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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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werden, die von diesen Politikern betrogen wurden? Starbuck, so vermutete Delaney, würde zu seinem grässlichen Höllenhund von einem Vater zurückgeschickt, und das wäre das Ende des einzigen Abenteuers, das dieser Junge jemals erlebt haben würde. Also sollte man ihm einen letzten, exotischen Moment gönnen, an den er sich sein gesamtes übriges, langweiliges Dasein erinnern konnte, und falls der Aufstand zufällig ein paar Monate länger dauern würde, nun, dann würde er in Starbuck einen Verbündeten haben, ob Starbuck es wollte oder nicht. «Morgen Nachmittag, also», sagte Delaney verschmitzt, und hob sein Brandyglas, «um fünf.»
    Starbuck verbrachte den nächsten Tag in qualvoller Besorgnis. Er wagte nicht, Washington Faulconer zu erzählen, was ihn beunruhigte, nicht einmal Adam wagte er es zu erzählen, stattdessen verharrte er in nervösem Schweigen, als er Vater und Sohn zur Mechanics Hall in der Franklin Street begleitete, wo Robert Lee sein Büro hatte. Lee war inzwischen vom Truppenoberhaupt der Streitkräfte von Virginia zum leitenden Militärberater des Präsidenten der Konföderation befördert worden, führte aber weiterhin viele seiner Aufgaben im Staat Virginia aus, und er hatte, wie Faulconer erfuhr, die Hauptstadt verlassen und war zur Inspektion einiger Befestigungsanlagen an der Mündung des James River gefahren. Ein gehetzt wirkender Verwaltungsangestellter, der im Vorzimmer schwitzte, sagte, die Rückkehr des Generals würde für den Nachmittag erwartet oder vielleicht auch für den nächsten Tag, und nein, es sei nicht möglich, einen Termin zu vereinbaren. Alle Antragsteller mussten warten. Mindestens zwanzig Männer warteten schon auf dem Treppenabsatz oder den breiten Treppenstufen. Washington Faulconer war gereizt, weil er mit irgendwelchen Antragstellern in einen Topf geworfen wurde, doch irgendwie gelang es ihm, seine Ruhe zu bewahren, während die Zeit verging und sich dunkle Wolken über Richmond zusammenballten.
    Um Viertel vor fünf fragte Starbuck, ob er gehen könne. Faulconer drehte sich ärgerlich zu seinem Adjutanten um, als wolle er ihm die Genehmigung verweigern, doch Starbuck platzte mit der Entschuldigung heraus, er fühle sich nicht wohl. «Mein Magen, Sir.»
    «Geh», sagte Faulconer missmutig, «geh.» Er wartete, bis Starbuck die Treppen hinuntergegangen war. Dann sagte er zu Adam: «Was zum Teufel ist los mit ihm? Es liegt nicht an seinem Magen, so viel ist sicher.»
    «Ich weiß es auch nicht, Sir.»
    «Eine Frau? Es sieht sehr danach aus. Er will einen alten Freund getroffen haben? Und wo? Und warum stellt er ihn uns nicht vor? Es geht um eine Hure, das sage ich dir, um eine Hure.»
    «Nate hat kein Geld», sagte Adam steif.
    «Da wäre ich mir nicht so sicher.» Washington Faulconer ging zum Fenster am Ende des Treppenabsatzes und starrte finster auf die Straße hinunter, auf der ein Tabakfuhrwerk ein Rad verloren hatte. Eine Gruppe Schwarzer stand im Kreis um den Fuhrmann und gab ihm Ratschläge.
    «Warum wärst du dir da nicht so sicher, Vater?», fragte Adam.
    Faulconer brütete einen Moment vor sich hin, dann wandte er sich an seinen Sohn. «Erinnerst du dich an den Überfall auf die Bahnlinie? Weißt du, warum Nate meinen Befehlen nicht gefolgt ist? Damit Truslow die Passagiere in den Waggons ausrauben konnte. Lieber Gott, Adam, das ist keine Kriegsführung, das ist Räuberei, schlicht und einfach, und das hat dein Freund stillschweigend gebilligt. Er hat den Erfolg der gesamten Aktion gefährdet, um ein Dieb zu werden.»
    «Nate ist kein Dieb!», widersprach Adam heftig.
    «Und ich habe ihn hier mit wichtigen Aufgaben betraut», sagte Washington Faulconer, «und woher soll ich wissen, dass seine Rechnungsführung korrekt war?»
    «Vater!», sagte Adam wütend. «Nate ist kein Dieb.»
    «Und wie nennst du das, was er bei diesem Trabell von der Wanderbühne gemacht hat?»
    «Das war …», fing Adam an, doch dann wusste er nicht weiter, denn es war sicher, dass sein Freund Major Trabell tatsächlich bestohlen hatte. «Nein, Vater.» Adam beharrte dickköpfig auf seiner Ablehnung, klang nun allerdings wesentlich leiser.
    «Ich wünschte nur, ich könnte deine Überzeugung teilen.» Faulconer blickte finster hinab auf die Flecken von Tabaksaft, der die Spucknäpfe verfehlt hatte und auf dem Treppenabsatz eingetrocknet war. «Ich bin nicht mal sicher, dass Nate überhaupt noch hierher in den Süden gehört», sagte Faulconer bedeutungsschwer und blickte auf,

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