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Stardoc 01 - Die Seuche

Stardoc 01 - Die Seuche

Titel: Stardoc 01 - Die Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.L. Viehl
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stecken.
    »Natürlich.« Das elegante, dürre Wesen erhob sich hinter dem Empfangstresen. T'Nliqinara überragte mich um mindestens einen Meter. Als sie ihren mit zahlreichen Gelenken versehenen Arm in einer schwungvollen Bewegung beugte, wurde ich erneut an eine riesige Gottesanbeterin erinnert. Ich fragte mich, ob sie damit meinte: Hier entlang oder Ich würde dich gerne als Snack zum Kaffee verspeisen .
    »Ich werde Ihnen auf dem Weg alles zeigen.«
    Doktoren, vor allem Chirurgen, waren von Natur aus nicht sehr empfindlich. Man entwickelte eine hohe Reizschwelle, wenn man bis zu den Ellenbogen im Abdomen eines anderen steckte und am glitschigen Inhalt herumschnitt und -flickte. Ich wurde mit T'Nliqinara fertig. Ich wollte nur nicht in der Nähe sein, wenn sie hungrig wurde.
    Nach ein paar Schritten den Flur entlang vergaß ich die groß gewachsene Schwester vollständig.
    Während meines chirurgischen Praktikums auf Terra konnte ich meine Patienten zu einem Dutzend verschiedener Einrichtungen schicken, die jede erdenkliche Untersuchung vornahmen, die ein Arzt brauchte. Alle lagen nur wenige Minuten von meinem Büro entfernt.
    Als ich jetzt neben der großen Schwester einherging, musste ich erkennen, dass diese Klinik wenig mit jener effizienten Institution gemein hatte. Wenig? Die Kneipe, in der ich Dhreen getroffen hatte, hätte eine Verbesserung dargestellt. Die Räume der stationären Patienten, der Behandlungstrakt und die Ambulanz waren ursprünglich einmal Frachtlagerräume gewesen. Noch dazu unglaublich alte und schäbige Lagerräume.
    »Öffentliche Kliniken liegen immer in der Nähe des Raumhafens«, sagte T'Nliqinara auf dem Weg durch die Klinik. »Praktisch, um medizinische Gutachten der Neuankömmlinge zu erstellen. Der Hafen ist auch der Hauptbereich verletzungsträchtiger Unfälle in neuen Kolonien. Und wenn etwas abstürzt, haben wir die Bergungsrechte.«
    »Effektiv«, murmelte ich. Von der makaberen Seite ganz zu schweigen.
    »Das ist es«, sagte die Schwester. »Das Personal zusammenzubekommen, stellt noch eine Schwierigkeit dar, aber bisher haben wir das Patientenaufkommen bewältigt. Die Ambulanz erhält den Hauptteil der verfügbaren medizinischen Ausrüstung.«
    » Verfügbaren medizinischen Ausrüstung?«
    »Wir versuchen, so viel wie möglich durch Tauschhandel hinzuzubekommen, aber hier draußen gibt es nicht viel. In jeder Schicht teilen sich drei Ärzte unsere beiden Medsyseinheiten. Wir müssen sie auf einem Wagen in den jeweiligen Untersuchungsraum fahren.«
    Diagnoseausrüstung auf Rädern? Was kam als Nächstes? Stoffverbände? »Wunderbar.«
    T'Nliqinara schnaubte, womit sie wohl Geringschätzung ausdrücken wollte. »Die Hälfte der Geräte und der wieder verwendbaren Dinge hätten schon ausgewechselt werden müssen, bevor ich geschlüpft bin. Die andere Hälfte geht unweigerlich kaputt oder verschwindet. Die Tauschhändler schnappen sich alles, was nicht niet- und nagelfest ist.«
    »Tauschhändler?«
    Die Alien-Schwester schnaubte erneut in meine Richtung. »Oh, Sie werden sie früh genug kennen lernen, Doktor.«
    Für eine Diskussion blieb keine Zeit, denn jetzt betraten wir die Notfallambulanz. Wie jedes andere Notfallzentrum im Universum war es in einem Zustand beinahe vollständigen Chaos. Eine Hand voll schwerer Fälle war vom allgemeinen Wartebereich getrennt worden und wurde von drei Schwestern und einem Pfleger versorgt, die sich um die Anamnese kümmerten. Der Rest der Patienten wartete, wobei von schweigender Hinnahme bis zu lautstarker Entrüstung alle Zustände vertreten waren. In einer Ecke spielten einige mit Flossen ausgestattete Kinder, während zwei erwachsene Versionen sich in quietschenden, schnellen Tönen unterhielten.
    Ich lächelte. Zum ersten Mal, seid ich K-2 betreten hatte, fühlte ich mich wie zu Hause.
    »Doktor mu Cheft hat bis morgen Urlaub und Doktor Dloh befindet sich vermutlich in einer Ruhephase«, sagte T'Nliqinara, während sie mich an der Aufnahme vorbei in die Untersuchungs- und Behandlungsräume führte. »Ich bringe Sie zu Doktor Rogan, er ist der Leiter dieser Schicht.«
    Terraner? Während ich der Schwester um die Ecke und in einen Untersuchungsraum folgte, ertappte ich mich dabei, wie ich über den Namen spekulierte. Bisher hatte ich – mit der unangenehmen Ausnahme von Doktor Mayer – niemanden von meiner Heimatwelt getroffen. Ich erteilte mir eine Rüge. Warum sollte man sich vierzehn Lichtjahre von der Erde wegversetzen lassen, nur

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