Star Wars™ X-Wing. Gnadentod

eine Partie Mental-Sabacc, solange wir warten?«
    Evlen runzelte die Stirn. »Davon habe ich noch nie etwas gehört.«
    »Man nennt das Spiel auch Exzess. Ich mische im Geiste einen Satz Karten und der Gegner auch. Dann teilt jeder ein Blatt aus. Da das Ganze eine mentale Erfahrung ist, haben wir natürlich die ultimative Macht zu schummeln, so, als hätten wir Stapel, die komplett aus gezinkten Karten bestünden. Da wir beide jederzeit das beste Blatt wählen könnten, besteht die erste Hürde, mit der wir beide uns konfrontiert sehen, darin, ein Blatt zu wählen, das zwar gewinnt, aber nicht vollkommen unschlagbar ist. Damit gewinnt man nämlich eine Runde, aber der wahre Trick – der, mit dem man das ganze Spiel für sich entscheidet –, besteht darin, über den gesamten Spielverlauf hinweg stets mit der niedrigsten Gesamtdifferenz zu verlieren.«
    »Das ist unsinnig.«
    »Das ist der letzte Schrei. Die Erfahrung lehrt uns allerdings, dass der Trick, einen langen Krieg zu gewinnen, häufig darin besteht, fast bis zum Ende immer mit der niedrigstmöglichen Gesamtdifferenz zu verlieren.«
    »Und haben Sie das selbst schon einmal ausprobiert?«
    Jesmin begann zu tippen. GELANGEN AUS MAXIMALER WAFFENREICHWEITE IN EFFEKTIVE WAFFENREICHWEITE . NUR ZUR INFO .
    Evlen warf einen raschen Blick nach rechts, als würde sie ebenfalls etwas lesen, das sich außerhalb des Aufnahmebereichs der Holokamera befand. Dann wandte sie die Aufmerksamkeit wieder Turman zu. »Nun, ich nehme an, wir werden später noch jede Menge Zeit haben, über unsere jeweiligen Kriegsphilosophien zu diskutieren.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil wir …«
    Jesmin drückte einen Knopf an ihrer Konsole. »Deflektorschilde!« Sie brüllte laut genug, um Voort zu erschrecken.
    Bhindi fuhr reflexartig die Schutzschilde des Schiffs hoch.
    Auf dem Bildschirm reagierte Evlen nicht sofort auf das, was an Bord der Erschütterer vorging. »… Ihr Schiff mit unserem Traktorstrahl einfangen. Drehen Sie bei und machen Sie sich bereit, dass wir an Bord …« Dann plärrten auf der Brücke der Korvette Alarmsignale los, und Evlens Worte wurden abgeschnitten. Der Bildschirm wurde leer und schaltete wieder zu einem Sternenfeld um. In der Ferne ließ der Schein der zum Leben erwachenden Deflektorschilde der Sternenhaken das Schiff abrupt sichtbar werden.
    Dennoch blieb Bhindis Stimme gelassen. »Generalalarm auslösen. Zwei, wir tauschen.« Während sie mit dem falschen imperialen Offizier den Platz wechselte, warf sie Jesmin einen raschen Blick zu. »Hast du irgendwas in der Macht gespürt?«
    Jesmin nickte, den Großteil ihrer Aufmerksamkeit auf die Konsole gerichtet. »Vier neue Kontakte. Sie haben den Hyperraum auf der ursprünglichen Position der Sternenhaken verlassen und nähern sich mit Höchstgeschwindigkeit.«
    »Sieben, bring uns längsseits und dann volle Kraft voraus, ehe du schnellstmöglich einen Hyperraumsprung berechnest, der uns hier wegbringt.«
    »Bin schon dabei.« Voort ließ die Erschütterer eher rotieren, als sie in Schräglage zu ziehen – er aktivierte die vorderen Steuerbord-Manövrierdüsen und die Backbord-Manövrierdüsen an achtern. Das Schiff begann, sich auf der Stelle um die eigene Achse zu drehen. »Fluchtsprung ist bereits berechnet.«
    »Du liebst Mathe wirklich.«
    »Ja, ich liebe Mathe wirklich .«
    Ungeduldig schaute Turman, der jetzt an der Gefechtskonsole saß, zu Bhindi hinüber. »Befehle?«
    »Bereithalten. Wir wollen sie nicht provozieren.«
    »Wir haben sie längst provoziert, Eins.«
    Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. »Mach dir wegen ihrer Waffen keine Sorgen. Leite alle zur Verfügung stehende Energie in die Deflektorschilde um, die dem Feind gerade zugewandt sind. Dann permanent justieren, während wir uns drehen.«
    »Schon so gut wie …« Turmans Bestätigung fand ein abruptes Ende, als die Erschütterer plötzlich erbebte und sich die Lichter des Schiffs für einen Moment verdunkelten.
    Allerdings verdunkelte sich nicht alles. Auf Jesmins Konsole begannen neue Leuchtsignale zu blinken oder konstant zu leuchten. Sie schaute zu Bhindi hinüber. »Triebwerke beschädigt. Wir verlieren Energie. Wir sind bei siebzig Prozent. Der Hyperantrieb scheint gerade neu hochzufahren.«
    Turman unterbrach. »Erbitte Erlaubnis, das Feuer zu erwidern.«
    »Verweigert.« Bhindi aktivierte das Interkom. »Vier, Statusbericht.«
    Keine Antwort.
    »Vier, Statusbericht! «
    »Tut mir leid, Eins.« Treys Stimme klang gehetzt.