Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
verlangte Evans.
    Lieutenant Meadows konsultierte sein Notizbuch. «‹Achtung links, Sie sind umgangen.› Das ist der genaue Wortlaut, Sir.»
    Evans wirbelte herum, um nach Norden zu schauen, doch nichts zeigte sich dort, nur die grün belaubten Sommerbäume und ein rasch aufsteigender Habicht. Dann wandte er sich wieder zu Starbuck um, die kleinen Augen erschrocken aufgerissen. «Ich schulde dir eine Entschuldigung, Junge. Bei Gott, die schulde ich dir. Es tut mir leid, wirklich. Entschuldigung!» Evans stieß das letzte Wort hervor, dann drehte er sich wieder um, dieses Mal um die Steinbrücke zu mustern. Seine herabhängende linke Hand zuckte an seiner Seite, und das war der einzige Hinweis auf die Anspannung, unter der er stand. «Das ist eine Finte. Sie werden nicht hier angreifen, sie kitzeln uns nur ein bisschen die Bäuche, legen uns aufs Kreuz, halten uns hier fest, während sie uns bei ihrem Hauptangriff in den Rücken fallen. Bei Gott!» Er hatte mehr zu sich selbst geredet, doch unvermittelt rief er laut: «Pferd! Bring mir einer mein Pferd! Steig auf dein Pferd, Junge!» Der letzte Satz galt Starbuck.
    «Sir!», rief Starbuck jämmerlich.
    «Was?»
    «Ich bin gefesselt.»
    «Bindet den Jungen los! Otto?»
    « Jawohl , Colonel?»
    «Gib Boston ein bisschen vom barrelito . Einen Becher.» Anscheinend hatte Evans den Spitznamen «Boston» für Starbuck gewählt, und «barrelito» wurde das merkwürdige Steingutfässchen auf dem Rücken der deutschen Ordonnanz genannt.
    Der große Deutsche ritt auf seinem gescheckten Pferd dicht an Starbuck heran, und ein anderer Mann hastete herbei, um Evans’ Befehl auszuführen und Starbucks Fesseln durchzuschneiden. Starbuck massierte sich die Striemen, die das Seil verursacht hatte, dann sah er den unerschütterlichen deutschen Ordonnanzoffizier hinter sich greifen und einen kleinen Holzhahn aufdrehen, der unten an dem Steingutfässchen angebracht war. Der Deutsche zapfte einen Zinnbecher voll Flüssigkeit aus dem barrelito , dann reichte er ihn Starbuck feierlich hinunter. «Trink! Los, schnell! Ich brauch den Becher wieder. Trink!»
    Starbuck nahm den Becher entgegen, der anscheinend kalten Tee enthielt. Er war durstig wie ein Pferd und hielt den Becher gierig an die Lippen, um gleich darauf zu würgen, denn die Flüssigkeit war kein Tee, sondern Whiskey. Reiner, starker, unverdünnter Whiskey.
    «Trink aus!» Otto klang schlecht gelaunt.
    «Mein Pferd!», brüllte Evans. Eine Granate pfiff über ihnen vorbei und schlug in den Hügel hinter ihnen ein. In demselben Moment traf eine Kanonenkugel den verwundeten Mann neben der Straße, tötete ihn augenblicklich und ließ sein Blut zehn Fuß hoch aufspritzen. Starbuck sah etwas durch die Luft wirbeln, was er für das abgetrennte Bein des Mannes hielt, eine Sekunde später lehnte seine Wahrnehmung den Anblick als unrealistisch ab. Eine weitere Kanonenkugel krachte in einen Baum, ließ einen drei Fuß langen Speer aus dem Stamm splittern und Blätter auf das abgerissene Bein regnen. Lieutenant Meadows, der die beunruhigende Nachricht der Flaggenwinker noch einmal wiederholt hatte, schluckte plötzlich und riss die Augen auf. Er starrte Starbuck an, und seine Augen schienen dabei größer und größer zu werden, während er die Hand zu seiner Kehle hob, aus der feucht und glänzend eine Blutblase herauswuchs. Sein Notizbuch glitt mit flatternden Seiten auf den Boden, die Blutblase platzte, dann würgte der Lieutenant dickflüssiges Blut auf seinen Uniformrock. Er schwankte, gurgelte Blut, dann zuckte sein gesamter Körper, und er stürzte aus dem Sattel ins Gras. «Ich nehme das Pferd von Meadows», fauchte Evans und schnappte sich die Zügel des Schimmels. Der Fuß des Sterbenden hatte sich im Steigbügel verfangen. Evans zog ihn heraus und schwang sich auf den Pferderücken.
    Starbuck leerte den Zinnbecher, rang keuchend um Atem und griff dann nach Pocahontas’ Zügeln. Unbeholfen stieg er in den Sattel und fragte sich, was er nun tun sollte, wo er seine Freiheit wiederhatte.
    «Boston!» Evans drehte sich zu Starbuck um. «Wird dir dieser Bastard Faulconer zuhören?»
    «Ich glaube schon, Sir», sagte Starbuck, dann, ehrlicher: «Ich weiß nicht, Sir.»
    Evans ritt stirnrunzelnd neben ihn. «Warum kämpfst du für uns, Boston? Das ist nicht dein Krieg.»
    Starbuck wusste nicht, was er sagen sollte. Seine Gründe hatten mehr mit seinem Vater als mit dem Schicksal Amerikas zu tun und mehr mit Sally als mit der

Weitere Kostenlose Bücher