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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Ernennung zum Second Lieutenant einen weit niedrigeren Rang erhalten hatte, und zusammen bildeten die drei jungen Männer das, was der Colonel sein Adjutantenkorps nannte. Ihre Aufgabe, so erklärte er Adam, war es, Kurierdienste für ihn zu erledigen und auf dem Schlachtfeld als seine Augen und Ohren zu dienen. Er ließ das alles äußerst ominös klingen.
    Die Legion hatte, abgesehen von der Führung und den zehn Infanteriekompanien, noch weitere Einheiten. Es gab eine Militärkapelle, eine Lazaretteinheit, eine Fahneneinheit, eine Einheit von fünfzig Kavalleristen, die von einem Captain geführt wurde und für die Legion als Späher eingesetzt werden sollte, und die Geschützbatterie aus den zwei Sechspfünderkanonen. Bei Letzteren handelte es sich um zwanzig Jahre alte Glattrohrkanonen, die Faulconer bei Bowers Foundry in Richmond gekauft hatte, wo man die Geschütze sonst eingeschmolzen und das Material zu moderneren Waffen verarbeitet hätte. Stolz präsentierte er seinem Sohn das Kanonenpaar. «Sind sie nicht großartig?»
    Die Kanonen waren in der Tat famos. Ihre Bronzerohre waren poliert worden, bis sich die Sonne darin spiegelte, die Speichen der Räder und die Radkränze waren frisch gefirnisst, die Ausstattung, die Ketten und Kübel und Ladestöcke und Schneckengänge waren entweder poliert oder lackiert, und doch war etwas seltsam Beunruhigendes an den zwei Geschützen. Sie wirkten viel zu grimmig für diesen Sommermorgen, drückten viel zu sehr die tödliche Gefahr aus.
    «Sie sind nicht der letzte Schrei, was Kanonen angeht.» Faulconer hielt das Schweigen seines Sohnes für unausgesprochene Kritik. «Sie sind keine Parrotts und haben nicht mal gezogene Rohre, aber ich denke, wir können mit diesen Schönheiten so einige Yankee-Leichen auf dem Schlachtfeld zurücklassen. So ist es doch, oder, Pelham?»
    «Wenn wir an Munition für sie kommen, Colonel.» Major Pelham, der den Colonel bei seinem Inspektionsgang begleitete, klang sehr zweifelnd.
    «Natürlich kommen wir an Munition!» Nun, nach der Rückkehr seines Sohnes aus dem Norden, war der überschäumende Optimismus des Colonels vollkommen wiederhergestellt. «Ethan findet die Munition.»
    «Bisher hat er noch keine geschickt», gab Pelham trübsinnig zurück. Major Alexander Pelham war ein großer, schlanker weißhaariger Mann, der, wie Starbuck in den Tagen vor dem Aufbruch des Überfalltrupps festgestellt hatte, nahezu unausgesetzt missmutig war. Nun wartete Pelham, bis der Colonel und sein Sohn außer Hörweite geritten waren, dann richtete er seinen wässrigen Blick auf Starbuck. «Das Beste, was passieren kann, Lieutenant Starbuck, ist, dass wir niemals Munition für diese Kanonen finden. Wahrscheinlich platzen die Rohre, wenn wir sie benutzen. Die Artillerie ist nichts für Amateure.» Er schniefte. «Der Vorstoß war also ein Misserfolg?»
    «Er war eine Enttäuschung, Sir.»
    «Ja, das sagt Murphy auch.» Major Pelham schüttelte den Kopf, als hätte er schon die ganze Zeit gewusst, dass solch ein abenteuerliches Vorhaben zum Scheitern verurteilt war. Er trug seine alte United-States-Uniform, die er zuletzt im 1812er-Krieg angelegt hatte. Sie bestand aus einem verblassten blauen Uniformrock mit ausgewaschenen Litzen, von den Knöpfen war die Vergoldung abgerieben, und das Leder der Bandeliers war von so vielen feinen Sprüngen durchzogen wie getrockneter Schlamm. Sein Säbel war ein riesiger, in eine schwarze Scheide gehüllter Bogen von einer Klinge. Er zuckte zusammen, als die Kapelle, die im Schatten des Versammlungszeltes übte, «My Mary-Anne» zu spielen begann. «Das haben sie schon die ganze Woche gespielt», knurrte er, «Mary-Anne, Mary-Anne, Mary-Anne. Aber vielleicht können wir die Yankees ja mit schlechter Musik verjagen.»
    «Mir gefällt das Lied.»
    «Aber nicht mehr wenn Sie es fünfzigmal hintereinander gehört haben. Sie sollten Marschmusik spielen. Gute, anständige Märsche, das brauchen wir. Aber wie viel Drill gibt es bei uns? Vier Stunden täglich. Es sollten zwölf sein, aber das lässt der Colonel nicht zu. Sie können sich darauf verlassen, dass die Yankees nicht Baseball spielen, so wie wir.» Pelham hielt inne, um Tabaksaft auszuspucken. Er besaß einen nahezu mystischen Glauben an die Notwendigkeit endlosen militärischen Drills und wurde in dieser Überzeugung von sämtlichen alten Soldaten der Legion unterstützt. Der Colonel jedoch widersprach ihnen, denn er fürchtete weiterhin, zu viel Waffendrill und

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