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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wurde gerade noch heruntergeholt, während der Zug ratternd und stampfend und dampfend unter General Hugers Hauptquartier vorbeikam. «Soll ich daraus etwa entnehmen» – der weißhaarige Huger spähte Adam nun über die Gläser seiner Lesebrille an –, «dass einige meiner Männer General Longstreets Kommando unterstellt werden?»
    «Ich glaube, so ist es, Sir, ja», sagte Adam.
    Huger gab ein paar leise, schnaubende Geräusche von sich, die offenkundig als sarkastisches Lachen gemeint waren. «Ich vermute», stellte Huger schließlich fest, «dass es General Johnston bewusst ist, jedenfalls schwach bewusst ist, dass ich einen höheren Rang als General Longstreet innehabe.»
    «Das weiß er gewiss, Sir.»
    Huger steigerte seinen Groll zu einer beeindruckenden Demonstration verletzter Eitelkeit. «General Longstreet war, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, in der alten Armee ein Zahlmeister. Nichts weiter als ein Major. Und ich glaube nicht, dass er dort jemals in einen höheren Rang befördert oder mit einer schwierigeren Aufgabe betraut wurde, als den Truppensold auszuzahlen. Und trotzdem soll er jetzt Männern aus meinem Kommando ihre Befehle erteilen?»
    «Nur einigen Ihrer Männer», bemerkte Adam taktvoll.
    «Und warum?», wollte Huger wissen. «Bestimmt hat Johnston doch seine Gründe, oder? Hat er daran gedacht, Ihnen diese Gründe auseinanderzusetzen, junger Mann?»
    Das hatte Johnston, aber diese Erklärungen weiterzugeben, hätte Adams Absichten durchkreuzt, also begnügte er sich mit der dürftigen Feststellung, dass General Longstreets Division näher am Gegner lag und dass es deshalb ratsam erschienen sei, seine Brigaden mit zusätzlichen Männern zu verstärken. «Ich bin sicher, dass es sich nur um eine kurzfristige Notlösung handelt, Sir», endete Adam, dann starrte er an dem unzufriedenen Huger vorbei zu dem Zug, der nun endgültig zum Halt gekommen war, während der Ballon mit der Winde die letzten paar Fuß heruntergeholt wurde. Der Rauch aus der Lokomotive hob sich eigentümlich weiß und strahlend gegen die schwarzen Wolken ab.
    «Ich beklage mich nicht», sagte Huger empört. «Ich stehe über solch niedrigen Reaktionen, und in der Zwangslage dieser Armee muss mit solchen Beleidigungen gerechnet werden. Aber es wäre zumindest höflich von Johnston gewesen, mich zu fragen, ob ich etwas dagegen einzuwenden habe, dass meine Truppen dem Befehl eines einfachen Zahlmeisters unterstellt werden. Das hätte die Höflichkeit geboten, oder etwa nicht?», fragte er seine eigenen Adjutanten, die eifrig nickten.
    «Ich bin sicher, dass General Johnston damit keine Kränkung beabsichtigt hat, Sir», sagte Adam.
    «Sie können so sicher sein, wie Sie wollen, junger Mann, aber ich habe in diesen Dingen mehr Erfahrung.» Huger, der sich selbst für so etwas wie einen geborenen Aristokraten hielt, richtete sich steif auf, sodass er auf Adam herabsehen konnte. «Vielleicht braucht General Johnston meine Männer ja, um den Armeesold zu bewachen, ist es das?» Dass dies ein Witz sein sollte, wurde von erneutem Schnauben angezeigt, das Hugers Adjutanten durch kameradschaftliches Lächeln quittierten. «Es hat einmal eine Zeit gegeben», sagte Huger und faltete den Befehl zu einem Rechteck zusammen, «in der die militärischen Angelegenheiten Nordamerikas ordentlich geregelt wurden. In der solche Fragen soldatisch beantwortet wurden. Wie es sich in einer gutorganisierten Armee gehört.» Er warf den zusammengefalteten Befehl auf eine Sitzbank, die mit Ketten an den Deckenbalken der Veranda befestigt war. «Nun gut, junger Mann, richten Sie Johnston aus, dass ich seine Befehle erhalten habe, auch wenn ich sie nicht verstehe. Ich bin sicher, dass Sie zu Ihrem Vorgesetzten zurück wollen, bevor es anfängt zu regnen, und deshalb wünsche ich Ihnen jetzt einen guten Tag.» Diese knappe Entlassung, ohne Adam auch nur ein Glas Wasser angeboten zu haben, war eine absichtliche Brüskierung, doch das störte Adam nicht. Er war ein enormes Risiko eingegangen und hatte seine Rolle gut gespielt, aber er glaubte nicht, dass er weitere Nachfragen des Generals gut würde parieren können. Mein Gott, dachte Adam mit plötzlichem Schrecken, die Hölle würde losbrechen, falls Johnston herausfand, was passiert war. Dann beruhigte sich Adam wieder damit, dass er sich lediglich einer Vergesslichkeit schuldig gemacht hatte.
    Er steckte die unterschriebene Empfangsquittung in seine Tasche und ging zu seinem Pferd. Es war Freitag

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