Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stardoc 01 - Die Seuche

Stardoc 01 - Die Seuche

Titel: Stardoc 01 - Die Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.L. Viehl
Vom Netzwerk:
und tu's endlich.«
    Lisette Lippen bewegten sich. Wollte sie etwas sagen? Ihre Finger zuckten, schlossen sich, dann umklammerten sie meine Hand.
    »Lisette?« Ich tätschelte ihre Wange. »Lisette? Kannst du mich hören?«
    Sie sog röchelnd Luft ein und stieß sie dann mit einem heftigen Husten wieder aus. Ich rollte sie auf die Seite.
    Klare, bernsteinfarbene Flüssigkeit lief aus ihrer Nase und ihrem Mund. Überall um uns herum fingen die Patienten gleichzeitig an, sich zu winden. Sekunden später husteten und niesten sie die Kernflüssigkeit aus oder erbrachen sie. Andere Patienten, die solche Körperfunktionen nicht besaßen, schieden die dickflüssige Substanz aus ihren diversen Öffnungen aus.
    »Bringen Sie die Patienten in diese Position!«, rief ich und zeigte auf Lisette.
    Die Sicherheitsleute gingen herum und rollten die Patienten auf die Seite. Der gelbe Ausfluss aus ihren Körpern sammelte sich in Pfützen und versank dann im Boden.
    »Die Wurzeln«, sagte jemand voller Ehrfurcht. »Sie müssen sie benutzen, um wieder in die Bäume zu kommen.«
    Lisette öffnete die Augen, schaute zu mir auf und zog die Stirn kraus.
    »Warum … liege ich … hier?« Ihre Stimme war rau, ihre Kehle vom Tubus geschwollen. »So … behandelst … du deine Patienten?«
    Ich lachte. Küsste sie auf die Stirn. Lachte wieder.
    Es funktionierte.
    Jeder Patient, den ich scannte, war auf dem Weg der Besserung. Die Leute waren außer sich, weinten, umarmten sich. Andere saßen still da und starrten auf die fast sofortige Heilung.
    Kao Torin wurde mit den anderen Patienten gebracht, und ich ging zu ihm, sobald er ankam. Er stieß im Gegensatz zu den anderen Patienten keine Flüssigkeit ans. Das hätte mich beruhigen sollen, aber seine Farbe gefiel mir gar nicht.
    »Hey.« Ich kniete mich neben ihn in den Schmutz. Seine müden, weißen Augen fanden meine. »Willst du bei der Party nicht mitmachen und dich ein bisschen übergeben?«
    »Cherijo.« Seine große Hand ergriff meine. »Nein, ich bin nur müde. Es tut gut, die Sonnen wieder auf meinem Gesicht zu spüren.«
    Vielleicht war er darum so bleich. Ich drückte seine Hand. »Ich werde dich auf die Station legen lassen. Wir müssen an deinem Teint arbeiten.«
    Wir wiederholten die Prozedur wieder und wieder. Weitere Patienten kamen an, weiteres gelbes Zeug kam aus ihnen heraus, weitere Mitglieder des Kerns kehrten in ihre Bäume zurück. Ich blieb vor Ort, nur für den Fall, dass etwas schief ging. Ich würde mich hüten, all das hier durchzuziehen, nur um dann herauszufinden, dass es nicht funktioniert. Einige Patienten waren von dem Gewebeschaden geschwächt, den der Kern angerichtet hatte, aber niemand starb.
    Ich liebte es, wenn ich Recht hatte.
    Die gesunden, vom Kern befreiten Patienten wurden in eine neue Pflegeeinrichtung gebracht, die ehemals das botanische Forschungszentrum gewesen war. Die Ärzte der Öffentlichen Klinik waren unter den Ersten gewesen, die man in die Wälder gebracht hatte, und konnten so bei der Nachversorgung der nachfolgenden, vom Kern befreiten Patienten helfen.
    Doktor Dloh erwischte mich, bevor ich wieder in die Wälder ging. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass es sich so anfühlte, wenn man von einer gigantischen Spinne umarmt wurde.
    Ich stellte ein Pflegerteam zusammen, das mit der Behandlung fortfahren sollte, während ich in die Pflegeeinrichtung ging, um dort zu helfen. Dort sah ich Ana Hansens kolonieweite Nachricht, in der sie unsere Arbeit beschrieb.
    »Achtung, Bewohner der Kolonie. Wir haben ein Heilmittel für die Krankheit gefunden. Wir haben ein Heilmittel gefunden . Bitte hören Sie genau zu. Sie müssen sich unbedingt an diese Anweisungen halten.«
    Doktor Mayer kam zu mir und stellte sich schweigend neben mich, bis die Nachricht beendet war. Dann drehte er sich zu mir um. Ich wusste nicht mehr, warum ich jemals gedacht hatte, seine Augen wären kalt.
    »Gute Arbeit, Doktor.« Mehr sagte er nicht, dann ging er wieder zu den Patienten.
    Mehr musste er nicht sagen.
     
     
    Es hätte einfach sein sollen, die Ordnung danach wiederherzustellen, aber das war es nicht.
    Hunderte Kolonisten waren noch immer geschwächt. Gewebeschäden waren die häufigsten Beschwerden. Wo der Kern Gewebe nachgeahmt hatte, blieben jetzt Löcher. Wir operierten stundenlang die schwersten Fälle und bereiteten die weniger schweren für die Therapie oder medikamentöse Behandlung vor.
    Jetzt, wo die Patienten nicht mehr in Lebensgefahr schwebten, waren

Weitere Kostenlose Bücher