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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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dass du dir solche Umstände machst, bloß um Reverend Elial Starbuck zu schreiben. Außerdem hat Nate gesagt, er würde es dir erklären, sobald er kann, aber daraus, wann das sein könnte, hat er ebenfalls ein Geheimnis gemacht.»
    «Oh, lieber Gott», sagte Adam und zitterte, als ihm der ganze Schrecken aufging. Er dachte an die Schande, wenn sein Vater herausfand, dass sein Sohn Virginia verraten hatte. Und wie hatte Starbuck es erfahren? Hatte James ihm geschrieben? Es gab keine andere Erklärung. Wie sonst hätte Starbuck es entdecken können? Und wenn Starbuck Bescheid wusste, wer wusste es dann noch? «Wo ist Nate?», fragte er Julia.
    «Ich weiß es nicht. Woher sollte ich das wissen?» In Wahrheit hegte Julia die absonderliche Vorstellung, dass Starbuck die feindlichen Linien überquert hatte, aber da diese Idee von Sally Truslow ausgegangen war, hielt sie es nicht für klug, es zu erwähnen. Julia hatte schließlich den Mut für einen Besuch bei Sally aufgebracht, bewaffnet mit einer Bibel und einer Tasche voller Traktate, in denen die grässlichen Höllenstrafen beschrieben wurden, mit denen Sünder zu rechnen hatten. Doch dann hatte sich dieser Besuch unerwartet in einen fröhlichen Vormittag verwandelt, bei dem sich Julia dabei ertappte, wie sie Sallys viele Kleider und Tücher bewunderte, statt zu versuchen, die jüngere Frau zum Herrn zurückzuführen. Sie hatten über Batist und Chambray-Stoff gesprochen und darüber, ob man aus Steifgaze ebenso gute Schleier machen konnte wie aus Tüll, und Julia hatte mit den Fingern über Sallys Seiden- und Satinstoffe gestrichen, und nach der dumpfen Angst, die in der Stadt herrschte, war diese Unterhaltung über Lappalien und Nichtigkeiten eine reine Wohltat. Julias religiöse Gefühle waren nur durch Sallys begeisterte Pläne für einen Spiritistentempel in einem Hintergebäude verletzt worden, doch Sallys offensichtlicher Zynismus und ihre ehrliche Schilderung der Methoden, mit denen sie ihre Kunden ausnehmen wollte, hatten bei Julia schließlich zu mehr Belustigung als Missbilligung geführt. Auch Sallys Sorge um Nate hatte Julia berührt, und sie war in große Verlegenheit geraten, als Sally behauptet hatte, dass Nate Julia sehr mögen würde. Es war alles recht seltsam gewesen, viel zu seltsam, um es Adam zu erklären, der bestimmt schon beim bloßen Gedanken daran, dass seine Verlobte eine Kurtisane besuchte, in rechtschaffenen Zorn ausgebrochen wäre. Allerdings wirkte Sallys Haus nach außen hin so respektabel wie nur irgendeines in Richmond, und noch dazu war es darin erheblich sauberer als in den meisten anderen. Doch Julia konnte Adam ebenso wenig von diesem Besuch erzählen wie ihrer Mutter. «Spielt es eine Rolle, wo Nate ist?», fragte Julia jetzt.
    «Vermutlich nicht.» Adam verlagerte unruhig sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen, seine Sporenketten und die Metallglieder des Schwertgürtels klirrten leise im tosenden Regen und dem heulenden Wind.
    «Und was bedeutet diese Mitteilung nun?», fragte Julia ohne Umschweife. Ihre Neugier war von Adams Reaktion angestachelt worden, die in ihren Augen sehr nach Schuldbewusstsein aussah.
    Adam schüttelte den Kopf, gab dann aber stockend eine Erklärung ab. «Es ist eine alte Sache», sagte er langsam und nicht eben redegewandt. «Aus der Zeit, in der Nate gerade hier angekommen war. Ich habe es versucht. Vater hat es versucht – wir wollten Nate wieder mit seiner Familie versöhnen. Das kam mir wichtig vor.» Adam war ein schlechter Lügner, und um seine Beschämung zu verbergen, stieß er sich von der Wand der Baracke ab und stützte sich mit den Händen auf das Verandageländer. «Ich glaube, Nate nimmt uns unsere Bemühungen übel», endete er wenig überzeugend.
    «Also ist es gar nicht so besonders geheimnisvoll?», fragte Julia, die kein Wort von dem glaubte, was Adam gesagt hatte.
    «Nein», sagte Adam, «eigentlich nicht.»
    Julia lauschte auf die jaulenden Hunde, das Wiehern der Pferde und die im Wind schlagenden Segeltuchbahnen der Zelte. «Was hat Nate getan?», fragte sie nach einer langen Pause.
    «Was meinst du damit?»
    «Ich meine, was hat Nate getan, um die Zuneigung seiner Familie zu verlieren?»
    Adam antwortete lange nicht, dann sagte er schulterzuckend: «Er ist weggelaufen.»
    «Ist das alles?»
    Adam würde Julia ganz bestimmt nicht erzählen, dass eine Frau im Spiel gewesen war, eine Schauspielerin, die Starbuck als Komplizen missbraucht hatte, um ihn dann in Richmond

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