Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
werden.» Sein schmales, asketisches Gesicht zuckte vor Abscheu, dann strich er sein langes, silberfarbenes Haar über seinen Kragen zurück und sah Alexander an. «Ich fürchte, politische Erwägungen zwingen uns dazu, diesen Abschaum am Leben zu lassen, ihr Tod könnte die Briten davon abbringen, uns zu unterstützen. Aber selbst die Briten werden nicht von uns erwarten, es ihnen hier bequem zu machen. Stecken Sie die beiden in die Negerabteilung, damit sie ein paar Monate im Steinbruch schuften.» Stirnrunzelnd zog er an seiner Zigarre, dann gab er Befehl, dass der Brief, der an den Ehrenamtlichen Sekretär des Konföderierten Armee-Bibelversorgungsvereins adressiert war, an seinen Platz im Vestibül von St. Paul’s gebracht und Tag und Nacht beobachtet werden sollte, falls der Verräter kam, um ihn abzuholen. «Aber zuerst verhaften Sie Webster.»
    «Gewiss, Sir», sagte Alexander.
    Der alte Mann nahm einen edlen Goldring aus der Tasche, der mit einem alten Wappen verziert war, das die lange Ahnenreihe des Mannes bezeugte. «Regnet es immer noch?», fragte er, während er den Ring über seinen Finger streifte.
    «In der Tat, Sir, ja», sagte Alexander.
    «Das wird den Vormarsch der Yankees behindern, nicht wahr?», sagte der alte Mann grimmig. Der Vorstoß der Nordstaatler auf Yorktown wurde von Schlamm und Regen verzögert, doch auch so wusste der alte Mann, was für schreckliche Gefahren der Konföderation drohten. Sie hatten so wenig Zeit, doch wenigstens hatte die Arbeit dieses Abends einen weiteren Spion enttarnt und konnte möglicherweise sogar zu dem Verräter führen, der sich hinter der Maske des Ehrenamtlichen Sekretärs des Konföderierten Armee-Bibelversorgungsvereins versteckte. Der alte Mann freute sich auf den Moment, in dem er diesen Mann finden und ihn an einer Schlinge würde baumeln sehen. Er zog eine Derringer-Pistole aus seiner Jackentasche und überprüfte, dass sie geladen war, dann nahm er seinen Mantel und seinen Hut. «Ich werde morgen Vormittag vorbeikommen, um mir diesen Webster selbst anzusehen. Guten Abend, Gentlemen.» Er drückte sich den Hut auf das lange Haar und verließ das Gebäude, vor dem eine altehrwürdige Kutsche mit lackierten Panelen und vergoldeten Achskappen auf ihn wartete. Ein Sklave öffnete die Kutschentür und faltete die Stufen für ihn herunter.
    Alexander atmete hörbar aus, als der alte Mann gegangen war, beinahe als habe er das Gefühl, ein unheilvolles Wesen sei aus dem Gefängnis geschwunden. Dann zog er seinen Revolver und überprüfte, ob die Zündhütchen fest aufgesetzt waren. «An die Arbeit», verkündete er Gillespie. «An die Arbeit! Suchen wir Mr. Webster auf! An die Arbeit!»
     
    Der Regen verwandelte die Straßen, die von Fort Monroe landeinwärts führten, in schlüpfrige Streifen aus gelbem Sand. Diese hellen Streifen wirkten zwar fest, doch sobald ein Pferd einen Huf auf die Oberfläche setzte, brach die sandige Kruste und enthüllte darunter einen Morast aus klebrigem rotem Schlamm.
    Ein Trupp Nordstaatenkavallerie verließ die Straße und ritt unter niedrigen, grauen Wolken und tröpfelndem Regen nach Süden. Es war April, die Bäume hatten Knospen angesetzt und die Wiesen waren saftig grün, doch der Wind war kalt, und die Kavalleristen ritten mit gegen den Regen hochgeschlagenen Kragen und tief in die Stirn gezogenen Hüten. Ihr Kommandant, ein Captain, hielt im Regen blinzelnd Ausschau, ob eine gegnerische Kavallerieeinheit wie grau uniformierte Teufel aus dem Schlamm auftauchte, doch zu seiner Erleichterung schien die Landschaft menschenleer.
    Eine halbe Stunde, nachdem sie von der Straße abgebogen waren, verließ die Patrouille den Schutz eines mageren Kiefernwäldchens, um sich die roten Narben frisch aufgerissener Erde anzusehen, deren Verlauf die Linie der Rebellenfestungen von Yorktown nach Mulberry Island markierte. Die Erdwälle verliefen nicht durchgängig, es handelte sich eher um einzelne Wallfestungen mit schweren Kanonen, von denen aus die dazwischenliegenden Bereiche überfluteter Auwiesen unter Flankenfeuer genommen werden konnten. Der Captain führte seine Patrouille weiter nach Süden und stoppte alle paar hundert Schritt, um die gegnerischen Stellungen mit einem kleinen Fernrohr zu mustern. Der Colonel hatte präzise Anweisung gegeben, dass seine Kavalleriepatrouillen feststellen sollten, ob die gegnerischen Kanonen echt oder aus Holz waren, und der Captain fragte sich schlecht gelaunt, wie um alles in der Welt er

Weitere Kostenlose Bücher