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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Fesseln befreit und würde in den himmlischen Chören mittirilieren. Sagen Sie, dass er in Abrahams Schoß ruht. Das wird Sarah Bleasdale gefallen, sie war schon immer eine Närrin. Noch eine halbe Stunde, Starbuck, dann rücken wir ab.» Bird tanzte davon, wirbelte eine unsichtbare Partnerin über die Kuhfladen auf dem Feld, auf dem die Legion unterm Sternenzelt geschlafen hatte.
    General Lee wartete an der Straße, als die Legion aus dem Feldlager marschierte. Er saß mit durchgedrücktem Rücken im Sattel, umgeben von seinem Stab, und er legte bei jeder Kompanie zum Gruß die Hand an die Hutkrempe. «Wir müssen sie davonjagen», sagte er dann jedes Mal im Plauderton, und dazwischen unterhielt er sich umständlich mit General Faulconer. «Jagt sie weg, Jungs, jagt sie weg», sagte Lee erneut, dieses Mal zu der Kompanie, die unmittelbar vor der von Starbuck marschierte, und als sich der General wieder zu Faulconer umdrehen wollte, stellte er fest, dass der Brigadier unerklärlicherweise davonritt. «Setzen Sie ihnen richtig zu, Faulconer!», rief Lee ihm nach, irritiert über Faulconers plötzliches Verschwinden.
    Für die Legion war Faulconers abrupter Abgang dagegen kein Rätsel, denn die Männer hatten schon längst bemerkt, wie sorgfältig ihr General der Kompanie K auswich. Er hatte mit den Offizieren sämtlicher anderer Regimenter seiner Brigade zu Abend gegessen, die Legion jedoch ausgelassen, damit er nicht gezwungen war, Starbucks Gegenwart zu ertragen. Faulconer erklärte Swynyard, er wolle nicht den Eindruck erwecken, er würde das Regiment, das seinen Namen trug, begünstigen, und mit derselben Behauptung begründete er, dass er seinem Sohn nicht das Kommando über die Legion Faulconer übertragen hatte, aber kein Mensch glaubte dieses Märchen. Es hieß, dass Adam krank sei und sich auf dem Landsitz seines Vaters erhole, allerdings vermuteten manche, darunter Bird und Truslow, dass diese ominöse Krankheit etwas mit Starbucks Rückkehr zu tun hatte. Starbuck selbst weigerte sich, über dieses Thema zu sprechen.
    «Vertreibt sie, Jungs, vertreibt sie», sagte Lee zur Kompanie K und hob die Hand an die Hutkrempe. Hinter dem General erstreckte sich ein Waldstreifen, in dem die Kämpfe des Vortages tiefe Narben und schwarze Brandstellen hinterlassen hatten. Ein Trupp Schwarzer sammelte die Leichen ein und schleppte sie zu einem frisch ausgehobenen Massengrab. Hinter der nächsten Straßenkurve hing ein anderer Schwarzer tot an einem Baum. Auf seiner Brust hatte man ein Schild befestigt, auf dem in unbeholfener Schrift stand: «Dieser Nigger war ein Hälfer der Yankees.» Lee, der hinter der Kompanie K ritt, befahl wütend, die Leiche herunterzuholen.
    An einer Kreuzung, wo ein Gasthaus Übernachtungen für fünf Cent anbot, trennte sich Lee von der Legion. Eine Gruppe verzweifelter Yankee-Gefangener saß auf den Treppen des Gasthauses und wurde von ein paar Soldaten aus Georgia bewacht, von denen keiner älter aussah als vierzehn Jahre. Eine halbe Meile entfernt explodierte eine Granate mitten im Flug, der Rauch hing unvermittelt und still am rosigen Himmel. Der Knall folgte einen Augenblick später, dann hallte das Knacken einer Musketensalve durch die Morgenluft und scheuchte eine Schar Vögel aus den Bäumen auf. Eine Geschützbatterie der Konföderierten wurde auf einem Feld rechts der Straße abgeprotzt. Hemdsärmlige Männer führten die Gespannpferde von den Kanonen weg, während andere Kanoniere die Schwammkübel mit Wasser füllten. Sie alle vermittelten den tüchtigen, unaufgeregten Eindruck von Arbeitern, die langgeübte tägliche Pflichten erfüllten.
    «Colonel Bird! Colonel Bird!» Captain Moxey ritt in leichtem Galopp an der Marschkolonne der Legion entlang. «Wo ist Colonel Bird?»
    «Im Wald», rief Sergeant Hutton zurück.
    «Was macht er im Wald?»
    «Was denken Sie denn?»
    Moxey ließ sein Pferd umdrehen. «Er soll General Faulconer Bericht erstatten. Dort hinten ist eine Mühle.» Er deutete auf eine Nebenstraße. «Dort soll er hingehen. Sie heißt Gaine’s Mill.»
    «Wir richten es aus», sagte Truslow.
    Unversehens fing Moxey Starbucks Blick auf, und er gab seinem Pferd sofort die Sporen, um möglichst schnell wegzukommen. «Den sehen wir heute nicht in der Nähe einer fliegenden Kugel», bemerkte Truslow trocken.
    Die Legion wartete neben der Straße, während Bird die Befehle für sie abholte. Die Yankees waren eindeutig nicht weit entfernt, denn über einem nahe gelegenen Wald

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