Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
als Stiefelgepolter und Stimmen aus der Eingangshalle im Parterre heraufklangen.
Robert Lee war endlich angekommen, und Starbucks Charakter konnte für den Augenblick vergessen werden, denn es galt, die Beteiligung der Legion an der Schlacht anzubieten.
George, Belvedere Delaneys Haussklave, hatte Starbuck bis zur Eingangstür des Hauses in der Marshall Street geführt, wo eine Frau mittleren Alters von strengem Aussehen und offenkundiger Respektabilität Starbuck empfing. «Mein Name ist Richardson», hatte sie Starbuck erklärt, «und Mister Delaney hat mir vollständige Anweisungen gegeben. Hier entlang, Sir, wenn ich Sie bitten darf.»
Es war ein Bordell. So viel wurde dem erstaunten Starbuck klar, während er durch einen Korridor und an der offenen Tür eines Salons vorbeigeführt wurde, in dem eine Gruppe Mädchen in Spitzenkorsetts und weißen Unterröcken saß. Ein paar lächelten ihn an, andere sahen nicht einmal von ihren Spielkarten auf, aber Starbuck zögerte, als er begriff, mit welcher Ware in diesem komfortablen, ja sogar luxuriösen Haus mit seinen dunklen Teppichen, tapezierten Wänden und goldgerahmten Landschaftsgemälden gehandelt wurde. Dies war eine der Lasterhöhlen, gegen die sein Vater mit der grausamen Drohung ewigen Fegefeuers anpredigte, ein Ort höllischer Schrecken und ungezügelter Sündigkeit, wo auf einer lackierten Flurgarderobe mit Messinghaken, in einem Schirmständer und neben einem gefasten Spiegel drei Offiziersmützen, ein Seidenzylinder und ein Gehstock abgelegt worden waren. «Sie können so lange bleiben, wie Sie möchten, junger Mann», sagte Mrs. Richardson und blieb einen Moment bei der Flurgarderobe stehen, um Starbuck Mr. Delaneys Anordnungen mitzuteilen, «und es wird nichts berechnet. Bitte seien Sie vorsichtig, auf der Treppe hat sich eine Läuferstange gelöst.»
Mrs. Richardson führte Starbuck ein Treppenhaus hinauf, an dessen Wänden Flocktapeten hingen und das von einer Öllampe mit Fransenbesatz erhellt wurde, die an einer langen Messingkette von der hohen Decke des Treppenhauses herabhing. Starbuck trug Uniform, und sein Säbel klapperte unangenehm an das Treppengeländer. Oben an der Treppe folgte ein Bogendurchgang mit einem Vorhang, hinter dem das Licht sogar noch schwächer war, allerdings nicht so schwach, dass Starbuck die gerahmten Drucke an der Wand nicht hätte erkennen können. Die Bilder zeigten nackte Paare, und zuerst traute er seinen Augen kaum, dann sah er noch einmal hin, und das Blut schoss ihm in die Wangen. Eine strenge Abteilung seines Gewissens befahl ihm, nun umzudrehen. Sein ganzes Leben hatte Starbuck zwischen Sünde und Rechtschaffenheit geschwankt, und er wusste besser als jeder andere, dass der Lohn aller Sünde der Tod war, doch selbst wenn sämtliche himmlischen Chöre und sämtliche Prediger der Welt diese Botschaft in sein Ohr gerufen hätten, wäre er in diesem Moment außerstande gewesen umzukehren.
Er folgte der dunkel gekleideten Mrs. Richardson durch einen langen Flur. Ein schwarzes Dienstmädchen kam ihnen mit einem Tablett entgegen, auf dem eine mit einem Tuch bedeckte Schüssel stand, trat zur Seite, um Mrs. Richardson vorbeizulassen, und grinste Starbuck dann frech an. Aus einem Raum drang Gelächter, aus einem anderen das erregte Keuchen eines Mannes. Starbuck wurde leicht schwindelig, er fühlte sich, als stünde er kurz vor einer Ohnmacht, während er Mrs. Richardson um eine Ecke und ein paar Treppenstufen hinunter folgte. Sie gingen um eine weitere Ecke, stiegen eine weitere Treppe wieder hinauf, und schließlich zog Mrs. Richardson ihren Schlüsselbund hervor, wählte einen Schlüssel aus und steckte ihn in ein Türschloss. Sie hielt inne, dann drehte sie den Schlüssel und drückte die Tür auf. «Treten Sie ein, Mr. Starbuck.»
Nervös ging Starbuck in das Zimmer. Die Tür schloss sich hinter ihm, der Schlüssel drehte sich im Schloss. Und da war Sally. Sie lebte. Sie saß auf einem Stuhl, hielt ein Buch auf ihrem Schoß und war sogar noch schöner, als er sie in Erinnerung hatte. Wochenlang hatte er versucht, in seinen Träumen dieses Gesicht vor sich heraufzubeschwören, doch nun, angesichts ihrer wirklichen Schönheit, wurde ihm klar, wie unzureichend diese Heraufbeschwörungen gewesen waren. Er war überwältigt.
Sie starrten sich an. Starbuck wusste nicht, was er sagen sollte. Sein Säbel kratzte dumpf an der Tür entlang. Sally trug ein dunkelblaues Kleid, und ihr Haar war in schweren Locken
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