Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
mit!»
    «Sehr wohl, Sir», erwiderte Adam. Eine Ordonnanz hatte gerade Adams Pferd vors Haus geführt, und Adam sagte dem Mann, er solle die Zügel ans Verandageländer binden. Das Pferd senkte den Kopf und rupfte an dem üppigen Gras, das an der Verandatreppe wuchs. Ein Sklave, der dem Eigentümer des requirierten Hauses gehörte, grub die zertrampelten Überreste eines Gemüsegartens um. Der Mann war müde und hielt immer wieder inne, doch dann erinnerte er sich an Adam auf der Veranda, wischte sich über die Stirn und nahm seine Arbeit wieder auf. Adam sah dem Mann zu, und plötzlich erfasste ihn eine absurde und ungerechte Wut auf alle Schwarzen. Warum in Gottes Namen hatte irgendwer diese Menschen nach Amerika importiert? Ohne sie wäre dieses Land ganz gewiss das glücklichste, friedlichste Land auf Erden. Adam schämte sich sofort für diesen ungerufenen Gedanken. Es war nicht die Schuld der Sklaven, sondern der Sklavenhaltergesellschaft. Es waren nicht die Schwarzen, sondern die Menschen seiner eigenen Hautfarbe, die den Frieden gestört und im Land Unzufriedenheit verbreitet hatten. «Es ist zu heiß zum Arbeiten, oder?», rief er dem Sklaven zu, in einem Versuch, seine unausgesprochenen Gedanken mit einer ausgesprochenen Freundlichkeit wiedergutzumachen.
    «Zu heiß, Massa. Is wahr, zu heiß.»
    «Ich würde mich an deiner Stelle ausruhen», sagt Adam.
    «Gibt genug Ruhe im Himmel, der Herr sei gelobt, Massa», sagte der Sklave und stieß das breite Blatt des Spatens in die schwere, rötliche Erde.
    «So, da hätten wir’s, Adam.» Colonel Morton trat sporenklirrend auf die Veranda heraus. «Wir leihen Pete Longstreet ein paar von Hugers Männern. Das wird Huger nicht gefallen, aber Longstreet rückt dichter auf die Yankees vor, also kann er die zusätzlichen Männer gut brauchen. Und gehen Sie mit Huger um Himmels willen diplomatisch um.»
    «Selbstverständlich, Sir.» Adam nahm den Umschlag von Morton entgegen. «Brauchen Sie auch …» Er hatte fragen wollen, ob Colonel Morton für diesen zweiten Umschlag mit Befehlen ebenfalls eine Empfangsbestätigung von General Hugers haben wollte, doch dann ließ er den Satz unausgesprochen. «Sehr wohl, Sir.»
    «Und um Mitternacht sind Sie zurück, Adam, wir haben heute Nacht alle unseren Schönheitsschlaf nötig. Und seien Sie nett zu dem alten Huger. Er ist ein ziemlich empfindlicher Knabe.»
    Adam ritt nach Westen. Wo die Straße durch den Wald führte, war die Luft noch drückender. Die Blätter hingen bewegungslos an den Ästen, und ihre Starrheit hatte etwas seltsam Bedrohliches. Der ganze Tag hatte etwas Unwirkliches, doch in Adams Welt hatte in diesen Tagen so vieles etwas Unwirkliches, sogar Julia, und dieser Gedanke erinnerte ihn daran, dass er sich darum bemühen sollte, sie bald einmal zu sehen. Sie hatte ihm wegen einer geheimnisvollen Mitteilung geschrieben, und auch wenn sie betont hatte, dass diese Mitteilung nichts mit ihnen beiden zu tun hatte, konnte Adam den Verdacht nicht abschütteln, dass Julia die Verlobung lösen wollte. In der letzten Zeit hatte Adam angefangen zu denken, dass er Julia im Grunde nicht verstand, und er hatte zu ahnen begonnen, dass ihre Sehnsüchte wesentlich verwirrender waren, als er jemals vermutet hätte. Äußerlich war sie eine bürgerliche, fromme und, wie es sich gehörte, liebenswürdige junge Dame, aber Adam war eine unterschwellige muntere Lebhaftigkeit bewusst geworden, die Julia verbarg und die ihm das Gefühl vermittelte, ihrer nicht würdig zu sein. Er hatte den Verdacht, dass auch seine Mutter einst diese Eigenschaft besessen hatte und sie ihr von seinem Vater ausgetrieben worden war.
    In einem Waldstück, in dessen Nähe kein Feldlager zu sehen war, hielt Adam sein Pferd an. Sein Ritt hatte ihn durch beinahe zwei Dutzend Regimentslager gebracht, und nun war er mit einem Mal allein in einem dunklen, stillen Wald, und hier konnte er eine Idee überdenken, die ihm etwas früher durch den Kopf geschossen war. Er öffnete die Gürteltasche und zog die beiden Mitteilungen heraus. Die zwei hellbraunen Umschläge unterschieden sich nicht, sie waren mit den gleichen Klecksen aus rotem Siegelwachs verschlossen und mit der gleichen schwarzen Tinte in der gleichen eckigen Handschrift beschriftet. Der Umschlag mit den Befehlen zur Schlacht war etwas dicker als der andere, aber davon abgesehen gab es nichts, was den einen Umschlag von dem anderen unterschied.
    Er holte den Empfangsschein heraus. Darauf war nur ein

Weitere Kostenlose Bücher