Star Wars- The Old Republic - Revan
Offiziell war er rehabilitiert und ins Licht zurückgeführt worden, aber es gab solche, die meinten, er würde immer noch die unauslöschliche Verderbtheit der Dunklen Seite in sich tragen. Zugegeben, Revan hatte sich nicht gerade bemüht, sie vom Gegenteil zu überzeugen.
Oben an der Treppe angekommen, durchschritt er den Tempeleingang und überquerte auf seinem Weg zum Innenhof den langen Marmorflur. Der Rat hatte angeboten, einen passenden Meister für ihn zu suchen, um ihn erneut in den ordnungsgemäßen Gebräuchen der Jedi zu unterweisen – ein Angebot, dass er rundheraus abgelehnt hatte. Revan hatte zu viel über die Macht gelernt, sowohl über ihre helle als auch über ihre dunkle Seite, um wie ein gewöhnlicher Padawan unterrichtet zu werden. Vielleicht hätte man über seine Widersprüchlichkeit hinweggesehen, hätte Bastila nicht einen ähnlichen Weg eingeschlagen. Einst war sie die glänzende, junge Aufsteigerin des Ordens gewesen, doch Malak hatte sie vorübergehend auf die Dunkle Seite gezogen und der Rat meinte, auch sie müsse neu geschult werden. Als sie sich weigerte, erkannten manche von ihnen ein vertrautes Muster: Revan entfremdete eine vielversprechende junge Jedi von den anerkannten Lehren des Ordens.
Ihre Heirat hatte die Lage noch verschärft. Der Jedi-Orden lehnte emotionale Bindungen ab, da man glaubte, sie seien ein Sprungbrett in den Untergang. Nach ihren Lehren brachte Liebe Eifersucht hervor, die zur Dunklen Seite führte. Revan hatte ihre rettende Kraft jedoch am eigenen Leib erfahren. Seine Liebe war es gewesen, die Bastila zurück ins Licht geführt hatte. Ihre emotionale Bindung hatte ihnen beiden die Erlösung geschenkt. Emotionen zu leugnen, oder der Versuch, sie ganz und gar zu kontrollieren, war nach Revans Ansicht ein Narrenspiel. Genau genommen war Eifersucht die Folge unvorbereiteter Jedi, die von Gefühlen übermannt wurden, mit denen umzugehen sie nie gelernt hatten. Revan glaubte, einem Jedi könne beigebracht werden, positive Emotionen wie Liebe und Glück einzusetzen, um ihre Verbindung zur Macht zu stärken, auf die gleiche Weise, wie Wut und Zorn denjenigen Kraft gab, die der Dunklen Seite folgten.
Als er aus der Eingangshalle trat, war Revan wie immer hingerissen von der prächtigen Aussicht. Der Jedi-Tempel war auf dem Gipfel eines hohen Berges errichtet worden und sein Flachdach bildete einen weitläufigen Freilufthof, von dem aus man aus einem ganzen Kilometer Höhe Coruscants endlose Stadtlandschaft überblicken konnte. An den vier Ecken des Hofes ragten schlanke Türme auf und ein fünfter Turm erhob sich, größer als die anderen, aus der Mitte.
Kleine Gruppen von Gestalten in Roben, eine Mischung aus Jedi-Padawanen, -Rittern und -Meistern bevölkerten den Bereich. Manche hasteten geschäftig über die Gartenwege, andere lümmelten sich auf Bänken oder vor Springbrunnen, während sie sich eine Pause von Haushaltspflichten und Trainingsstunden gönnten.
Revan behielt die Kapuze seines traditionellen Jedi-Mantels übergezogen, um nicht erkannt zu werden. Er wollte so schnell wie möglich seine Angelegenheiten regeln und sich wieder auf den Weg machen. Je schneller er den Tempel wieder verließ, desto besser.
Es war ihm nicht immer so gegangen. In den ersten paar Wochen nach Malaks Niederlage, als er immer noch als Retter der Galaxis geehrt und gefeiert wurde, war er mit dem Angebot an den Rat herangetreten, sein neues Verständnis der Macht mit anderen Mitgliedern des Ordens zu teilen. Natürlich hatte er dabei mit einer gewissen Gegenwehr gerechnet. Der Rat hielt an den alten Doktrinen fest. Sie verstanden nicht, dass die Macht lebendig war. Sie konnten nicht akzeptieren, dass sie sich über ihre biederen Lehren hinaus weiterentwickelt hatte. Trotzdem hatte ihn die schiere Feindseligkeit, mit der der Rat reagiert hatte, völlig überrascht.
Sie hatten sein Angebot nicht nur abgelehnt, eine Handvoll Ratsmitglieder hatte sogar gefordert, ihn aus dem Orden auszuschließen. Zum Glück hatten sich kühlere Köpfe durchgesetzt. Die Geschichte seiner Erlösung und Rückkehr ins Licht hatte sich in der gesamten Galaxis herumgesprochen … wobei die schmutzigen Einzelheiten darüber, wie die Jedi ihm seine Identität geraubt hatten, sorgsam ausgespart blieben. Die weiseren Mitglieder des Rates begriffen, dass die Legende Revan viel zu wertvoll war, um sie zu verwerfen, nur weil man für den Mann als solchen keine Verwendung mehr hatte.
Am Ende gelangte man zu
Weitere Kostenlose Bücher