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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Umschlag mit Befehlen vermerkt.
    Adams Blick wanderte wieder zu den Umschlägen. Angenommen, er würde einfach vergessen, die Befehle zur Schlacht auszuhändigen? Angenommen, Huger würde am Morgen nicht angreifen? Angenommen, der Norden würde die morgige Schlacht gewinnen und Richmond besetzen; wer würde dann noch nach einem fehlenden Umschlag mit Befehlen fragen? Und falls durch irgendeinen unglaublichen Zufall der Süden ohne Hugers Truppen gewann, wer würde dann noch danach fragen? Und selbst wenn sein Versäumnis bekannt würde – und Adam war nicht so dumm zu glauben, dass es nicht irgendwann herauskäme –, dann musste es nicht als Verrat angesehen werden, sondern als einfache Vergesslichkeit oder schlimmstenfalls als Unachtsamkeit. Dieses Pflichtversäumnis würde ihn zweifellos seinen Posten in Johnstons Stab kosten, aber es würde ihm keine Schande bringen, sondern nur einen schlechten Ruf aufgrund seiner Achtlosigkeit. Und vielleicht, sagte er sich, sollte er sich für den Rest dieses Krieges unter die Fittiche seines Vaters verkriechen. Vielleicht wäre er als Stabschef seines Vaters zufriedener, weil er dort wenigstens versuchen konnte, die Pächter und Nachbarn seines Vaters in der Legion vor den schlimmsten Unbilden des Krieges zu bewahren. «Oh lieber Gott», murmelte er vor sich hin, und es war ein Gebet um sein eigenes Glück und nicht um göttlichen Rat, denn Adam hatte schon entschieden, was er tun würde.
    Langsam, wohlüberlegt und mit einer gewissen Feierlichkeit, die der Situation angemessen schien, riss Adam den Umschlag mit dem Befehl zur Schlacht in der Mitte durch, und dann zerriss er die Stücke wieder in der Mitte, und dann riss er alles in noch kleinere Fetzen. Er fühlte sich, als würde er wahrhaftig den Stoff zerfetzen, aus dem Geschichte wird, und als nur noch eine Handvoll Papierschnipsel übrig waren, streute er die Fetzen in das schwarze Wasser eines Grabens neben der Straße. Und mit diesem Akt verräterischer Zerstörung überkam ihn plötzlich ein starkes Glücksgefühl. Er hatte den Sieg unmöglich gemacht! Er hatte an einem trüben Tag das Werk des Herrn getan, und er fühlte sich, als sei die ganze ermüdende Last der Schuldgefühle und der Unentschiedenheit mit einem Mal von seinen Schultern genommen worden. Er trieb sein Pferd weiter Richtung Westen.
    Eine halbe Stunde später erreichte Adam das kleine Haus, in dem Huger sein Hauptquartier hatte, und bestand mit einer Förmlichkeit, die an Insubordination grenzte, auf der Unterschrift des Generals, bevor er ihm den einen Umschlag übergab, der nun noch übrig war. Dann trat er respektvoll beiseite, während Huger den einzelnen Bogen mit dem Befehl auseinanderfaltete und durchlas. Der General, der stolz auf seine französischen Ahnen zurückblickte, war ein penibler, vorsichtiger Mann, der in der alten U.S. Army erfolgreich Karriere gemacht hatte und nun mit größtem Gefallen unvorteilhafte Vergleiche zwischen seinem alten und seinem neuen Arbeitgeber anstellte. «Ich verstehe nicht!», erklärte er Adam, nachdem er den Befehl ein zweites Mal durchgelesen hatte.
    «Wie meinen, Sir?» Adam stand mit Hugers Adjutanten auf der Veranda, die auf einen kleinen Bach namens Gillies Creek hinunterblickte. Das Haus stand so nahe bei Richmond, dass Adam das Gewirr aus Dächern und Schornsteinen hinter Rockett’s Landing erkennen konnte, wo die Masten und Rahen Dutzender Schiffe, die durch die Barrikade bei Drewry’s Bluff hier festsaßen, in der Abendsonne glänzten. Hinter dem Haus, am Ende einer langgezogenen Weide, auf der die Fuhrwerke und Kanonen von Hugers Artillerie standen, verlief die Richmond and York Railroad neben dem Bach, und im abnehmenden Licht, das noch von den dunklen Wolkenmassen vermindert wurde, dampfte ein Zug langsam Richtung Stadt. Die Lok zog eine seltsame Mischung aus flachen Güterwaggons, deren Ladung aus der Ballon-Ausrüstung der konföderierten Armee bestand. Die Ballonhülle selbst war eine schöne Mischung aus den Stoffen bester Seidenkleider, die von den Richmonder Ladys gespendet worden waren, und der Aufstieg beziehungsweise das Einholen des Ballons wurde mit Hilfe einer riesenhafte Winde bewerkstelligt, die auf einen der flachen Waggons geschraubt worden war. Auf anderen dieser Waggons befand sich die chemische Ausrüstung zur Herstellung des Wasserstoffs. Der Ballon, mit dem zuvor die gegnerische Front jenseits des zerstörten Kopfbahnhofs bei Fair Oak ausgekundschaftet worden war,

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