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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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unheilverkündender Stimmung. «Lincoln hat dazu aufgerufen, dass sich fünfundsiebzigtausend Freiwillige melden», sagte er.
    «Davon habe ich gehört.»
    «Und in den Nordstaatenzeitungen steht, bis Juni würden sich dreimal so viele melden.»
    «Fürchtest du dich vor Zahlen?», sagte Starbuck.
    «Nein. Ich fürchte mich vor dem, was diese Zahlen bedeuten, Nate. Ich fürchte mich davor, Amerika in Barbarei verfallen zu sehen. Ich fürchte mich davor, Narren zu sehen, die einfach aus Spaß jubelnd in die Schlacht reiten. Ich fürchte mich davor, unsere Klassenkameraden zu den Gadara-Schweinen des neunzehnten Jahrhunderts werden zu sehen.» Adam blinzelte über den Fluss zu den Bergen mit blühenden Bäumen und frühlingsgrünem Blattwerk. «Das Leben ist so gut!», sagte er nach einer Weile, doch es klang sehr traurig.
    «Die Leute kämpfen, um es noch besser zu machen», sagte Starbuck.
    Adam lachte. «Mach dich nicht lächerlich, Nate.»
    «Warum sollten sie sonst kämpfen?»
    Adam breitete die Arme aus, um anzudeuten, dass es darauf Tausende von Antworten gab und keine einzige davon viel wert war. «Männer kämpfen, weil sie zu stolz und zu dumm sind, um zuzugeben, dass sie im Irrtum sind», sagte er schließlich. «Es ist mir egal, wie lange es dauert, Nate, aber wir müssen uns zusammensetzen, eine Versammlung einberufen und das Ganze mit Verhandlungen beilegen! Es spielt keine Rolle, ob es ein Jahr dauert oder zwei oder fünf Jahre! Reden muss einfach besser sein als Krieg. Und was wird man in Europa von uns denken? Jahrelang haben wir behauptet, dass Amerika das edelste, gelungenste Experiment der Weltgeschichte ist, und jetzt machen wir das alles kaputt! Und wofür? Für die Rechte der Bundesstaaten? Für die Erhaltung der Sklaverei?»
    «Das sieht dein Vater anders», sagte Starbuck.
    «Du kennst Vater doch», sagte Adam liebevoll. «Er hat das Leben immer als Spiel betrachtet. Mutter meint, er ist niemals richtig erwachsen geworden.»
    «Und du bist vor der Zeit erwachsen geworden?»
    Adam zuckte mit den Schultern. «Ich kann die Dinge nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich wünschte, ich könnte es, aber ich kann es nicht. Und ich kann bestimmt keine Tragödie auf die leichte Schulter nehmen und am wenigsten diese Tragödie.» Er machte eine Geste zu den Kühen hinüber, anscheinend wollte er diese unschuldigen und ruhigen Tiere als Symbol für das Schauspiel nehmen, das Amerika bieten würde, wenn es sich bedenkenlos in einen Krieg stürzte. «Und was ist mit dir?» Er drehte sich zu Starbuck um. «Ich habe gehört, dass du Probleme hattest.»
    «Wer hat dir das erzählt?» Sofort war Starbuck in Verlegenheit gebracht. Er starrte zu den Wolken hinauf, unfähig, dem Blick seines Freundes zu begegnen.
    «Mein Vater hat mir natürlich davon geschrieben. Er wollte, dass ich nach Boston gehe, um bei deinem Vater ein gutes Wort für dich einzulegen.»
    «Ich bin froh, dass du das nicht gemacht hast.»
    «Aber ich habe es gemacht. Nur wollte mich dein Vater nicht empfangen. Aber ich habe ihn predigen hören. Er war formidabel.»
    «Ja, das ist er meistens», sagte Starbuck, obwohl er sich im Stillen fragte, warum Washington Faulconer Adam zu Reverend Elial geschickt hatte. Wollte Faulconer ihn loswerden?
    Adam zupfte einen Grashalm ab und zerrieb ihn zwischen seinen breiten, kräftigen Fingerspitzen. «Warum hast du es getan?»
    Starbuck, der auf dem Rücken gelegen hatte, schämte sich mit einem Mal seiner Nacktheit, er rollte sich auf den Bauch und starrte auf den Klee und das Gras. «Dominique? Begierde, vermutlich.»
    Adam runzelte die Stirn, als könnte er mit diesem Begriff nichts anfangen. «Begierde?»
    «Ich wünschte, ich könnte es beschreiben. Es ist überwältigend. In einem Augenblick ist noch alles normal, man fühlt sich wie ein Schiff auf ruhiger See, und dann erhebt sich wie aus dem Nichts ein unglaublicher Wind, ein enormer, aufregender, heulender Wind, und man kann nichts dagegen tun, sondern segelt einfach wie toll mit diesem Wind davon.» Er unterbrach sich, unzufrieden mit seiner Beschreibung. «Es ist der Sirenengesang, Adam. Ich weiß, dass es falsch ist, aber man kann sich nicht dagegen wehren.» Unvermittelt musste Starbuck an Sally Truslow denken, und die Erinnerung an ihre Schönheit schmerzte ihn so sehr, dass er zusammenzuckte.
    Adam nahm das Zusammenzucken als Zeichen der Reue. «Du musst diesem Trabell sein Geld zurückzahlen, oder?»
    «Oh, ja. Natürlich tue ich das.»

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