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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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suchte Nathaniel Starbuck eine Wiese ab, die von Granatenbeschuss vernarbt und von Hufen aufgewühlt war. Die Yankees waren längst weg, und die einzigen Menschen auf der Wiese waren die Toten. Es war die Wiese, auf der ihn Washington Faulconer mit seiner Reitpeitsche geschlagen hatte, die Wiese, auf der Ethan Ridley gestorben war.
    Er fand Ridley näher an den Bäumen, als er vermutet hätte, aber er nahm an, dass all seine Erinnerungen an die Schlacht konfus waren. Der Körper war ein Grauen aus Blut und Knochen, zerfetztem Fleisch und schwarz gefleckter Haut. Die Vögel hatten schon mit ihrem Festmahl angefangen, flatterten aber zögernd weg, als Starbuck auf die Leiche zuging, die schon zu stinken begann. Ridleys Gesicht war noch zu erkennen, der kleine Spitzbart merkwürdigerweise von keinem einzigen Blutstropfen befleckt. «Du Hurensohn», sagte Starbuck erschöpft und ohne echte Wut, und doch dachte er an die Narbe auf Sallys Wange und an das Kind, das sie verloren hatte, und an die Vergewaltigungen und Schläge, die sie ertragen musste, nur damit dieser Mann sie loswurde, und deshalb schien ihm eine Beleidigung Ridleys in diesem Augenblick angebracht.
    Der ekelerregend süßliche Geruch des Todes war überwältigend, und Starbuck wurde fast schwindelig, als er sich neben die Leiche hockte und sich für sein Vorhaben wappnete. Dann streckte er die Hand aus nach dem, was von seinem Gegner noch übrig geblieben war. In Gottes Namen, dachte er und zog am Kragen von Ridleys Uniformjacke, um die Stofffetzen von dem blutigen Körper zu befreien, und tief aus dem Körper stieg ein gurgelndes Geräusch auf, sodass Starbuck beinahe würgen musste. Die Jacke wollte sich nicht von der blutigen Masse lösen lassen, und Starbuck wurde klar, dass er das Gurtzeug aufschnallen musste, das immer noch um den ausgeweideten Klumpen hing. Er tauchte seine Finger in den kalten, gallertartigen Horror und ertastete die Schnalle. Er löste sie, zog, und ein Teil der Leiche rollte weg und legte den Revolver frei, den Ridley auf Starbuck abgefeuert hatte.
    Es war die schöne englische Waffe mit dem Elfenbeingriff, die Washington Faulconer Starbuck in seinem Studierzimmer in Seven Springs gezeigt hatte. Der Revolver war jetzt mit Ridleys Blut vollgelaufen, aber Starbuck wischte ihn am Gras ab, entfernte noch mehr von dem Blut mit seinem Jackenärmel und schob die wundervolle Waffe dann in sein leeres Holster. Anschließend zog er den Behälter mit den Zündhütchen und die Patronentasche an ihren Schlaufen aus Ridleys Gurtzeug. In der Tasche waren ein Dutzend Dollarmünzen, die Starbuck in seine eigenen blutdurchtränkten Taschen steckte.
    Doch er war nicht hierhergekommen, um einfach nur die Leiche seines Feindes zu fleddern, sondern um einen Schatz zurückzuholen. Er wischte sich die Finger am Gras ab, atmete tief ein und wandte sich erneut den blutigen Überresten der Uniformjacke zu. Er entdeckte ein Ledermäppchen, das wohl eine Zeichnung enthalten hatte, aber das Papier war so blutdurchtränkt, dass unmöglich zu sagen war, was die Zeichnung dargestellt hatte. In der Tasche waren außerdem drei weitere Silberdollars und ein kleiner, feuchter Lederbeutel, den Starbuck aufzog.
    Da war der Ring. Er wirkte matt im schwindenden Tageslicht, aber es war der Ring, den er gesucht hatte; der französische Silberring, der Sallys Mutter gehört hatte und den Starbuck nun in seine eigene Tasche schob, während er sich erhob und von der Leiche wegtrat. «Du Hurensohn», sagte er noch einmal, dann ging er an Ridleys totem Pferd vorbei und über die Wiese davon. Auf der anderen Talseite verschleierte der aufsteigende Rauch der Lagerfeuer den Sonnenuntergang.
    Es wurde dunkel, als Starbuck auf den Hügel stieg, auf dem die Südstaatler müde ihr Feldlager einrichteten. Ein paar Offiziere hatten versucht, ihre Männer von der Hügelkuppe herunterzubeordern und dorthin zu schicken, wo der Boden nicht nach Blut stank, aber die Männer waren zu erschöpft, um sich noch vom Fleck zu bewegen. Stattdessen saßen sie um ihre Lagerfeuer und aßen erbeuteten Zwieback und Schinken. Ein Mann spielte die Fiedel, und die Töne hallten in der Dämmerung wundersam wider. Dunkelheit senkte sich über die Hügellandschaft, und die ersten Sterne schimmerten blass und funkelnd am klaren Himmel. Ein Regiment aus Georgia hielt einen Gottesdienst, und die Männer sangen Gott mit volltönenden Stimmen Lob und Dank für ihren Sieg.
    Starbuck brauchte eine Stunde, um die

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