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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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steigern. Sie war stolz darauf. Sie sagte, ein gutes, männliches Mischlingskind könnte fünfhundert Dollar einbringen.»
    «Ein hübsches Mischlingsmädchen bringt noch eine ganze Stange mehr», warf Pinkerton ein.
    «Und manche sind verdammt hell, praktisch weiß», sagte ein Stabsoffizier. «Bei manchen sieht man verdammt noch mal keinen Unterschied mehr.»
    «Kaufen Sie eine von den Weißen, Lassan, und nehmen Sie das Mädchen mit nach Hause», empfahl Pinkerton.
    «Warum nur eine?», fragte der Franzose mit gespielter Unschuld. «Ich könnte es mit einer ganzen Schiffsladung aufnehmen, wenn sie hübsch genug sind.»
    «Stimmt es», unterbrach McClellan das Gespräch in einem Ton, der nahelegte, dass er derart müßige und liederliche Unterhaltungen missbilligte, «stimmt es», wiederholte er, während er Starbuck angestrengt musterte, «dass Robert Lee zu Johnstons Stellvertreter als Armeekommandant befördert worden ist?»
    «Davon habe ich nichts gehört, Sir», sagte Starbuck wahrheitsgemäß.
    «Ich bete, dass es stimmt», sagte McClellan mit nachdenklichem Stirnrunzeln. «Lee war schon immer viel zu vorsichtig. Ein schwacher Charakter. Er übernimmt nicht gern Verantwortung. Ihm fehlt die moralische Stärke, und solche Männer sind im Krieg ängstlich. Das ist meine Erfahrung. Wie wird Lee im Süden genannt, Starbuck?»
    «Granny, Sir.»
    McClellan stieß ein kurzes, bellendes Lachen aus. «Ich vermute, ein neuer Napoleon wird mit einer Großmutter wohl fertig werden, was, Lassan?»
    «Gewiss,
mon General

    «Aber wird er auch mit hundertfünfzigtausend Rebellen fertig?», fragte McClellan und verfiel in Schweigen, während er über diese Frage nachdachte. Sie ritten nordwärts durch eine Gegend, in der Infanterie kampierte, und als die Nordstaatler entdeckten, dass ihr General in der Nähe war, rannten sie zur Straße und begannen zu jubeln. Starbuck ließ sich hinter McClellan zurückfallen und beobachtete, wie diese Bewunderung den kleinen General augenblicklich belebte und dass die Bewunderung vollkommen echt war. Die Männer wurden durch McClellans Anwesenheit aufgemuntert, und der General durch ihre Jubelrufe. Der Jubel wurde noch lauter, als McClellan sein Pferd anhielt und einen Soldaten bat, ihm seine rauchende Pfeife zu leihen, damit er sich eine Zigarre daran anstecken konnte. Diese trauliche Szene schien vor allem den Infanteristen ans Herz zu gehen, denn sie drängten sich heran und versuchten, den großen Rappen des Generals zu berühren.
    «Sagen Sie uns, wo wir die Rebs besiegen werden, General!», rief ein Mann.
    «Alles zu seiner Zeit! Alles zu seiner Zeit! Ihr wisst, dass ich euer Leben nicht unnötig aufs Spiel setze! Alles zu seiner Zeit!» Einer der Männer bot dem General einen Hartkeks an, und McClellan rief Begeisterung mit der Frage hervor, ob er dieses Ding essen oder als Dachschindel verwenden solle.
    «Er ist ein wundervoller Mann», vertraute James seinem Bruder an.
    «Nicht wahr?», sagte Starbuck. In den vergangenen paar Tagen hatte er festgestellt, dass er am besten mit James auskam, wenn er einfach allem zustimmte, was sein Bruder sagte, doch selbst das war manchmal nicht leicht durchzuhalten. James’ Erleichterung und Freude über die Rückkehr des verlorenen Sohnes war echt, und er wollte Starbuck für seinen Sinneswandel belohnen, doch seine Aufmerksamkeiten waren zuweilen übertrieben. James glaubte wie sein Vater, dass Tabak ein Teufelskraut war, doch wenn Starbuck rauchen wollte, kaufte James bereitwillig Zigarren an den Wagen der Krämer, die bei jedem Regimentslager als Handelsstation dienten. James gab sogar vor, Starbuck die Behauptung abzunehmen, er bräuchte Wein und Whiskey, um seinen Magen wieder in Ordnung zu bringen, und bezahlte die sogenannte Medizin mit seinem eigenen Geld.
    James’ liebevoller Eifer aber verstärkte bloß Starbucks Schuldgefühle, und noch schlimmer wurden sie, als Starbuck feststellte, wie gern sein Bruder mit ihm zusammen war. James war stolz auf seinen Bruder, beneidete ihn sogar, und es gefiel ihm, die Geschichte zu verbreiten, dass sein Bruder, der im vergangenen Jahr alles andere als ein Kupferkopf gewesen sei, in Wahrheit seit den ersten Kampfhandlungen des Krieges als Agent der Nordstaaten arbeitete. Starbuck widersprach diesen Erzählungen nicht, aber James’ Freude daran führte zu noch größeren Gewissensbissen bei dem jüngeren Bruder, der vorhatte, dieses Vertrauen zu enttäuschen. Allerdings wurde diese Aussicht auf

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