Stardoc 01 - Die Seuche
mich gerichtet worden. Kao wurde vielleicht wütend und wäre bereits wieder Jorenianer genug, um die dafür verantwortlichen Leute zu jagen. »Nichts Wichtiges. Der übliche bürokratische Unsinn.« Ich strich ihm das dichte schwarze Haar aus dem Gesicht. »Ich komme später wieder, um nach dir zu sehen. Ruh dich aus.«
Als ich zu Reevers Bett zurückkam, kniete Ana neben ihm und hatte ihre Hände auf die Seiten seines Gesichtes gelegt.
»Duncan kann bei physischem Kontakt leichter kommunizieren«, sagte sie. Ich wies nicht darauf hin, dass ich das bereits aus eigener Erfahrung wusste. Sie konzentrierte sich einen Moment, dann schüttelte Sie den Kopf. »Irgendwas stimmt nicht. Ich kann ihn nicht erreichen.«
»Es hat keinen Zweck.« Ich berührte sie an der Schulter. »Wir müssen ihn aufwecken, Ana.«
Sie schaute auf ihre Hände an Reevers Gesicht, dann wieder auf mich. Ein Gedanke flackerte in ihren Augen auf.
»Moment. Ich habe eine Idee. Gib mir deine Hand.« Sie legte sie auf Reevers und ihre eigene obendrauf. »Er antwortet mir nicht, aber ich denke, ich kann als Verstärker für dich dienen. Duncan hat einmal mit mir darüber gesprochen – eine Technik, die man benutzt, um nonverbalen Spezies zu helfen. Durch mich kannst du ihn vielleicht erreichen.«
»Er ist betäubt«, sagte ich und schüttelt den Kopf. »Das ist unmöglich.«
»Wenn wir das hier tun, während er ohnmächtig ist, wird dadurch ein weiterer Anfall verhindert?« Ich nickte. »Duncan hat … ungewöhnliche Fähigkeiten.«
»Ana, er steht unter Narkose. Egal, welche Fähigkeiten er hat, sie schlafen jetzt tief und fest.«
»Wir müssen es versuchen.«
»Na gut.« Es war ein letzter Strohhalm, nach dem wir hier griffen, aber zumindest würde Reever hierbei nicht sterben. Bei einem weiteren Anfall schon . »Sag mir, was ich tun soll.«
Ihre Hand schloss sich fester um meine und Reevers. »Ruf in deinem Geist nach ihm, Joey. Ruf ihn so, wie du deinen Geliebten rufen würdest.« Ich schloss meine Augen und dachte an Kao. »Nein«, sagte sie. »Ruf nach Duncan .«
Ich versuchte es, aber es war schwer, den Lärm um mich herum auszublenden. Ich dachte an die wenigen Male, in denen Reever mich berührt, sich mit mir verbunden hatte, und versuchte, dieses Gefühl wieder hervorzurufen.
Reever. Komm zu mir, Reever. Ich warte auf dich. Wie brauchen dich. Ich brauche dich.
Etwas tropfte langsam in mich, verdichtete sich, wurde eine Präsenz. Es trug die Maske von Duncan Reever, aber ich wusste, dass er es nicht wahr.
»Jemand anderes«, sagte ich. Ana gab einen ermutigenden Ton von sich, und ich versuchte die Verbindung zu verstärken, indem ich mich darauf konzentrierte. »Nicht Reever.«
Ich stürzte in eine flüssige, sich bewegende Schwärze. Um mich herum spürte ich nicht eine, sondern eine Vielzahl von Präsenzen. Hunderte, tausende, vielleicht sogar Millionen.
Wer bist du?
Wir sind der Kern. Wir sind der Kern.
Entfernt, emotionslos, einheitlich. Sie griffen in meinen Geist und verstärkten unsere Verbindung. Ich sah. Ich verstand. Der Kern hatte Reevers Geist infiltriert und kontrollierte ihn. Die Anfälle hatten angefangen, als er ihnen Widerstand geleistet hatte.
Schmerz ergriff mich, als eine Millionen Stimmen schrien.
Du!Mörder! Ich kämpfte dagegen an, in die Dunkelheit zu stürzen, taumelte unter dem psychischen Angriff. Weit, weit entfernt hörte ich Anas Stimme.
»Cherijo. Beende die Verbindung. Lass ihn los.«
»Nein, Ana«, hörte ich mich sagen. »Warte. Warte.« Ich hatte den Kontakt mit ihnen aufgebaut, jetzt musste ich sie dazu bringen, dass sie verstanden.
Nein … ich bin Heilerin … ich will helfen … ich brauche eure Hilfe.
Bring uns zurück bring uns zurück bring uns zurück bring uns zurück bring uns zurück bring uns zurück.
Wie? Ich rief im Geiste über die donnernde Forderung hinweg. Wie kann ich euch zurückbringen? Ich verstehe nicht … wohin soll ich euch bringen?
Die Unterkünfte bring uns zu den Unterkünften.
Was sind die Unterkünfte?
Existenz in der grünen Heimatwelt.
Zeigt mir die Unterkünfte , flehte ich. Die anstrengende Kommunikation mit ihnen raubte mir die Kraft. Viel länger würde ich das nicht aushalten können. Zeigt sie mir. Ich verstehe nicht.
Wie Licht strömte die Erinnerung vom ersten Mal, als Reever die Verbindung mit mir aufgebaut hatte, in meinen Geist. Ich stand auf der Lichtung, auf der Alun Karas das Harz der Gnorrabäume eingeatmet hatte.
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