Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Bisher und zu Evans’ Glück hatte der Unionsangriff auf die Brigade nur aus den Störfeuern der Infanterie und Artillerie bestanden, wenn auch eine der gegnerischen Kanonen so monströse Granaten herüberschickte, dass jedes Mal der Himmel zu beben schien, wenn sie über ihre Köpfe flogen.
    Evans sah mit aufmerksam geneigtem Kopf zu den Bäumen hinüber, als versuche er, den Verlauf des Kampfes aus dem Gefechtslärm herauszulesen. Für Starbuck hörten sich die Schüsse der Gewehre und Musketen seltsamerweise wie das Knacken von ausgetrocknetem, brennendem Unterholz an, während über ihm das Artilleriefeuer dröhnte. Der Flug der Granaten verursachte ein Geräusch wie zerreißender Stoff oder vielleicht auch wie Speck in der Pfanne, nur dass das Zischen zwischendurch zu einem unvermittelten, ohrenbetäubenden Krachen anschwoll, wenn das Geschoss explodierte. Einige wenige Gewehrkugeln kamen bis in die Nähe von Evans’ kleiner Gruppe, und manche davon machten bei ihrem Flug ein unheimliches, pfeifendes Geräusch. Das alles wirkte sehr merkwürdig auf Starbuck, dem bewusst war, wie heftig ihm das Herz in der Brust schlug, doch tatsächlich fürchtete er sich weniger vor den Granaten und Gewehrkugeln als vor dem hitzköpfigen, o-beinigen Shanks Evans, der sich nun zu seinem Gefangenen umdrehte. «Der verfluchte Faulconer hat dich zu deinen Leuten zurückgeschickt?», fragte Evans. «Was zum Teufel meinst du damit?»
    «Zu meiner Familie, Sir. In Boston.»
    «Oh, Boston!» Evans wieherte vor Lachen und steckte seine Stabsoffiziere damit an. «Ein Scheißloch. Eine Pissgrube. Gott, wie ich Boston hasse. Eine Stadt, in der es nur Republikanerschwachsinn gibt. Eine Stadt voller keifender, Kirchenlieder jaulender, boshafter Weiber, die zu überhaupt nichts zu gebrauchen sind.» Evans spuckte einen dicken Strahl Tabaksaft auf Starbucks Stiefel. «Also, Faulconer hat dich nach Boston zurückgeschickt, Junge. Warum?»
    «Ich weiß nicht, Sir.»
    «‹Weiß nich, Sir›», äffte Evans Starbuck nach. «Aber vielleicht erzählst du mir auch Lügen, du elendes Stück Dreck. Vielleicht versuchst du, meine Männer von der Brücke wegzulocken, das ist es, oder, du Eiterpocke?» Die Heftigkeit des Colonels war furchteinflößend und überwältigend, und sie brachte Starbuck unwillkürlich dazu, einen Schritt rückwärts zu machen, als die Tirade des Colonels auf ihn niederging. «Du versuchst, mich für dumm zu verkaufen, du Yankee-Bastard. Du willst, dass ich die Straße aufmache, damit die Bastarde aus dem Norden die Brücke stürmen können, und dann werden wir bis heute Abend allesamt hier an den Bäumen aufgeknüpft. Ist es nicht so, du gottverfluchter Hurensohn?» Ein paar Sekunden lang herrschte Stille, dann wiederholte Evans seine Frage laut kreischend. «Ist es nicht so, du Sohn einer Yankee-Hure?»
    «In dem Wald hinter den Sudley Fords ist eine Kolonne Nordstaatler.» Irgendwie gelang es Starbuck, langsam und ruhig zu sprechen. Er versuchte nach Norden zu deuten, doch seine Handgelenke waren zu eng gefesselt. «Sie rücken in diese Richtung vor, Sir, und sie werden in ungefähr einer Stunde hier ankommen.»
    Eine weitere Granate krachte in die Weide jenseits der Mautstraße, wo Evans’ zwei Geschütze der Artilleriereserve auf der ungemähten Wiese standen. Die rastenden Kanoniere sahen nicht einmal auf, auch nicht als eine der riesigen Granaten dichter als die anderen bei ihnen niederging und einen Ast von einem Baum abriss, bevor sie vierzig Schritt weiter in einem Wirbel aus Sand, Blättern, Eisensplittern und heißem Rauch explodierte.
    «Wie geht’s meinem barrelito , Otto?», rief Evans.
    «Nichts passiert, Colonel. Keine Sorge.» Der Deutsche klang völlig ungerührt.
    «Ich mache mir aber Sorgen», knurrte Evans. «Ich mache mir Sorgen über begriffsstutzige Trottel aus Boston. Wie heißt du, Junge?»
    «Nathaniel, Sir. Nathaniel Starbuck.»
    «Wenn du mich anlügst, Nathaniel Scheißfresse, dann geh ich mit dir dort rüber in den Holzschuppen und schneid dir die Eier ab. Falls du überhaupt welche hast. Und? Hast du Eier in der Hose, Nathaniel?» Starbuck sagte nichts. Er war erleichtert, dass dieser tobende, fluchende Mann seinen Nachnamen nicht mit Reverend Elial in Verbindung gebracht hatte. Zwei weitere Granaten flogen kreischend über ihre Köpfe hinweg, und eine hoch übers Ziel hinausgeschossene Gewehrkugel pfiff an ihnen vorbei. «Wenn ich meine Männer die Stellung aufgeben lasse, damit sie Front

Weitere Kostenlose Bücher