Starbuck. Der Verräter (German Edition)
Gestalt, die mit ausgreifendem Schritt so selbstbewusst vor der Frontlinie entlangging. «Der gehört mir!», rief der große Mann, während er losrannte. Ein Dutzend Kameraden drängten ihm nach, begierig, die Leichen der reichen Nordstaatenoffiziere auszuplündern.
«Sir!», rief einer der Adjutanten, um Baker zu warnen.
Der Senator drehte sich um und hob sein Schwert. Er hätte sich zwischen die Bäume zurückziehen sollen, aber er war nicht über den Fluss gekommen, um vor einer Bande Sezessionisten zu flüchten. «Komm schon, du verdammter Rebell!», schrie er und streckte das Schwert vor, als mache er sich zu einem Duell bereit.
Aber der rothaarige Mann benutzte einen Revolver, und seine vier Kugeln schlugen in die Brust des Senators ein wie Axthiebe in Weichholz. Der Senator taumelte keuchend rückwärts und tastete nach seiner Brust. Sein Schwert und sein Hut fielen zu Boden, während er versuchte, auf den Beinen zu bleiben. Eine weitere Kugel riss ihm die Kehle auf, und Blut strömte als scharlachroter Schwall über die doppelreihigen Messingknöpfe seiner Uniformjacke hinab und verklebte die Glieder seiner goldenen Uhrkette. Baker versuchte zu atmen und schüttelte den Kopf, als könne er nicht glauben, was ihm geschah. Mit einem erstaunten Ausdruck im Gesicht sah er zu dem schlaksigen Mann auf, der die tödlichen Schüsse auf ihn abgegeben hatte, dann brach er im Gras zusammen. Der rothaarige Aufständische rannte zu ihm, um seinen Anspruch auf den Toten zu behaupten.
Ein Gewehrschuss riss den rothaarigen Mann herum, dann streckte ihn eine weitere Kugel zu Boden. Eine Salve trieb die anderen Männer aus Mississippi zurück, während zwei Adjutanten des Senators ihren toten Vorgesetzten in den Wald schleppten. Einer der Männer hob den Hut des Senators auf und zog den schweißverklebten, gefalteten Bescheid heraus, der diesen wahnsinnigen Vorstoß über den Fluss ausgelöst hatte.
Die Sonne stand niedrig am westlichen Himmel. Auch wenn sich die Blätter noch nicht gefärbt hatten, wurden die Tage schon kürzer, und um halb sechs würde die Sonne untergehen. Doch auch Dunkelheit konnte die Yankees nun nicht mehr schützen. Sie brauchten Boote, aber es gab nur fünf kleine Schaluppen, und ein paar Verwundete waren schon bei dem Versuch ertrunken, zu Harrison’s Island zurückzuschwimmen. Noch mehr Verwundete stiegen unbeholfen den Steilhang hinunter bis zu der schmalen Uferregion, wo sich verletzte Nordstaatler auf dem kleinen, flachen Areal drängten, das zwischen dem Steilufer und dem Fluss lag. Zwei Adjutanten trugen die Leiche des Senators durch die Masse stöhnender Männer zu einem der Boote und gaben Befehl, für den Leichnam Platz zu machen. Als der Körper des Senators die Uferböschung hinuntergehievt wurde, fiel die wertvolle Uhr aus seiner Tasche. Sie schwang an der blutigen Kette herab, wurde durch den Schlamm gezogen und schlug dann hart gegen die Bootsplanken. Durch den Aufprall zerbrach das Uhrenglas, und kleine, scharfe Glassplitter flogen in die Bilge. Der blutverschmierte Leichnam des Senators wurde auf die Scherben gerollt. «Bringt ihn zurück!», befahl ein Adjutant.
«Wir werden alle sterben!», schrie ein Mann auf der Hügelkuppe, und ein Sergeant aus Massachusetts sagte ihm, er solle seinen verdammten Mund halten und sterben wie ein Mann. Eine Rebellengruppe versuchte, die Lichtung zu überqueren, und wurde von einer wütenden Musketensalve empfangen, die sie zurücktrieb und Holzstückchen aus den Bäumen hinter ihnen riss. Ein Fahnenträger aus Massachusetts wurde getroffen, und die große, schöne Seidenflagge flatterte dem Dreck entgegen, doch schon packte ein anderer Mann ihren Quastenrand und hob die Sterne zur Sonne hinauf, noch bevor die Streifen den Boden berührt hatten.
«Was wir jetzt tun», sagte Colonel Cogswell, der endlich festgestellt hatte, dass er der höchstrangige überlebende Offizier war und deshalb nun das Kommando über die vier Yankee-Regimenter hatte, die auf dem Virginia-Ufer gestrandet waren, «ist, uns flussab bis zur Fähre durchzukämpfen.» Er wollte seine Männer aus den mörderischen Schatten und hinaus aufs offene Feld bringen, wo sich die Gegner nicht mehr hinter Bäumen verstecken konnten. «Wir rücken in hohem Tempo ab. Das bedeutet, dass wir die Kanonen und die Verwundeten zurücklassen müssen.»
Diese Entscheidung gefiel niemandem, aber es hatte auch niemand einen besseren Vorschlag, und so wurde der Befehl nach hinten zum 20 th
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