Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
Sklaverei, aber das schien ihm nicht der geeignete Moment für solcherlei Erklärungen. «Weil ich ein Rebell bin.» Seine Stimme klang schwach bei dieser Erklärung, weil er wusste, wie unangemessen sie war.
Aber sie gefiel Nathan Evans, der gerade einen Becher Whiskey von seiner streng blickenden Ordonnanz entgegengenommen hatte. Er leerte den Becher. «Nun, jetzt bist du mein Rebell, Boston, also suchst du Faulconer und erklärst ihm, dass ich seine kostbare Legion haben will. Sag ihm, dass ich den größten Teil meiner Truppen an die Sudley Road verlege, und seine Virginier will ich hier oben haben. Er soll meine linke Flanke bilden.»
Starbuck, leicht benommen von dem Whiskey, seinem jäh wechselnden Schicksal und dem Gefühl der Panik, das in der Luft lag, versuchte, gewisse Bedenken gegen Evans’ Planung geltend zu machen. «Colonel Faulconer war entschlossen, zum rechten Flügel überzuwechseln, Sir.»
«Scheiß auf das, was Faulconer will!», brüllte Evans so laut, dass die faulenzenden Kanoniere an der Straße zusammenfuhren. «Mach Faulconer klar, dass die Konföderation ihn braucht! Erklär dem Bastard, dass wir die Yankees aufhalten müssen, oder wir führen heute Abend allesamt den Zappeltanz an Lincolns Strick auf. Ich verlass mich auf dich, Junge! Hol Faulconer und sag dem Bastard, er soll kämpfen, verflucht noch mal! Sag dem fettbäuchigen Bastard, er soll kämpfen!» Evans schrie die letzten Worte, dann jagte er los und ließ Starbuck entgeistert und allein zurück, während die Stabsoffiziere hinter Evans her zu dem Truppenverband ritten, der die Steinbrücke verteidigte.
Kugeln jaulten und zischten durch die Luft. Fliegen schwärmten über dem Graben, um ihre Eier in die Fleischbrocken zu legen, die noch vor wenigen Momenten ein Mann gewesen waren. Lieutenant Meadows lag auf dem Rücken im Gras, in seinen Augen stand Überraschung, und sein bluttriefender Mund war weit aufgerissen. Starbuck, den sauren Nachgeschmack des Whiskeys auf der Zunge, nahm die Zügel kürzer, lenkte Pocahontas’ Kopf in die andere Richtung und ritt los, um die Legion zu finden.
Die Legion Faulconer hatte ihr erstes Todesopfer um etwa fünf Minuten nach acht Uhr morgens zu beklagen. Eine Granate raste über den Hügel im Osten heran, prallte einmal auf dem gegenüberliegenden Hang auf, rotierte mit einem grauenvoll kreischenden Geräusch durch die Luft und traf dann etwa zwölf Schritt vor der Kompanie A erneut auf den Boden. Dort explodierte die Granate und jagte einen gezackten Eisensplitter in den Kopf von Joe Sparrow, dem Jungen, der ein Universitätsstipendium hatte, der nun jedoch einen so leichten Tod starb, wie ihn sich jeder Soldat nur wünschen konnte. In dem einen Augenblick stand er noch aufrecht, grinste über einen Witz, den Cyrus Matthews erzählt hatte, und im nächsten lag er auf dem Rücken. Einmal zuckte er noch, fühlte nichts und starb.
«Joe?», fragte Cyrus.
Die anderen Männer zogen sich ängstlich ein Stück von dem zusammengebrochenen Jungen zurück, bis auf seinen Freund George Waters, der neben Sparrow im zweiten Glied gestanden hatte und nun neben seiner Leiche auf die Knie fiel. Sparrows Kappe war von der Wucht des aufprallenden Granatenfragments verdreht worden, und George versuchte, sie wieder gerade zu richten, doch als er an dem steifen Schirm der Kappe zog, quoll unter dem Schweißband ein grauenvoller Blutstrom hervor. «O Gott!» George Waters schrak vor dem schrecklichen Anblick zurück. «Er ist tot!»
«Sei kein Trottel, Junge. Köpfe bluten immer wie angestochene Schweine, das weißt du doch.» Sergeant Howes hatte sich nach vorn gedrängt und kniete sich neben Sparrow. «Los, Runt, wach auf!» Er zog die Kappe gerade, versuchte, das Blut damit zu verdecken, und klopfte dem toten Jungen ein paarmal sanft auf die Wange. Joe war Blanche und Frank Sparrows einziger Junge gewesen, ihr ganzer Stolz. Blanche hatte alles versucht, um den Jungen davon abzubringen, in den Krieg zu ziehen, doch irgendwer hatte einen beschämenden Petticoat auf ihre Veranda gehängt, der Joe galt, und der junge Joe wollte ohnehin zur Legion, und so hatte Blanche nachgegeben. Und nun lag Joe rücklings auf einem Feld.
«Holt den Doktor! Den Doktor!» Paul Hinton, Captain der Kompanie A, glitt aus dem Sattel, während er den Befehl rief.
Major Danson rannte mit seiner Arzttasche von der hinteren Linie des Regiments heran, wo die Kapelle «Annie Laurie» spielte und die Saxhorn-Tuben mit einem
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