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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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gegen deine Kolonne machen, du Schwuchtelschiss» – Evans beugte sich so dicht zu Starbuck, dass er das üble Gemisch aus Whiskey und Tabak im Atem des Colonels riechen konnte –, «dann lasse ich den Feind über die Brücke hier, oder, und dann gibt’s keine Konföderation mehr, was? Und dann kommen die schwachsinnigen Sklavenbefreier aus Boston hierherunter, um unsere Frauen zu vergewaltigen, wenn es das ist, was die Betbrüder aus Boston so machen. Könnte ja sein, dass sie lieber unsere Männer vergewaltigen. Ist das mehr nach deinem Geschmack, Yankee-Boy? Würdest du mich gern vergewaltigen? Sag schon!»
    Wieder schwieg Starbuck. Evans spuckte höhnisch aus, dann drehte er sich um und sah einen Infanteristen in grauer Uniform über die Mautstraße zurückhinken. «Wohin zum Teufel willst du?», brüllte Evans den Soldaten zornig an, der ihn mit reinem Unverständnis anstarrte. «Du kannst immer noch ein Gewehr abfeuern, oder etwa nicht?», schrie Evans. «Also geh zurück! Oder willst du, dass diese arschgesichtigen Republikaner deiner Frau die nächsten Bastarde machen? Geh zurück!» Der Mann drehte sich um und hinkte mühsam, das Gewehr als Gehstütze benutzend, zurück zur Brücke.
    Eine massive Kanonenkugel wirbelte Staub von der Mautstraße auf, dann prallte die Kugel ab und flog weiter, ohne jemanden aus Evans’ Stabskorps zu treffen, doch der Luftzug der vorbeifliegenden Kugel schien den verletzten Infanteristen aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er schwankte an seiner Behelfskrücke, dann brach er in der Nähe der beiden Reservekanonen am Straßenrand zusammen. Evans’ zwei andere Kanonen standen dichter am Bull Run und erwiderten das gegnerische Feuer mit Schrapnellgeschossen, die im Flug explodierten wie kleine graue Wolken, aus denen weiße Rauchschleppen Richtung Erde trudelten. Ob die Geschosse ein Ziel fanden, wusste niemand, aber in Wahrheit ließ Evans seine Leute ohnehin eher feuern, um ihre Moral aufrechtzuerhalten.
    Die Geschützmannschaften an den Reservekanonen warteten, bis sie an der Reihe waren. Die meisten dieser Kanoniere lagen dösend auf dem Rücken. Zwei Männer warfen sich einen Ball zu, während ein Offizier, die Brille weit vorn auf der Nase, an einem Kupferfass lehnte und ein Buch las. Ein Kanonier in Hemdsärmeln und mit leuchtend roten Hosenträgern saß mit dem Rücken an das rechte Rad der Kanone gelehnt. Er schrieb, tauchte seine Schreibfeder in ein Tintenfässchen, das neben ihm im Gras stand. Die Sorglosigkeit der Männer schien nicht unangebracht, denn auch wenn der Beschuss einen Schirm aus Lärm und Rauch über alles legte, wirkte der Kampf nicht sehr engagiert. Starbuck hatte erwartet, dass die Schlacht lebhafter sein müsse, so wie in den Zeitungsartikeln über den mexikanisch-amerikanischen Krieg, die von den tapferen Truppen General Scotts berichtet hatten und davon, wie sie die amerikanische Flagge durch Kugelhagel und kreischende Granaten bis in den Palast von Montezuma trugen. Doch über den Ereignissen dieses Morgens schien eine beinahe unwirkliche Atmosphäre zu hängen. Der Kanonier schlug bedächtig eine Seite um, der Briefschreiber strich sorgfältig die überschüssige Tinte von seiner Feder ab, bevor er sie wieder aufs Papier setzte, während einer der Ballspieler den Fang verpasste und träge lachte. Der verwundete Infanterist lag im Straßengraben und rührte sich kaum noch.
    «Also, was soll ich mit dem Hurensohn machen, Colonel?», fragte einer der beiden Kavalleristen aus Louisiana, die Starbuck bewachten.
    Evans hatte stirnrunzelnd auf die Rauchwolke geblickt, die über der Brücke hing. Schlecht gelaunt drehte er sich um, weil er seine Entscheidung über Starbuck verkünden wollte, doch er wurde unterbrochen, noch bevor er hatte anfangen können zu reden. «Eine Nachricht, Sir.» Das kam von dem Lieutenant, der Evans am frühen Morgen bei seinem ergebnislosen Besuch in Faulconers Zelt begleitet hatte. Der Lieutenant saß auf einem mageren Grauen und hielt einen Feldstecher in der Hand, mit dem er die Signalstation auf dem Hügel beobachtet hatte. «Von den Flaggenwinkern, Sir. Wir sind auf der linken Flanke umgangen worden.» Der Lieutenant redete, ohne die geringste Gefühlsregung zu zeigen.
    Einen Moment herrschte Schweigen, während eine der riesigen gegnerischen Granaten über sie hinwegraste. Der Verletzte am Straßenrand versuchte aufzustehen, doch er schien zu schwach, um auf die Füße zu kommen. «Sagen Sie das noch mal, Meadows,»,

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