Stardoc 01 - Die Seuche
auf zu diesem ersten Zeichen der Zivilisation. Sie war in einem Bunker untergebracht, der aus einer Reihe von Notfallunterkünften zusammengeschustert worden war.
Dies erinnerte nicht im Entferntesten an die sorgfältig entworfenen Gebäude meiner Heimatwelt. Terraner verlangten nach Perfektion und bekamen sie. Die Bauarbeiter von K-2 waren offensichtlich gezwungen, mit beschränkten Mitteln auszukommen. Trotzdem hatte es sogar in meinen an terranische Verhältnisse gewöhnten Augen einen gewissen natürlichen Charme.
Die Beschilderung der Raumhafenverwaltung wies Piktogramme auf, war aber auch in diversen Sprachen gehalten. Ich war erstaunt, auch mein eigenes Alphabet darunter zu finden. Weniger als ein Prozent der Bevölkerung bestand aus Menschen, und sie bekamen trotzdem eigene Schilder? Jemand musste sich beschwert haben. Die Menschheit brüstete sich damit, die engstirnigste Rasse unseres Quadranten zu sein, und ließ ihre Einstellung ganz sicher nicht zu Hause, wenn sie verreiste.
Über versteckte Audiokoms hörte ich diverse automatische Stimmen in Sprachen zu den Spezies sprechen, die keine Schriftsprache besaßen. Das Haus war nach dem Frachtgebäude das zweitgrößte Bauwerk.
»GfiRidhety juilTopp!«, rief jemand hinter mir, und als ich mich umdrehte, schob sich eine große Kreatur mit grauem Fell an mir vorbei.
»Entschuldigung«, sagte ich und musste dann einem anderen Kolonisten ausweichen, der an der anderen Seite an mir vorbeiglitt. »Ich bitte um Entschuldigung.«
Ich wandte meine Aufmerksamkeit dem Strom von Kolonisten zu, der in das Gebäude hinein- und aus ihm herausfloss. Es gab eine verblüffende Vielfalt an Lebensformen. Humanoide in jeder erdenklichen Farbe und mit jeder erdenklichen Anzahl an Gliedmaßen. Wesen in abgeschlossenen Umweltanzügen, einige in fantastischer Kleidung, andere von Fell oder Schuppen bedeckt. Eine kleine Gruppe wirkte wie herumlaufende Quallen. Andere hatten prismaförmige Körper, die im Licht der Doppelsonnen einen schillernden Regenbogen in der Luft schufen. Ich gab es auf, nicht starren zu wollen, und nahm den Anblick einfach in mich auf. So viele Unterschiede. So viel Leben. Es versetzte mich in Erstaunen. Dann traf mich die unerwartete Wut heftig: Die Vorurteile meines Vaters hatten mir all dies verwehrt.
»Wovor hattest du solche Angst, Dad?« Ich erntete einige neugierige Blicke, denn ich hatte es laut ausgesprochen. Ja, schaut euch die terranische Frau genau an, sie spricht mit sich selbst, dachte ich und zog beschämt meinen Kopf ein. Ich würde später noch genug Zeit haben, um wütend auf meinen Vater zu sein. Jetzt reihte ich mich erst mal in die Schlange ein, die ins Innere führte.
Dort war es sogar noch überfüllter. Über die Köpfe Dutzender erstaunlicher Wesen hinweg suchte ich nach dem Terminal, zu dem ich wollte. Es war leicht zu finden: Niemand stand davor.
Rechts und links davon hatten sich lange Schlangen frisch eingetroffener Arbeiter gebildet, die darauf warteten, sich bei der Habitatvergabe und der Kolonialen Sicherheit anzumelden.
Ich wusste, dass es einen Mangel an medizinischen Profis gab, aber ich konnte doch nicht wirklich der einzige Neuankömmling sein. Die anderen mussten bereits vor mir eingetroffen sein.
Ich stellte meine Koffer ab und sprach den leeren Bildschirm an, der mit »Dienstleistungen der Öffentlichen Klinik« beschriftet war. Unglaublicherweise musste ich einige Momente warten, bevor er langsam zum Leben erwachte.
»Willkommen auf Kevarzangia Zwei, Dienstleistungsterminal der Öffentlichen Klinik«, plärrte die veraltete Anlage. »Bitte beschreiben Sie die benötigte Hilfe.«
Sie dachte, ich wäre verletzt? »Cherijo Grey Veil, Arzt, hierher versetzt.« Der Bildschirm flackerte kurz, dann starrte mich ein echtes Gesicht an.
Es war mattrot gefärbt, glitzerte und besaß drei Riechöffnungen unter einem Quartett riesiger, glänzender Fassettenaugen. Genau wie eine gigantische, vieräugige Gottesanbeterin.
Das Gesicht bewegte sich, und ratternde, schnelle Worte kamen aus den Lautsprechern. »T-tche-tcher juro-etterche …« Verspätet aktivierte ich mein Handgelenk-Kom, und das Schnattern wurde in meine Sprache übersetzt. »… auf K-2, Doktor Grey Veil. Ich bin T'Nliqinara, die Dienst habende Oberschwester. Doktor Mayer wird sie in Kürze abholen.«
»Danke.« Ich schaute mich um, aber ich war immer noch allein. »Wo sind die anderen?«
Die Schwester wunderte sich, wenn ich ihre Gesichtsmuskulatur
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