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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Kegel der Kugeln in den unteren Kammern, und er wusste, dass eine dieser Kugeln hinter der dunklen Revolvermündung auf ihn zielte. Die Waffe zitterte leicht in Adams Hand, als Starbuck seinen Blick zu dem bleichen, ernsten Gesicht seines Freundes darüber hob.
    Adam spannte den Revolver. Das Geräusch, mit dem der Hahn einrastete, wirkte sehr laut. «Erinnerst du dich noch an unser Gespräch in Yale?», fragte Adam. «Daran, wie stolz wir darauf waren, dass es Gott den Menschen so schwer gemacht hat, tugendhaft zu sein? Dass es leicht ist, ein Sünder zu werden, und schwer, ein guter Christ zu sein? Aber du hast den Versuch aufgegeben, ein Christ zu sein, oder, Nate?» Die Waffe zitterte immer noch, die Mündung fing die letzten Sonnenstrahlen auf und lenkte sie ab. «Ich weiß noch, wie wir uns kennengelernt haben, Nate», fuhr Adam fort. «Ich habe mir immer so viele Sorgen um die Herausforderungen des Lebens gemacht, über die Schwierigkeit, Gottes Willen zu erkennen, und dann kamst du, und ich dachte, nie mehr wird mir irgendetwas so schwierig erscheinen wie zuvor. Ich dachte, du und ich würden uns die Bürde teilen. Ich dachte, wir würden gemeinsam Gottes Weg gehen. Ich habe mich geirrt, nicht wahr?»
    Starbuck sagte nichts.
    «Was du von mir verlangst», sagte Adam, «ist das, wozu du selbst nicht stark genug bist. Du verlangst von mir, meinem Vater ins Gesicht zu sehen und ihm das Herz zu brechen. Ich dachte immer, du wärst der Stärkere von uns beiden, aber das stimmt nicht, oder?» Adam schien den Tränen nah.
    «Wenn du Mut hättest», sagte Starbuck, «würdest du nicht mich erschießen, sondern die Seiten wechseln und für die Yankees kämpfen.»
    «Ich brauche deine Ratschläge nicht mehr», sagte Adam. «Was du mir an dreckigen Ratschlägen gegeben hast, reicht für ein ganzes Leben, Nate.» Dann drückte er den Abzug durch.
    Der Knall war sehr laut, aber Adam hatte im letzten Moment den Lauf höher ausgerichtet, sodass er über Starbucks Kopf feuerte. Die Kugel raste durch eine Blütentraube des Cercisbaums, sodass die Blütenblätter auf Starbucks Schultern hinabrieselten.
    Starbuck erhob sich. «Ich gehe zur Legion. Du weißt, wo ich zu finden bin.»
    «Weißt du eigentlich, wie dieser Baum genannt wird?», fragte Adam, als Starbuck wegging.
    Starbuck drehte sich um und überlegte, in welche Falle ihn Adam mit dieser Frage locken wollte. Er entdeckte keine. «Ein Cercis, warum?»
    «Er wird Judasbaum genannt, Nate. Der Baum des Judas.»
    Starbuck sah seinen Freund an. «Auf Wiedersehen, Adam», sagte er.
    Aber er erhielt keine Antwort und ging allein zur Legion hinunter.
     
    «Wissen Sie schon das Neueste?», sagte Thaddeus Bird, als Starbuck zu seinem Zelt kam.
    «Ich bin zurück.»
    «Wie man sieht», sagte Bird, als sei Starbucks plötzliches Erscheinen vollkommen normal. «Weiß mein Schwager, dass Sie wieder unter seinem Kommando stehen?»
    «Er erfährt es gerade.» Starbuck hatte Adam zum Zelt seines Vaters gehen sehen.
    «Und denken Sie, dass der General seine Einwilligung geben wird?», fragte Bird zweifelnd. Er hatte einen Brief geschrieben und legte nun seine Schreibfeder an den Rand der Transportkiste, die er als Tisch benutzte.
    «Ich glaube nicht, dass er mich aus der Legion werfen wird.»
    «Sie stecken voller Geheimnisse, junger Mann. Nun, ich bin sicher, dass Mr. Truslow sehr erfreut sein wird, Sie zu sehen. Aus irgendeinem Grund scheint er Ihre Abwesenheit bedauert zu haben.» Bird nahm die Feder auf und tauchte ihre Spitze ins Tintenfass. «Ich gehe davon aus, dass Sie das Neueste schon erfahren haben?»
    «Das Neueste?»
    «Wir haben einen neuen Armeekommandanten.»
    «Tatsächlich?», fragte Starbuck.
    «Robert E. Lee.» Bird zuckte mit den Schultern als wolle er andeuten, dass diese Neuigkeit kaum erwähnenswert war.
    «Aha.»
    «Genau. Aha. Es scheint, als hätte der Präsident Smith die Nachfolge von Johnston nicht zugetraut, also hat Granny Lee, unser König der Spaten, den Posten bekommen. Immerhin, sogar der König der Spaten kann nicht schlimmer sein als Johnston, oder? Nun ja, vielleicht doch. Möglicherweise ist alles, worauf wir hoffen können, dass Lee besser ist als sein Ruf.»
    «McClellan glaubt, dass es Lee an moralischer Stärke fehlt», sagte Starbuck.
    «Und das wissen Sie wohl aus erster Hand, Starbuck, was?»
    «Ja, Sir. McClellan hat es letzte Woche selbst zu mir gesagt.»
    «Bestens, ausgezeichnet, und jetzt gehen Sie.» Bird wedelte großartig mit

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