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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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nicht! Das sind Narren! Feiglinge! Verräter! Affen!» Der plötzliche Temperamentsausbruch erstaunte Starbuck, aber eine echte Überraschung war er nicht. Die meisten Angehörigen der Armee wussten von Major General McClellans Ärger darüber, dass Präsident Lincoln das 1 st Corps nicht zur Verstärkung auf die Halbinsel hatte segeln lassen. McClellan, sagte der Präsident, müsse mit den hundertzwanzigtausend Mann auskommen, die er schon habe, doch McClellan erklärte, die fehlenden fünfunddreißigtausend seien der Schlüssel zum Sieg. «Wenn wir doch nur diese Männer hätten, könnte ich etwas erreichen. So können wir nur auf ein Wunder hoffen. Nichts anderes wird uns retten, nur ein Wunder.»
    «Gewiss,
mon General
», sagte Colonel Lassan, Starbuck jedoch hörte aus diesen Worten einen außerordentlichen Mangel an Überzeugung heraus.
    McClellan wandet sich wieder an Starbuck und wollte wissen, welche Einheiten er bei ihrem Marsch durch Richmond gesehen hatte, und Starbuck, der sich nun daran gewöhnt hatte, haarsträubende Lügen zu verbreiten, führte eine Einheit nach der anderen auf, die er weder je gesehen noch von denen er je gehört hatte. Er erfand eine ganze Florida-Brigade, dachte sich ein Kavallerieregiment aus Louisiana aus und beschwor Batterien mit schweren Geschützen aus dem blauen Himmel Virginias herunter. Zu seinem Erstaunen und seiner Belustigung lauschte ihm McClellan ebenso aufmerksam, wie es Pinkerton getan hatte, und er nahm Starbucks Wort zum Beweis, dass ein mächtiger Feind darauf wartete, ihn bei Richmond in die Falle laufen zu lassen. «Genau das haben wir befürchtet, Pinkerton!», sagte McClellan, als Starbuck seine Erfindungen bekannt gegeben hatte. «Johnston muss hundertfünfzigtausend Mann haben!»
    «Mindestens, Sir.»
    «Wir müssen vorsichtig sein. Wenn ich diese Armee verliere, ist der Krieg vorbei», sagte McClellan. «Wir müssen genau über die Einsatzpläne dieser neuen Rebellenbrigaden Bescheid wissen.» Diese Anforderung war an Pinkerton gerichtet, der dem General versicherte, Starbuck sei bereit, nach Richmond zurückzukehren, sobald er eine Liste mit Fragen erhalten habe, die McClellan von dem hochgelobten, geheimnisvollen Spion beantwortet haben wollte, der sich anscheinend mitten im Zentrum des konföderierten Oberkommandos bewegte. «Sie bekommen Ihre Fragen», versicherte McClellan Starbuck, dann hob er die Hand, um eine Gruppe Schwarzer zu grüßen, die ihm vom Straßenrand aus zujubelten. Eine Frau mit einem zerlumpten Kleid und zerrissener Schürze lief mit einem Strauß Hyazinthen heran und streckte sie dem General hin. McClellan zögerte, offenkundig in der Hoffnung, dass einer seiner Adjutanten die Blumen für ihn nehmen würde, doch die Frau drückte ihm den Strauß in die Hand. Er nahm ihn mit einem gezwungenen Lächeln. «Armes Volk», sagte er, als sie außer Hörweite waren. «Die Leute glauben, wir wären gekommen, um sie zu befreien.»
    «Und das stimmt nicht?» Starbuck konnte die Frage nicht zurückhalten.
    «Dieser Krieg wird nicht geführt, um Bürgern der Vereinigten Staaten ihr rechtmäßiges Eigentum wegzunehmen, selbst wenn diese Bürger so dumm sind, einen Aufstand gegen ihre Regierung auszurufen.» Der General klang verärgert darüber, dass er diese Erklärung überhaupt abgeben musste. «In dieser Auseinandersetzung geht es um die Bewahrung der Union, und wenn ich nur einen Moment glauben würde, dass wir das Blut weißer Männer riskieren, um Sklaven zu befreien, würde ich den Dienst quittieren. So ist es doch, oder, Marcy?» Bei dieser Forderung nach Bestätigung sprach er über die Schulter, und Marcy, ein trübselig wirkender Stabsoffizier, bestätigte, dies sei in der Tat die feste Überzeugung des Generals. Mit einem Mal sah McClellan finster auf die Hyazinthen in seiner Hand herab und warf sie zum Straßenrand, wo die Blüten in einer Pfütze landeten. Starbuck drehte sich im Sattel um und sah, dass die Schwarzen ihrer Reitergruppe immer noch nachschauten. Der Gedanke, abzusteigen und die Blumen aufzuheben, schoss ihm durch den Kopf, doch gerade, als er die Zügel kürzer nehmen wollte, trampelte Pinkertons Pferd die Blüten in den Schlamm.
    Der Anblick der Schwarzen brachte Colonel Lassan dazu, von einem Sklavenmädchen zu erzählen, dem er in Williamsburg begegnet war. «Erst neunzehn, und ein hübsches Ding. Sie hatte schon vier Söhne und jeden von einem anderen weißen Mann. Sie meinte, das würde den Wert ihrer Söhne

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