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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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nicht erklären konnte, bis auf die Tatsache, dass sein Leben sinnlos war, es sei denn, er würde Sally finden.
    «Und Sie dachten, sie könnte hier sein?», fragte Delaney mit freundlichem Spott.
    «Ich weiß, dass sie diese Adresse erhalten hat», sagte Starbuck spitz.
    «Und deshalb sind Sie zu mir gekommen», sagte Delaney. «Und das war sehr klug. Und was wollen Sie von mir?»
    Starbuck blickte über den Tisch. Zu seiner Überraschung hatte er die Zigarre bis auf einen zwei Zoll langen Stummel heruntergeraucht, den er nun in den zerstocherten Resten seines Apfelkuchens ausdrückte. «Ich will wissen, ob Sie mir sagen können, wo sie zu finden ist», sagte er, und dachte dabei, wie vergeblich seine Nachforschungen waren und wie erniedrigend. Bevor er in diesem eleganten Raum angekommen war, hatte Starbuck irgendwie geglaubt, Sally zu finden sei ein Traum, der Wirklichkeit werden könne, doch nun, nachdem er einem Mann, der praktisch ein Fremder für ihn war, seine Besessenheit bekannt hatte, fühlte sich Starbuck ganz und gar töricht. Außerdem spürte er, wie hoffnungslos es war, in einer Stadt von vierzigtausend Einwohnern nach einem vermissten Mädchen zu suchen. «Es tut mir leid», sagte er, «ich hätte niemals hierherkommen sollen.»
    «Ich glaube mich daran zu erinnern, dass ich Ihnen meine Hilfe angeboten habe», sagte Delaney, «wenn wir auch zugegebenermaßen in diesem Augenblick beide ziemlich betrunken waren. Ich bin froh, dass Sie gekommen sind.»
    Starbuck starrte seinen Wohltäter an. «Sie können mir helfen?»
    «Gewiss kann ich Ihnen helfen», sagte Belvedere Delaney in aller Seelenruhe. «In der Tat weiß ich sogar ganz genau, wo Ihre Sally ist.»
    Starbuck spürte das Hochgefühl des Erfolges und die Angst davor, bei der Überprüfung festzustellen, dass es nur ein Scheinerfolg war. Er fühlte sich, als stünde er am äußersten Rand einer Felsspalte und wüsste nicht, ob ihn sein Sprung in den Himmel oder in die Hölle befördern würde. «Also lebt sie?», fragte er.
    «Kommen Sie morgen Abend zu mir», sagte Delaney, ohne direkt auf Starbuck einzugehen, dann hob er die Hand, um weitere Fragen aufzuhalten. «Kommen Sie um fünf Uhr. Aber …», das letzte Wort hatte er warnend ausgesprochen.
    «Ja?»
    Delaney deutete mit seiner Zigarette über den Tisch auf Starbuck. «Dafür schulden Sie mir was, Starbuck.»
    Starbuck fror mit einem Mal trotz der Wärme. Soeben war eine Seele verkauft worden, vermutete er, doch für welche Münze? Aber im Grunde kümmerte es ihn nicht, denn am nächsten Abend würde er Sally finden. Vielleicht war es der Wein oder die berauschenden Tabakwolken oder auch der Gedanke daran, dass sich all seine Träume erfüllen könnten, aber auch das kümmerte ihn nicht. «Ich verstehe», sagte er zögernd und verstand gar nichts.
    Delaney lächelte und brach den Bann. «Einen Brandy? Und noch eine Zigarre, denke ich.» Es würde amüsant werden, dachte Delaney, Reverend Elial Starbucks Sohn zu korrumpieren. Abgesehen davon, wenn Delaney ehrlich war, mochte er Nathaniel Starbuck sogar. Der Junge war naiv, aber er hatte einen eisernen Willen und einen schnellen Verstand, auch wenn dieser Verstand derzeit von seinem Verlangen ausgeschaltet worden war. Kurz gefasst, könnte Starbuck eines Tages nützlich werden, und falls Delaney ihn dann brauchen würde, könnte er die Schuld einfordern, die er an diesem Abend aus der Besessenheit und der Verzweiflung eines jungen Mannes schmiedete.
    Denn Delaney war inzwischen ein Agent des Nordens. Ein Mann war zu ihm in die Kanzlei gekommen, hatte sich als Klient ausgegeben und dann die Kopie des Briefes herausgezogen, mit dem sich Delaney als Spion für den Norden angeboten hatte. Die Kopie war verbrannt worden, und der Anblick des brennenden Papiers hatte einen Angstschauer durch Delaneys Seele gejagt. Von nun an, das wusste er, war er ein gezeichneter Mann, der die Todesstrafe verdiente, und doch waren die Gegenleistungen dieser Treue zum Norden das Risiko wert.
    Und dieses Risiko konnte, wie er wusste, recht kurzlebig sein. Delaney glaubte nicht, dass der Aufstand auch nur bis Ende Juli dauern würde. Die neue Armee des Nordens würde die jämmerlichen Einheiten der Rebellen, die im Norden Virginias zusammengezogen wurden, einfach überrollen, die Sezession würde zusammenbrechen, und die Politiker des Südens würden anfangen zu jammern, dass sie ohnehin nie den Aufstand gepredigt hätten. Und was würde aus den kleinen Leuten

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