Star Wars™ Glücksritter (German Edition)
als würde Tavia ein ruhiges Leben bevorzugen.«
Bink schwieg eine ganze Weile, und Winter war bereits mit der Naht fertig und hatte sich der nächsten zugewandt, als sie schließlich sagte: »Ich nehme an, sie hat mit dir geredet. Interessant. Sie muss dich wirklich mögen – sonst öffnet sie sich niemandem so schnell. Wahrscheinlich hat sie dir erzählt, wie sehr ich diese ganze Geisterdiebsache genieße, und wie unzufrieden ich bin, wenn ich längere Zeit etwas anderes tue, richtig?«
Winter zögerte. »Sie sagte, du bist sehr gut in dem, was du tust«, wählte sie schließlich die diplomatische Herangehensweise. »Wir haben uns nur ein wenig darüber unterhalten, dass den meisten Leuten die Dinge Spaß machen, die sie gut beherrschen.«
»Und ich vermute, sie hat dir erzählt, wie gut sie im Umgang mit Elektronik ist?«
» Das muss sie uns nicht erst erzählen«, sagte Winter, in der Hoffnung, das Gespräch durch ein wenig Humor in eine andere Richtung zu lenken. »Wir haben alle gesehen, wozu sie in der Lage ist.«
»Oh, sie ist gut in dem, was sie tut, keine Frage«, erklärte Bink. »Leider ist sie nicht ganz so gut darin zu erkennen, wie böse das Universum rings um sie ist.«
Winter blickte mit zusammengezogenen Augenbrauen zu ihr hinauf. Da war ein todernster Ausdruck im Gesicht der jungen Frau, den Winter noch nicht an ihr gesehen hatte. »Ich verstehe nicht ganz.«
»Lass mich dir ein Beispiel nennen«, meinte Bink mit einem verbitterten Unterton in der Stimme. »Ich nehme an, sie hat die Rivordak Elektronikgesellschaft erwähnt.«
»Zumindest nicht namentlich.«
»Das ist normalerweise die Geschichte, die sie erzählt, um zu zeigen, wie ich alles Gute, was ihr im Leben widerfährt, ruiniere«, fuhr Bink fort. »Die Bezahlung war gut, der Boss war zufrieden mit ihrer Leistung, und die Arbeit hat ihr wirklich Spaß gemacht. Oberflächlich betrachtet, war alles perfekt.«
»Wo lag dann das Problem?«, wollte Winter wissen. »Haben die Kollegen ihre Suppe zu laut geschlürft?«
»Das Problem war, dass es den Laden überhaupt nicht gab«, erklärte Bink bedeutungsschwer. »Das heißt, der Laden, für den sie zu arbeiten glaubte, existierte nicht wirklich. Das war alles nur eine Fassade für eines der Hutt-Syndikate. Sie schmuggelten Spice, Waffen, sogar Sklaven, und die Firma war einer ihrer Umschlagplätze. Unschuldige wie Tavia sollten nur das Image verschönern.«
Winter zuckte zusammen. Sie hatte zahlreiche solcher Orte gesehen, während sie lohnende Ziele für die Allianz ausgekundschaftet hatte. »Du hättest es ihr sagen können.«
»Ja, das hätte ich«, gestand Bink mit einem Seufzen ein. »Vielleicht wäre es das Beste gewesen. Aber sie ist so unschuldig, dass … Nun, ich bin sicher, du hast inzwischen herausgefunden, dass ich zynisch genug für uns beide bin. Vermutlich würde es sogar für alle reichen, wenn wir Drillinge wären. Ich möchte einfach nicht, dass sie so wird wie ich.«
»Ich verstehe«, sagte Winter, und so seltsam es auch schien, sie erkannte, dass sie es wirklich verstand. Sie und Prinzessin Leia hatten dieselbe jugendliche Unschuld besessen, doch sie war ihnen während des Kampfs gegen das Imperium aus der Seele gerissen worden.
»Ich möchte, dass sie glücklich ist, Winter«, schob Bink ernst nach. »Das möchte ich wirklich. Aber ich möchte auch, dass sie dreimal am Tag etwas auf dem Teller hat, und ich meine nicht, in der Gefängniskantine von Kessel. Bis wir genug Credits haben, damit sie an einem sicheren Ort ein neues Leben anfangen kann …« Sie zuckte mit den Schultern. »Solange muss ich weitermachen.« Plötzlich schien sie wieder ins Hier und Jetzt zurückzukehren. »Entschuldige. Hab ich gerade wieder eine Naht aufgerissen?«
»Nein, alles in Ordnung«, versicherte ihr Winter. »Aber mach das bitte nicht noch einmal.«
»In Ordnung«, gelobte die Diebin. Die düstere Stimmung löste sich auf, und sie war wieder die alte fröhliche Bink. »Tut mir leid.«
Einmal mehr senkte sich Stille über den Raum. Winter konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit und überlegte, wie zwei so ähnliche Personen das Universum auf so unterschiedliche Weise sehen konnten. Gleichzeitig fragte sie sich, ob dies vielleicht der große Coup sein konnte, auf den Bink und Tavia beide hofften. Der Coup, der ihnen endlich Freiheit schenken würde. Oder war morgen vielleicht der letzte gemeinsame Tag, der den beiden noch blieb?
17. Kapitel
Der Morgen war mit kräftigem
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