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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Überzeugungsversuche aufzugeben und ihre Patienten sterben zu sehen.
    Ende Mai, an einem schwülen, ruhigen Freitagnachmittag, rief Johnston seine Adjutanten zusammen und erklärte diese Strategie. Er hatte im Salon des Hauses, das ihm als Hauptquartier diente, eine Landkarte an die Wand geheftet und benutzte eine Röstgabel mit einem Griff aus Nussbaumholz als Zeigestock. «Sehen Sie, Gentlemen, wie ich McClellan gezwungen habe, sich um den Chickahominy aufzuteilen? Die Armee der Nordstaaten ist eine gespaltene Kraft, Gentlemen, eine gespaltene Kraft.» Er betonte seine Bemerkung, indem er mit der Röstgabel nördlich und südlich des Flusses auf die Landkarte klopfte. «Eine der wichtigsten Regeln des Kriegshandwerks lautet: Teile im Angesicht des Gegners niemals deine Truppen. Aber genau das hat McClellan getan!» Johnston war in belehrender Stimmung und behandelte seine Adjutanten, als wären sie Kadetten in der Militärakademie West Point. «Und warum sollte ein General seine Truppen niemals teilen?», fragte er nun und ließ seinen Blick erwartungsvoll über die Adjutanten schweifen.
    «Weil sie dann in Einzelangriffen geschlagen werden können, Sir», gab einer der Adjutanten flott zurück.
    «Ganz genau. Und morgen früh, Gentlemen, im Morgengrauen, werden wir diese Hälfte der Nordstaatenarmee ausradieren.»
    Er hatte auf der Landkarte das Gelände östlich von Richmond und südlich des Chickahominys markiert. Die Quelle des Flusses befand sich nordwestlich der Stadt, dann wurde er schnell breiter, schnitt die nördlichen Zufahrtswege nach Richmond in schrägem Winkel, um dann die Tiefebene östlich von Richmond zu durchqueren, bevor er in den James River mündete. Johnstons gesamte konföderierte Armee lag südlich des Flusses, doch McClellans größere Armee war geteilt; die Hälfte der Truppen befand sich nördlich der Malariasümpfe des Chickahominys und die andere Hälfte südlich davon. Johnston plante einen Überraschungsangriff aus den morgendlichen Nebelbänken, mit dem er die südlich stehende Hälfte der Armee vernichten würde, bevor die Yankee-Truppen nördlich des Flusses über ihre Ersatzbrücken marschieren konnten, um ihren bedrängten Kameraden beizustehen. «Und wir werden den Plan morgen früh durchführen, Gentlemen, sobald es hell wird», sagte Johnston und konnte sich ein befriedigtes Lächeln nicht verkneifen, als er das Erstaunen seiner Adjutanten sah.
    Er war zufrieden, denn ihre Überraschung war genau die Reaktion, auf die er es angelegt hatte. Johnston hatte niemanden über seine Pläne informiert; nicht seinen stellvertretenden Kommandanten, General Smith, und noch nicht einmal seinen Präsidenten, Jefferson Davis. Es waren zu viele Spione in Richmond und zu viele Männer, die versucht sein konnten, mit derartigen Neuigkeiten zum Feind überzulaufen, und um solchen Verrat zu verhindern, hatte Johnston seine Pläne im Geheimen ausgebrütet und sie bis jetzt niemandem verraten, denn nun war der Nachmittag vor der Schlacht gekommen, und die Adjutanten mussten seine Befehle zu den Divisionskommandanten bringen.
    Daniel Hills Division würde den Angriff anführen und im Zentrum der gegnerischen Linie zuschlagen. «Hill muss eine Weile allein kämpfen», erklärte Johnston seinen Adjutanten, «weil wir die Yankees dicht an uns heranlocken wollen, um ihnen dann in die Flanken zu fallen, hier und hier.» Die Röstgabel klopfte auf die Landkarte, wobei kleine Risse entstanden, und sie zeigte, dass sich der Zwillingsangriff über die Flanken wie die äußeren Zinken eines Dreizacks in einen Feind graben würde, der sich zuvorkommenderweise schon selbst auf die mittlere Zinke gespießt hatte. «Longstreet greift ihre nördliche Flanke an», fuhr Johnston fort, «während General Hugers Division von Süden kommt, und bis zur Mittagszeit, Gentlemen, sind die Yankees tot, gefangen oder in den White-Oak-Sumpf geflüchtet.» Johnston genoss den Vorgeschmack des Sieges; er hörte schon den Jubel, wenn er zum Richmonder Capitol Square ritt, und er sah den Neid auf den Gesichtern seiner Rivalen im Generalsrang, wie Beauregard und Robert Lee. Sein Plan, das wusste er, war brillant. Alles, was zwischen diesem Augenblick und seinem Ruhm lag, war die Schlacht, die beginnen würde, wenn seine grau uniformierten Truppen aus dem Morgennebel schwärmten. Und wenn diese Truppen die Überraschung auf ihrer Seite hatten, dann, so glaubte Johnston, war der Sieg gesichert.
    Drei Adjutanten sollten die

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