Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Stute bäumte sich schreiend auf. Ridley war verwundet, doch er schüttelte unwillkürlich die Steigbügel von den Füßen, und drehte sich nach Starbuck um. «Das ist für Sally, du Bastard!», kreischte Starbuck wie von Sinnen. «Für Sally!» Er hatte versprochen, dass ihr Name das Letzte sein würde, was Ridley im Leben hörte, und er rief ihn noch einmal, als er mit dem unteren Hahn den Savage spannte und den oberen noch einmal durchzog.
    Ridley zuckte zusammen, als die zweite Kugel traf, dann stürzte er aus dem Sattel. Nun schrien er und sein Pferd, doch das Pferd versuchte wegzuhinken, während Ridley liegen blieb.
    «Du Bastard, Ridley!» Starbuck war auf den Füßen und zielte auf Ridley. Er schoss erneut, doch diese dritte Kugel riss nur eine Narbe neben Ridley in den Boden. Der Colonel war etwa fünfzig Schritt entfernt, hatte sich aber im Sattel umgedreht und starrte Starbuck entsetzt an. «Das ist für Sally», sagte Starbuck und feuerte seine letzte Kugel in den Körper seines Feindes, und plötzlich explodierte der Boden vor Starbuck, als eine Granate der Konföderierten in Ridleys sterbenden Körper einschlug, das zuckende Fleisch ausweidete und einen Fächer aus blutigen Fetzen emporschleuderte, der Starbuck vor der zurückweichenden Legion verbarg.
    Die warme und blutige Druckwelle der Granate warf Starbuck zurück und durchtränkte seinen grauen Uniformrock mit Ridleys Blut. Weitere Granaten flogen kreischend über das Tal und explodierten schwarz und rot auf der Weide, wo die vorrückenden Nordstaatler zwischen den Bäumen hervorgekommen waren. Auf der Kuppe des gegenüberliegenden Hügels wuchs eine niedrige Wolke an, die pulsierte, als aus den Geschützrohren noch mehr Rauch quoll. Starbuck war wieder auf die Knie gefallen, während Ridley wie ein zerlegtes Schlachttier im Gras lag. Vor Starbuck zogen sich die geschlagenen Konföderierten über die Mautstraße zurück und stiegen auf den Hügel mit seiner Krone aus grauweißem, flammendurchzucktem Rauch. Starbuck aber blieb auf der Weide, starrte das Gemisch aus Fleisch und Blut, aus weißen Rippen und blauen Därmen an, und wusste, dass er einen Mord begangen hatte. O lieber, gnädiger Gott, versuchte er zu beten, zitternd in all der Hitze, doch mit einem Mal stürmte ein Trupp Nordstaatler an ihm vorbei, und einer trat Starbuck die Pistole aus den kraftlosen Fingern, und dann traf der messingbeschlagene Schaft eines Gewehrs seinen Hinterkopf, und er fiel vornüber, während eine Yankee-Stimme knurrte, er solle sich nicht rühren.
    Er lag mit dem Gesicht im süß duftenden Gras und dachte an Ridleys letzten verzweifelten Blick über die Schulter, bei dem das Weiße in seinen Augen sichtbar war, an das Entsetzen auf Ridleys sterbendem Gesicht, das Geschenk eines Mädchens, das er in Richmond betrogen hatte. Es hatte eine Sekunde, nur eine kurze Sekunde gedauert, zum Mörder zu werden. O Gott, dachte Starbuck, doch er konnte nicht beten, denn er empfand keine Reue. Er spürte kein Schuldbewusstsein. Er wollte einfach nur um Sallys Willen lachen, weil er ihr Vertrauen nicht enttäuscht und ihren Feind getötet hatte. Er hatte eine Freundespflicht erfüllt, und dieser Gedanke brachte ihn dazu, laut zu lachen.
    «Rumdrehen!» Ein Mann schubste ihn mit dem Bajonett an. «Dreh dich rum, du verrückter Bastard!»
    Starbuck rollte sich auf den Rücken. Zwei bärtige Männer durchsuchten seine Beutel und Taschen, fanden aber nichts, was sich zu stehlen lohnte, bis auf seine Munitionstasche mit einer Handvoll Patronen für die Savage-Pistole. «Von dem ist weniger zu holen als von einem verhungerten Köter», sagte einer der beiden Männer und hob mit vor Abscheu verzogenem Gesicht das Kinn in Richtung der schrecklichen blutigen Masse, die einmal Ethan Ridley gewesen war. «Willst du den Fleischhaufen dort durchsuchen, Jack?»
    «Nein, verflucht. Auf die Beine!» Er stieß Starbuck mit seinem Bajonett an. «Dort rüber, Rebell.»
    Etwa zwanzig Gefangene waren am Waldrand zusammengetrieben worden. Die Hälfte stammte aus der Legion, die übrigen waren entweder aus South Carolina oder von dem Zuavenregiment aus Louisiana. Die konföderierten Gefangenen saßen niedergeschlagen auf dem Boden und sahen zu, wie sich die Nordstaatenregimenter immer zahlreicher auf den niedrigeren Hängen des gegenüberliegenden Hügels sammelten. Immer neue Regimenter tauchten vom Bull Run her auf und rückten vor, um die Angriffsmacht zu verstärken. Immer mehr Kanonen wurden

Weitere Kostenlose Bücher