«
»Ihr… Ihr… aber Ihr seid ein Sith…«
»Ja. Und was geschieht, wenn du mich tötest? Was passiert dann mit der Republik?« Palpatine sprach im Tonfall der Vernunft. »Was passiert dann mit Padmé?«
»Padmé… «
Ihr Name war ein schmerzerfülltes Keuchen.
»Wenn ich sterbe, nehme ich mein Wissen mit in den Tod«, sagte Palpatine wie jemand, der einem Kind etwas erklärte, das es eigentlich wissen sollte.
Die summende Klinge zitterte.
»Es sei denn, ich bekomme Gelegenheit, es meinen… Schüler zu lehren…«
Das Bild vor Anakins Augen verschwamm.
»Ich…« Ein Flüstern aus nacktem Schmerz und Verzweiflung. »Ich weiß nicht, was ich tun soll…«
Palpatine sah ihn an, so liebevoll und sanft wie immer, obwohl ihn nur wenige Zentimeter vom Lichtschwert trennten.
Und wenn dieses Gesicht doch keine Maske war? Wenn das wahre Gesicht des Sith so aussah wie dies: ein Mann, der sich immer um ihn gekümmert und ihm geholfen hatte, der sein treuer Freund gewesen war, als er geglaubt hatte, keine anderen Freunde zu haben.
Was dann?
»Anakin«, sagte Palpatine, »lass uns miteinander reden.«
Die vier Leibwächterdroiden schwärmten halbkreisförmig zwischen Obi-Wan und Grievous aus und hoben ihre Energiestäbe. Obi-Wan wahrte eine respektvolle Distanz. Er hatte noch immer einige blaue Flecken, die von solchen Stäben stammten, und er wollte ihnen keine weiteren hinzufügen.
»Hiermit seid Ihr verhaftetet, General Grievous«, sagte er.
Der Biodroiden-General näherte sich und schritt, ohne zu zögern, an seinen Leibwächtern vorbei. »Kenobi. Sagt es nicht, lasst mich raten: Dies ist der Teil, bei dem Ihr mir die Chance bietet, mich zu ergeben.«
»Vielleicht«, erwiderte Obi-Wan gelassen. »Wenn Ihr möchtet, kann es auch der Teil sein, bei dem ich Euer Ektoskelett demontiere und euch in einem Frachtspringer nach Coruscant bringe.«
»Ich nehme Option drei.« Grievous hob die Hand, und seine Leibwächter umringten Obi-Wan. »Das ist die, bei der ich beobachte, wie Ihr sterbt.«
Ein weiterer Wink, und die Droiden an der Decke erwachten.
Mit dem Kopf nach unten lösten sie sich aus ihren Sockeln, begleitet von einem lauter werdenden Chor aus summenden, surrenden und klickenden Geräuschen, die immer lauter wurden, bis Obi-Wan fast das Gefühl hatte, in eine
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