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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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zurück.
    «Tapfere Männer», sagte Pinkerton mit der Andeutung eines Schniefens. «Sehr tapfere Männer, Jimmy.»
    «O ja, in der Tat», sagte James.
    Auf den Kais hoben die Dampfkräne Kisten und Ballen mit Artilleriemunition, Kanonenkugeln und Bolzen, Büchsen- und Beutelkartätschen, Granaten und Traubenkartätschen. Ein weiteres großes Schiff wendete im Fluss, seine Schaufelräder ließen das Wasser weiß schäumen, als es gegen die starke Strömung des Potomac kämpfte. Noch mehr Männer kamen auf dem Kai an, strömten aus einem eben eingetroffenen Zug, stellten sich in Reihen auf und warteten, bis sie auf ein Schiff konnten. Ihre Regimentskapelle begann zu spielen, während das Sternenbanner, das als Gösch an einem Dutzend Bugflaggenstöcken hing, laut wie Peitschenknall im frischen Frühlingswind schlug. Die Armee des Nordens, die größte Armee in der gesamten amerikanischen Geschichte, machte sich auf den Weg.
    Dorthin, wo kaum zehntausend Aufständische eine Halbinsel bewachten.
     
    Belvedere Delaney organisierte für Nate Starbuck eine Stelle beim Passamt der Konföderation. Starbucks erste Reaktion war Widerwille gewesen. «Ich bin Soldat», erklärte er dem Anwalt, «kein Bürokrat.»
    «Sie sind ein Almosenempfänger», hatte Delaney eisig zurückgegeben, «und die Leute zahlen sehr hohe Schmiergelder für einen Passierschein.»
    Die Passierscheine waren nicht nur erforderlich, um Richmond verlassen zu dürfen, sondern auch, um sich nach Einbruch der Dunkelheit in der Stadt zu bewegen. Sowohl die Zivilisten als auch die Soldaten mussten ihre Anträge auf die Passierscheine in dem verdreckten, überfüllten Büro stellen, das sich in einem Haus Ecke Ninth und Broad Street befand. Starbuck, der unter Delaneys Protektion stand, hatte einen eigenen Raum im dritten Stock bekommen, aber seine Anwesenheit war so überflüssig wie langweilig. Ein Sergeant Crow erledigte all die eigentliche Arbeit, sodass Starbuck aus dem Fenster starren oder einen Roman von Anthony Trollope lesen konnte, den ein früherer Mitarbeiter in dem staubigen Büro benutzt hatte, um ein Tischbein zu stabilisieren. Starbuck schrieb Briefe an Adam Faulconer beim Hauptquartier der Armee in Culpeper Court House, in denen er seinen Freund bat, dass dieser seinen Einfluss geltend mache, damit Starbuck wieder zur Kompanie K der Legion Faulconer zurückkehren konnte. Starbuck wusste, dass Washington Faulconer den Bitten seines Sohnes noch nie hatte widerstehen können, und ein paar Tage lang hatte er große Hoffnungen, doch von Adam kam keine Antwort, und nach zwei weiteren zudringlichen Appellen gab Starbuck seine Versuche auf.
    Es dauerte volle drei Wochen, bis Starbuck klarwurde, dass niemand seine Anwesenheit im Büro erwartete und er, solange er Sergeant Crow ein- bis zweimal wöchentlich seine Aufwartung machte, die Vergnügungen genießen konnte, die Richmond zu bieten hatte. Diese Vergnügungen waren durch die stetige Ankunft neuer Nordstaatentruppen in Fort Monroe von Gefahr überschattet. Bei der ersten Meldung dieser Landungen hatte sich leichte Panik in der Stadt ausgebreitet, doch als die Yankees keinen Versuch unternahmen, aus ihrer Befestigung heraus vorzustoßen, wurde allgemein angenommen, dass die Nordstaatler in Fort Monroe nur einen Zwischenstopp auf ihrem Weg zur Verstärkung der Unionsfestung bei Roanoke einlegten. Belvedere Delaney, mit dem Starbuck häufig zu Mittag aß, hielt überhaupt nichts von dieser Erklärung. «Warum sollten sie in Fort Monroe zwischenlanden?», fragte Delaney bei einem dieser Mittagessen. «Nein, mein lieber Starbuck, bald rücken sie gegen Richmond vor. Eine Schlacht, und die ganze Aufregung ist vorbei. Wir werden allesamt Kriegsgefangene!» Er klang recht erfreut bei dieser Vorstellung. «Zumindest das Essen kann nicht mehr schlechter werden. Ich stelle gerade fest, dass das Schlimmste am Krieg seine Auswirkungen auf den Luxus sind. Die Hälfte der Dinge, die das Leben lebenswert machen, sind nicht erhältlich, und die Preise der anderen Hälfte sind ruinös. Ist dieses Rindfleisch nicht grauenvoll?»
    «Es schmeckt besser als gepökeltes Schwein.»
    «Ich vergesse immer wieder, dass Sie im Feld gedient haben. Vielleicht sollte ich doch noch das Geräusch einer Kugel hören, bevor der Krieg endet. Das wird meine Kriegserinnerungen wesentlich überzeugender machen, meinen Sie nicht auch?» Delaney lächelte und zeigte dabei seine Zähne. Er war ein eitler Mann und stolz auf seine Zähne,

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