Stardoc 01 - Die Seuche
reichten von Ungläubigkeit bis zu Wut.
»Es bleibt keine Zeit, um das jetzt näher zu besprechen. Wir müssen schnell handeln, und ich brauche Ihre Hilfe dafür.« Ich redete mir ein, dass die grummelnden Geräusche, die sie von sich gaben, zustimmend klangen. »Sie nennen sich selbst der Kern , leben im Harz der Gnorrabäume und wollen zurück nach Hause. Wir werden ihnen dabei helfen.«
»Werden wir das?«, fragte eine Stimme.
»Um das zu erreichen, müssen wir die infizierten Patienten in die Gebiete des botanischen Projektes bringen. Wir werden sie in die Nähe der Bäume bringen, den Rest erledigt dann der Kern.«
»Alle dahin zu bringen, wird ein Albtraum«, sagte jemand anderes.
»Das klappt doch eh nicht«, fügte eine dritte Stimme hinzu. »Wie verschwenden unsere Zeit.«
Ich schaute in die Richtung der Stimme. »Wenn wir den Kern nicht zurückbringen, werden alle sterben. Verstanden? Wir haben sie aus ihrem Lebensraum entfernt, also bringen wir sie auch wieder dorthin zurück.«
»Wovon reden Sie da überhaupt? Wir haben sie nicht aus diesen Bäumen geholt!«, schrie ein anderer.
»Wir haben sie eingeatmet«, sagte ich ihnen. »Und jetzt versucht der Kern, wieder rauszukommen.«
»Wollen sie behaupten, dass wie dir Kranken nur unter diese Bäume schmeißen müssen, und dann geht es ihnen besser?«, fragte eine vernünftige Stimme. »Klingt verrückt, Doc.«
»Es ist der einzige Weg«, sagte ich. »Helfen Sie mir jetzt oder nicht?«
Die Beamten diskutierten meinen Vorschlag einige Minuten. Wütende Stimmen erklangen. Einige bahnten sich einen Weg durch die Menge und gingen, aber der Großteil der Truppen blieb. Einer der Milizkommandeure trat vor.
»Wir können dafür sorgen, dass ein paar Raumschiffe im Tiefflug zu den Wäldern hinüberfliegen. Das Problem bleiben die Aufständischen.«
»Geben Sie bekannt, dass man infizierte Patienten transportiert«, sagte Ana. »Das sollte den Weg frei machen.«
»Sagen Sie ihnen lieber, dass wir ein Heilmittel gefunden haben und sie es beim botanischen Projekt bekommen können«, sagte ich. »Stellen Sie sicher, dass genug Ihrer Leute vor Ort sind, um weitere Gewalt zu verhindern. Ich koordiniere das Ganze von der Isolationsklinik aus.« Ich schaute mich im Raum um. »Wir schaffen das. Los geht's.«
Ich ließ Ana zurück und ging zu den wartenden Fahrzeugen vor der Klinik. Reever folgte mir schweigend.
Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um. »Ist der Kern noch in dir?«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf und blieb neben mir stehen. »Sie haben meinen Körper verlassen, nachdem die Verbindung mir dir beendet war.«
Also hatte er keine Entschuldigung mehr dafür, sich wie ein Idiot zu benehmen. »Herzlichen Glückwunsch. Dann verschwinde jetzt.« Ich hielt kurz inne. »Einen Moment. Warum hast du mich in diesen Tank gesteckt?«
»Der Kern benötigt Flüssigkeit. Sie können kurze Zeit außerhalb dieser Umwelt überleben, können sogar feste Stoffe simulieren, aber irgendwann sterben sie. Sauerstoff ist für sie giftig, und sie sind besonders anfällig für Luftdruckänderungen.«
Jetzt erkannte ich die Verbindung. »Darum wolltest du nicht, dass ich mich bewege. Darum haben sie in den Lungen der Kolonisten Symptome einer Lungenentzündung hervorgerufen. Nicht um zu entkommen, sondern um die Leute am Atmen zu hindern. Um nicht zerstört zu werden.«
»Ja. Cherijo …«
Ich sah an seinem Blick, was er vorhatte, ich war dazu nicht bereit. Nicht hier und jetzt. »Ana wird Hilfe brauchen.«
»Ich …« Reever zögerte. Ich ballte die Fäuste, ließ sie aber weiter an meiner Seite. »Wir sehen uns«, sagte er und drehte sich um.
Nicht, wenn ich dich zuerst sehe, dachte ich und bestieg das Fahrzeug zurück zur Isolationsklinik.
Sobald die Schiffe über der Gleiterstraße schwebten, begleitete ich die erste Patientengruppe zu den Gnorrabäumen. Wir mussten die meisten zu den Bäumen tragen und legten sie in kleinen Gruppen auf den Boden.
Ich entdeckte ein bekanntes Gesicht und ging neben Lisette Dubois in die Hocke. Mein Scanner fing nur noch unmerkliche Lebenszeichen auf. Sie hätte eigentlich sterben müssen, als man sie von der Beatmungsmaschine entfernt hatte, aber da ich Lisette kannte, war ich nicht davon überrascht, dass sie noch lebte. Die Entschlossenheit dieser Frau war beängstigend. Ich hob ihre schlaffe Hand.
Nichts passierte.
»Nein, komm schon, du schlecht gelaunte Hexe«, sagte ich ihr. »Hör auf, mir Schwierigkeiten zu machen,
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