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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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stattdessen, dem lügenden und stehlenden Yankee-Gesindel beizubringen, was es hieß, über den Fluss zu kommen, ohne sich vorher bei den Rebellen eine Genehmigung geholt zu haben.
    Captain Hinton tauchte wieder am Waldrand auf und legte die Hände wie einen Trichter um den Mund. «Kompanie A zu mir!»
    «Auf der linken Seite der Kompanie A Aufstellung nehmen!», rief Bird den übrigen Männern der Legion zu. «Fahneneinheit zu mir!»
    Einer der Kanonenbolzen raste durch den Wald und ließ Blätter und Holzsplitter auf die vorrückenden Männer regnen. Starbuck sah, wo ein früherer Schuss einen Ast von einem Stamm gerissen und eine schockierend frische Narbe in dem hellen, sauberen Holz zurückgelassen hatte. Der Anblick schnürte ihm mit einem Mal die Kehle zusammen, und sein Puls schlug zugleich vor Angst und vor Begeisterung.
    «Fahneneinheit zu mir!», rief Bird noch einmal, und die Standartenträger hoben ihre Flaggen ins Sonnenlicht und rannten zum Major. Die Flagge der Legion war nach dem Familienwappen der Faulconers gestaltet und zeigte über dem Familienmotto «Forever Ardent» – «Leidenschaft allezeit» – drei rote Halbmonde auf einem Hintergrund aus weißer Seide. Die zweite Flagge war die Nationalfahne der Konföderation, zwei waagerechte rote Streifen über und unter einem weißen Streifen sowie ein blaues Feld im oberen Quadranten an der Stangenseite, das ein Kreis aus sieben weißen Sternen schmückte. Nach Manassas war Kritik laut geworden, dass die Flagge der Nordstaatenflagge zu stark ähnele und Südstaatler versehentlich auf ihre eigenen Truppen gefeuert hätten, weil sie glaubten, Nordstaatler vor sich zu haben. Gerüchten zufolge wurde in Richmond an einer neuen Flagge gearbeitet, doch an diesem Tag würde die Legion unter der von Kugeln zerfetzten Seide ihrer alten Konföderiertenflagge kämpfen.
    «Lieber Herr Jesus, erspare mir den Tod, lieber Herr Jesus, erspare mir den Tod», betete Joseph May, einer von Starbucks Männern, während er hinter Sergeant Truslow herkeuchte. «Erspare mir den Tod, o Herr, erspare mir den Tod.»
    «Spar dir lieber deinen Atem, May!», knurrte Truslow.
    Die Legion war in Kompanie-Kolonnen vorgerückt und scherte nun nach links aus, wobei sie die Marschkolonne in eine Kampflinie umformierte. Kompanie A erreichte als erste den Wald, und Starbucks Kompanie K würde als letzte dort ankommen. Adam Faulconer ritt neben Starbuck. «Steig von dem Pferd ab, Adam!», schrie Starbuck zu seinem Freund hinauf. «Sonst bist du sofort tot!» Er musste schreien, weil das Krachen der Musketen so laut war, doch das Geräusch erfüllte Starbuck mit einem seltsamen Hochgefühl. Er wusste genauso gut wie Adam, dass es falsch war, Kriege zu führen. Es war eine Sünde, es war grauenvoll, aber genauso wie die Sünde besaß der Krieg eine schreckliche Verführungskraft. Wenn man einen Krieg überlebte, dachte Starbuck, konnte man es mit allen Schwierigkeiten aufnehmen, die das Leben einem noch zumuten würde. Es war ein Spiel mit unglaublich hohem Einsatz, aber auch eines, bei dem Privilegien nicht für Vorteile sorgten, bis auf die Gelegenheit, bei dem ganzen Spiel nicht mitzumachen, und wer seine Privilegien dazu nutzte, war eben einfach kein Mann, sondern nichts weiter als ein speichelleckerischer Feigling. Hier, wo die Luft von stinkendem Rauch erfüllt war und der Tod durchs grüne Blattwerk heranjagte, vereinfachte sich das Dasein bis zur Absurdität. Plötzlich stieß Starbuck einen Jubelschrei aus, so sehr erfüllte ihn die schiere Freude über diesen Moment. Hinter ihm rückte die Kompanie K mit geladenen Gewehren durch den Wald vor. Die Männer hatten den Jubelschrei ihres Captains gehört, und sie hörten den Rebellenruf von den Truppen auf ihrer rechten Seite, und sie begannen ebenfalls, dieses dämonische, jaulende Kreischen auszustoßen, das von den Rechten der Südstaaten sprach und von ihrem Stolz und von den tapferen Männern des Südens, die zum Töten hierhergekommen waren.
    «Macht ihnen die Hölle heiß, Männer!», rief Bird. «Macht ihnen die Hölle heiß!»
    Und die Legion gehorchte.
     
    Baker starb.
    Der Senator hatte versucht, seine Männer zu beruhigen, deren Nerven von dem kreischenden Rachegeheul der Südstaaten-Teufel schwer mitgenommen waren. Baker hatte drei Versuche unternommen, aus dem Wald heraus vorzustoßen, aber jedes Mal waren die Nordstaaten blutig zurückgeschlagen worden und hatten eine weitere Flutlinie aus toten Männern auf der

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