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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Weste, hohem Zylinder und einem weißen Seidenbinder. In der Hand hielt er einen Gehstock mit Goldknauf, und sein kleines graues Bärtchen war elegant zu einer Spitze gestutzt.
    «Sir, ich muss nicht wissen, wer Sie sind», sagte der Nordstaatenoffizier. «Sie hätten die Brücke nicht überqueren sollen, und ich muss darauf bestehen …»
    «Sie wollen darauf bestehen? Lieutenant! Sie wollen darauf bestehen? Ich bin Kongressabgeordneter. Benjamin Matteson aus New Jersey, und mir gegenüber besteht man auf gar nichts!»
    «Aber es ist sehr gefährlich hier, Sir», protestierte der Lieutenant schwach.
    «Ein Kongressabgeordneter kann überallhin gehen, wo die Republik in Gefahr schwebt», gab der Kongressabgeordnete Matteson hochmütig zurück. In Wahrheit war er, wie so viele andere Angehörige der Washingtoner Gesellschaft, einfach der Armee gefolgt, um später behaupten zu können, am Sieg Anteil gehabt zu haben und um ein paar unbedeutende Andenken wie Patronenhülsen oder die blutverschmierte Kappe eines Rebellen einzusammeln.
    «Aber die Frau, Sir.» Der Lieutenant versuchte es erneut.
    «Die Frau, Lieutenant, ist meine Frau, und die Frau eines Kongressabgeordneten stellt sich jeder Gefahr.» Die Frau lachte über das absurde Kompliment ihres Mannes, und Starbuck, immer noch wie betäubt von ihrem Anblick, fragte sich, warum so eine junge Schönheit einen so aufgeblasenen Kerl geheiratet hatte.
    In Mrs. Mattesons Augen, die so blau waren wie das Sternenfeld der Flagge, stand der Schalk. «Sind Sie wirklich ein Rebell?», fragte sie Starbuck. Sie hatte gebleichtes blondes Haar, sehr weiße Haut, und ihr spitzenbesetztes Kleid war verschmutzt vom roten Staub der sommerlich trockenen Straße.
    «Ja, Ma’am.» Starbuck starrte sie an, wie ein verdurstender Mann einen kühlen, schattigen Teich anstarren würde. Sie war so anders als die ernsthaften, langweiligen, braven Mädchen, die in der Kirche seines Vaters zur Messe gingen. Stattdessen war die Frau dieses Kongressabgeordneten das, was Reverend Elial Starbuck als liederliches Weib, als Schlange, als Isebel bezeichnet hätte. Sie war, wie Starbuck nun feststellte, das Abbild und das Ideal all dessen, was Sally Truslow sein wollte, und all dessen, was er sich von einer Frau wünschte, denn die alttestamentarische Strenge seines Vaters hatte eine Sehnsucht nach genau solchen verbotenen Früchten in Nathaniel Starbuck geweckt. «Ja, Ma’am», wiederholte er, «ich bin ein Rebell.» Er versuchte, möglichst tollkühn zu klingen.
    «Insgeheim», vertraute die Frau Starbuck mit einer Stimme an, die klar über die Kakophonie aus Granaten und Musketen trug und bis zu jedem Gefangenen in dem Hof drang, «bin ich auch eine Lincoln-Hasserin.»
    Darüber lachte ihr Mann etwas zu laut. «Sei nicht lächerlich, Lucy! Du kommst aus Pennsylvania!» Mit seiner behandschuhten Hand klopfte er seiner Frau tadelnd aufs Knie. «Aus dem großen Staat Pennsylvania.»
    Lucy schob seine Hand weg. «Benimm dich nicht so widerwärtig, Ben. Ich bin eine Lincoln-Hasserin durch und durch.» Sie schaute auf den breiten Rücken ihres Kutschers. «Bin ich eine Rebellin oder nicht, Joseph?»
    «Das sind Sie, Missus, ganz bestimmt.» Der Kutscher lachte.
    «Und wenn wir gewinnen, dann versklave ich dich, Joseph, oder nicht?»
    «Das werden Sie, Missus, das werden Sie.» Wieder lachte er.
    Lucy Matteson richtete ihren Blick wieder auf Starbuck. «Sind Sie schwer verletzt?»
    «Nein, Ma’am.»
    «Was ist passiert?»
    «Mein Pferd wurde erschossen, Ma’am. Ich bin heruntergefallen. Und dann wurde ich gefangen genommen.»
    «Haben Sie», setzte sie zu einer Frage an, errötete leicht und fuhr nach einem kleinen Lächeln fort, «haben Sie jemanden getötet?»
    In Starbuck flackerte das Bild Ridleys auf, wie er rücklings vom Pferd stürzte. «Ich weiß nicht, Ma’am.»
    «Ich glaube, ich hätte Lust, jemanden zu töten. Wir haben gestern Nacht in einer überaus unbequemen Bauernhausküche in Centreville geschlafen, und Gott weiß, wo wir heute übernachten. Wenn wir überhaupt zum Schlafen kommen, was ich bezweifle. Die Unbilden des Krieges.» Sie lachte und zeigte dabei kleine, sehr weiße Zähne. «Gibt es in Manassas Junction ein Hotel?»
    «Ich weiß von keinem, Ma’am», sagte Starbuck.
    «Sie klingen nicht wie ein Südstaatler», unterbrach der Kongressabgeordnete das Gespräch in säuerlichem Ton.
    Starbuck, der keine Erklärungen abgeben wollte, zuckte nur mit den Schultern.
    «Sie sind

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