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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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der Hand.
    Starbuck rührte sich nicht. «Es ist gut, wieder zurück zu sein, Sir.»
    «Gehen Sie früh schlafen, Starbuck. Wir haben ab Mitternacht Wachdienst. Major Hinton gibt Ihnen Ihre Befehle.»
    «Ja, Sir.»
    «Und geben Sie Sergeant Truslow einen Dollar.»
    «Einen Dollar, Sir?»
    «Geben Sie ihm einen Dollar! Das ist ein Befehl.» Bird schwieg kurz. «Ich bin froh, dass Sie wieder da sind, Nate. Und jetzt gehen Sie.»
    «Ja, Sir.» Starbuck ging zwischen den Zeltreihen hindurch und hörte dem fernen, melancholischen Spiel einer Geige zu. Doch die traurige Melodie berührte ihn nicht, nicht heute, denn jetzt war er wieder dort, wo er hingehörte. Der Kupferkopf war zu Hause.

Epilog
    F ür die Kompanie K begann das Sterben drei Wochen später. Joseph May war der Erste. Er holte gerade Wasser, als eine verirrte Granate neben dem Bach einschlug. Seine neue Brille wurde ihm vom Gesicht gerissen, ein Brillenglas zersplitterte, das andere war so gleichmäßig mit Blut überzogen, dass es aussah wie rot gefärbtes Glas.
    Den ganzen Tag hatte sich die Legion bereitgehalten, während nördlich von ihr eine Schlacht geführt wurde. Die Kanonen donnerten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, doch die Rauchschwaden bewegten sich nicht von der Stelle, was bedeutete, dass sich die Yankees trotz aller Rebellenangriffe nicht zurückdrängen ließen. Am Abend jedoch, als der Gefechtslärm erstorben war, verlegte die Nordstaatenarmee ihre Einheiten Richtung Osten, und in der Morgendämmerung hörte man die Spaten, mit denen neue Schützengräben ausgehoben wurden, sodass die Rebellen wussten, was für ein hartes Stück Arbeit es werden würde, die Blauröcke weiter von Richmond wegzutreiben. An diesem Vormittag starb James Bleasdale. Er kletterte auf einen Baum, um Eier aus einem Vogelnest zu holen, und ein Scharfschütze der Yankees traf ihn in den Hals. Bleasdale war tot, bevor er auf dem Boden aufschlug. Starbuck schrieb seiner Mutter, einer Witwe, und versuchte Worte zu finden, die nahelegten, dass ihr Sohn nicht umsonst gestorben war. «Er wird schmerzlich vermisst werden», schrieb Starbuck, aber das stimmte nicht ganz. Niemand hatte Bleasdale sonderlich gemocht, allerdings hatte auch niemand eine besondere Abneigung gegen ihn gehabt. Eine Gewehrsalve ließ erkennen, dass Sergeant Truslows Einheit den Yankee-Scharfschützen entdeckt hatte, aber Truslow kam unbefriedigt zurück. «Der Hurensohn ist getürmt», sagte der Sergeant, dann drehte er sich um und starrte zu Major Bird hinüber. «Er ist verrückt geworden.»
    Major Bird verhielt sich in der Tat noch merkwürdiger als sonst. Er bewegte sich mit einer seltsamen, krabbenartigen Bewegung durchs Feldlager, wobei er manchmal ein paar Schritte vorschnellte, dann mit geschlossenen Füßen und einem Arm ausgestreckt stehen blieb, bevor er plötzlich eine ganze Drehung vollführte und wieder von vorne begann. Hie und da unterbrach er sein eigenartiges Gehüpfe, um etwa eine Gruppe Männer darüber zu informieren, dass sie sich in einer halben Stunde zum Abmarsch bereithalten sollten. «Er ist verrückt geworden», sagte Truslow noch einmal, nachdem er den absonderlichen Gang des Majors eine Weile beobachtete hatte.
    «Ich lerne tanzen», verkündete Bird und vollführte eine ganze Drehung mit einer imaginären Partnerin in seinen mageren Armen.
    «Warum?», fragte Starbuck.
    «Weil der Tanz eine elegante Fertigkeit der höheren Ränge ist. Mein Schwager hat mich gerade zum Lieutenant Colonel befördert.»
    «Glückwunsch, Pecker.» Starbuck freute sich aufrichtig.
    «Anscheinend hatte er kaum eine andere Wahl, nachdem sich Adam vom Kampf zurückgezogen hat.» Pecker Bird konnte trotz seiner ausgesprochenen Geringschätzung für die militärische Hierarchie seine Freude nicht verbergen.
    «Und er hatte erst recht keine andere Wahl, nachdem alle für Sie gestimmt haben», knurrte Truslow.
    «Für mich gestimmt! Glauben Sie denn, ich verdanke meinen hohen militärischen Rang der schnöden Demokratie? Der Pöbelherrschaft? Ich bin ein Genie, Sergeant, wie ein Komet steige ich aus dem Meer der Mittelmäßigkeit auf. Und ich bin auch gut darin, Metaphern zu vermischen.» Bird spähte zu dem Papier, das Starbuck auf den Knien hatte. «Schreiben Sie Mutter Bleasdale ein paar Metaphern, Nate?»
    «Nur die üblichen Lügen, Pecker.»
    «Dann erzählen Sie ihr ein paar außergewöhnliche. Sagen Sie, ihr langweiliger Sohn sei zum Ruhm aufgestiegen, er sei nun von seinen irdischen

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