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Stardoc 01 - Die Seuche

Stardoc 01 - Die Seuche

Titel: Stardoc 01 - Die Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.L. Viehl
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sie wieder ganz normale Patienten, also beschwerten sie sich, stritten und machten dem medizinischen Personal ganz allgemein das Leben schwer.
    Randalierer, die von dem Versprechen auf ein Heilmittel nicht überzeugt waren, mussten von der Sicherheit und der Miliz zusammengetrieben werden. Einige weigerten sich, die Behandlung freiwillig über sich ergehen zu lassen, und mussten gewaltsam in die Wälder gebracht werden.
    Die Verwaltung und das medizinische Personal arbeiteten in Dreifachschichten, und der Rat wurde durch neue Mitglieder ersetzt, die an der Krankheit gelitten und sie überlebt hatten.
    Man zählte die Toten, und die Zahl wurde mit feierlichem Ernst verkündet: 7380. Weniger als zehn Prozent der Bevölkerung, sagte jemand, aber danach war er schlau genug, den Mund zu halten. Ich nahm mir zwischen zwei Patienten einen Augenblick Zeit, um mir das Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen. Niemand sagte etwas darüber, wie rot meine Augen waren.
     
     
    Eine Woche später wurde ich von zwei kräftigen Pflegern aus der Pflegeanstalt geführt. Sie gaben vor, dass Doktor Mayer mir befohlen hätte, einen Tag freizunehmen. Ich sagte ihnen, dass sie keine Idioten sein sollten, es gäbe zu viel zu tun. Ich könnte mich in der Öffentlichen Klinik zwischen den Schichten ausruhen, so wie bisher auch.
    Aber sie hörten natürlich nicht auf mich.
    Alunthri und Jenner waren von den Unruhen verschont geblieben, aber ich wusste, dass die Chakakatze alle Ereignisse am Bildschirm mitverfolgt hatte. Sie war erleichtert, mich zu sehen, und bot an, eine Mahlzeit für mich zuzubereiten.
    »Ich kann jetzt nichts essen«, sagte ich, während ich zusammenbrach. »Vielleicht später …«
    Ich wachte anderthalb Umdrehungen später wieder auf. Meine Glieder fühlten sich bei jeder Bewegung an, als hätte mich jemand im Schlaf mit einem großen, stumpfen Gegenstand bearbeitet. Meine schmutzige Kleidung klebte an mir, und ich roch noch schlimmer, als ich aussah. Sogar in meinem Mund war ein fauliger Geschmack.
    Ich setzte mich auf und sah die Chakakatze zusammengerollt mit Jennet in ihrem Raum schlafen. Die Türklingel meldete sich, und ich antwortete, ohne vom Bett aufzustehen.
    »Wer ist da?«
    »Es dauert nur einen Augenblick, Doktor Grey Veil.«
    Reever schaffte es nur deswegen rein, weil ich nicht die nötige Energie hatte, um aufzustehen und die Tür abzusperren. »Cherijo.«
    »Reever.« Ich zwang mich, aufzustehen und die Tür zu Alunthris Raum zu schließen, damit die beiden Katzen nicht gestört wurden. »Ich wollte mich gerade waschen.«
    Da er mich bereits zweimal nackt gesehen hatte, erschien es mir lächerlich, schamhaft zu sein. Er hatte mich nicht nur nackt gesehen, er hatte mich berührt, getragen, hatte sogar Sex mit mir. Ich war eine Ärztin, erinnerte ich mich, und stand damit ohnehin über all dieser albernen Peinlichkeit.
    »Dreh dich um«, sagte ich. Zu meiner Erleichtetung tat er es sofort, und ich zog meine schmutzige Kleidung aus.
    »Wie geht es dir?«, fragte er.
    Lächerlich. Peinlich beführt. Sogar, wenn er mir den Rücken zuwandte.
    »Prima.« Ich betrat die Reinigungseinheit und ging an die Arbeit. Als ich endlich fertig war, war die Plastikverschalung durch den Dampf blickdicht. Ich öffnete die Tür, um nach einem Handtuch zu greifen. Reever stand direkt davor und hielt es mir hin. Er schaute mich an – von oben bis unten – und ich riss ihm das Handtuch mit einem bösen Blick aus der Hand.
    »Könntest du vielleicht …«
    »Ja«, sagt er und drehte sich wieder um.
    Ich trocknete die überschüssige Feuchtigkeit von meiner Haut und zog einen leichten Morgenrock an, dann reinigte ich mein Gesicht und meine Zähne mit Inbrunst. Danach setzte ich mich auf das Sofa, das größte und weichste Möbel in meiner Wohnung, vom Bett abgesehen.
    Reever wartete und schaut mich immer noch nicht an.
    »Okay, ich bin angezogen. Bringen wir es hinter uns.«
    Er drehte sich herum. »Ich möchte mich entschuldigen. Dafür, was im Isolationsraum geschehen ist.«
    »Entschuldigung angenommen.« Ich schloss die Augen und lehnte mich zurück. »Jetzt geh bitte.«
    »Ich konnte den Kern nicht kontrollieren.« Reever setzte sich neben mich. Ich spürte, dass er seine vernarbte Hand nach mir ausstreckte, und öffnete die Augen.
    »Wenn du diese Finger behalten willst«, sagte ich, »dann halt sie von mir fern.«
    »So können wir das hier nicht abschließen.«
    »Abschließen? Was gibt es da abzuschließen? Es ist vorbei.

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