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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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los, um den Senator zu suchen.
     
    Die Legion Faulconer erstieg den langen Hang in Richtung des Kampfes. Es hatte länger gedauert als erwartet, durch die Stadt zu marschieren und den richtigen Weg zum Fluss zu finden, und nun war es später Nachmittag, und einige der selbstbewussteren Männer beschwerten sich, weil sie glaubten, die Yankees würden schon alle tot und ausgeplündert sein, bevor sich die Legion Faulconer ihren Anteil an der Beute sichern konnte, während die Ängstlichen anmerkten, dass der Kampflärm unvermindert weiterging. Die Legion war nun nahe genug, um den bitteren, stechenden Geruch von Schießpulver wahrzunehmen, den ein schwacher Nordwind zusammen mit den Rauchschwaden durch das grüne Laub trieb wie Winternebel. Zu Hause, dachte Starbuck, mussten sich nun schon alle Blätter gefärbt und die Hügel um Boston in ein prachtvolles Wunder aus Gold, Scharlachrot, flammendem Gelb und sattem Braun verwandelt haben, aber hier, an der nördlichen Grenze der Südstaaten-Konföderation, war nur der Ahorn golden geworden, und die anderen Bäume waren immer noch mit dichtem Grün belaubt, auch wenn der Kugelhagel, der von irgendwo tief im Wald abgefeuert wurde, an ihren Blättern zupfte und riss.
    Die Legion marschierte über die wie Aussatz wirkenden Brandflecken auf dem Stoppelfeld, die noch zeigten, wo Duffs Kompanie aus den Countys Pike und Chickasaw den Yankee-Vorstoß zum Stillstand gebracht hatten. Die brennenden Schusspflaster ihrer Gewehre, die mit den Kugeln aus den Läufen geschossen wurden, hatten kleine Brandstellen verursacht, die nach einer Weile erloschen waren und Aschenarben auf dem Feld zurückgelassen hatten. Es gab auch ein paar Stellen mit Blutlachen, aber die Legion war zu stark von dem Kampf auf der Kuppe abgelenkt, um sich Sorgen über diese Zeichen einer früheren Schlacht zu machen.
    Am Waldrand zeigten sich weitere Hinweise auf den Kampf. Ein Dutzend Offizierspferde war dort angepflockt, und etwa zwanzig Männer wurden von Ärzten behandelt. Ein mit frischer Munition beladenes Maultier wurde in den Wald geführt, während ein anderes mit leeren Körben herausgebracht wurde. Ein Sklave, der als Diener seines Herren mit in den Kampf gezogen war, rannte mit Feldflaschen, die er am Brunnen des nächsten Bauernhofs aufgefüllt hatte, hügelaufwärts. Wenigstens zwanzig Kinder waren von Leesburg gekommen, um die Schlacht zu beobachten, und ein Sergeant aus Mississippi versuchte, sie aus der Reichweite der Nordstaatenkugeln zu verscheuchen. Ein kleiner Junge hatte die gewaltige Schrotflinte seines Vaters auf das Feld geschleppt und bettelte darum, vor dem Schlafengehen wenigstens einen Yankee totschießen zu dürfen. Der Junge zuckte nicht einmal zusammen, als ein Vierzehnpfünder-Massivbolzen aus dem Wald geschossen kam und knapp über ihre Köpfe hinwegjagte. Das Geschoss schien fast den halben Weg zum Catoctin Mountain zurückzulegen, bevor es mit einer riesigen Fontäne in einem Wasserlauf kurz hinter der Licksville Road niederging. Die Legion war nun nur noch sechzig Schritt vom Wald entfernt, und die Offiziere, die noch ritten, stiegen ab und hämmerten Eisenpflöcke in den Boden, während Captain Hinton, der stellvertretende Kommandooffizier der Legion, vorausrannte, um genau festzustellen, wo die linke Flanke der Männer aus Mississippi lag.
    Die meisten von Starbucks Männern waren bester Stimmung. Ihre Erleichterung darüber, Manassas überlebt zu haben, hatte sich in den langen Wochen des Postenstehens am Potomac in Langeweile verwandelt. Diese Wochen hatten so gar nicht wie Kriegswochen gewirkt, sondern wie ein Sommeridyll an einem kühlen Fluss. Immer wieder einmal gab ein Mann der einen oder anderen Seite aufs Geratewohl einen Schuss übers Wasser ab, und danach lauerten ein oder zwei Tage lang Späher im Wald, doch zumeist hatten sich die beiden Seiten nach dem Prinzip ‹leben und leben lassen› verhalten. Männer waren in Sicht der Zielfernrohre ihrer Gegner schwimmen gegangen, hatten ihre Kleidung gewaschen und ihre Pferde getränkt und hatten zwangsläufig Bekanntschaft mit den Spähern der anderen Seite geschlossen und seichte Stellen entdeckt, an denen sie sich in der Mitte des Flusses treffen konnten, um Zeitungen oder Tabak aus dem Süden gegen Kaffee aus dem Norden zu tauschen. Jetzt aber, wo sie darauf bedacht waren, sich als die besten Soldaten der Welt zu beweisen, vergaßen die Männer der Legion die freundliche Stimmung des Sommers und schworen

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