Stardoc 01 - Die Seuche
helfen, Dhreen die Landeerlaubnis auf Terra zu sperren. »Lass deinen Arger nicht an Unschuldigen aus.«
»Ich habe mit keinem Wort erwähnt, dass ich ärgerlich wäre, Tochter.«
»Dad, du siehst aus, als würdest du gleich vor Wut platzen.«
Meine Erkenntnis brachte ihn offensichtlich dazu, alle eventuell noch geplanten höflichen Bitten fallen zu lassen. »Cherijo, du wirst auf der Stelle nach Terra zurückkehren.«
Und jetzt kam der lustige Teil. Zum ersten Mal in meinem Leben würde ich mich gegen Joseph Grey Veil behaupten, den Tyrann, das Genie, den Halbgott der terranischen Medizin. Es war gar nicht mal schwer, immerhin war er vierzehn Lichtjahre entfernt. »Nein, Dad.«
Das mochte er nicht. Ganz und gar nicht. » Was hast du da gerade zu mir gesagt?«
»Du hast mich verstanden. Ich bleibe.«
Seine dunkelblauen Augen verengten sich zu Schlitzen: »Ich werde dich zurückholen lassen.«
»Ich bin zu alt, als dass du noch über meine Reisen entscheiden könntest, Dad. Das wird dir nicht gelingen.« Das hier fühlte sich langsam richtig gut an, wenn ich von dem wachsenden Stein in meinem Magen absah.
»Ich habe dich nicht in den besten medizinischen Einrichtungen Terras ausbilden lassen, damit du dein Talent jetzt an eine unbedeutende Multispezies-Grenzkolonie verschwendest.«
Mein Vater trug in seinen Zellen eine beinahe reine indianische DNS mit sich herum, was einer der Gründe für seine Arroganz war. Ich hätte es mir denken können – ich war gelegentlich zu dem gleichen Verhalten fähig.
»Wie ich Medizin praktiziere, ist meine Sache, Dad.«
»Deine Sache?«, zischte der Große Meister. Zischte es wirklich. »Wer hat dich in die Welt gebracht? Wer hat sichergestellt, dass du die beste Ausbildung erhalten hast? Wer …«
»Du hast meinen Beruf für mich ausgesucht. Du hast entschieden, dass ich Chirurgin werden würde. Du hast festgelegt, wie ich praktizieren soll. Du hast meine Praxis eingerichtet .« Du, du, du.
»So etwas tut ein Vater für sein einziges Kind«, sagte Dad und gewann einen Schimmer seiner stoischen Würde wieder.
»Du hast noch mehr getan. Meine Patienten übernommen, zum Beispiel. Du hättest mir sagen können, dass du jeden einzelnen Fall untersucht hast, bevor ich ihn zu sehen bekam.«
»Willst du andeuten …«
Ich musste den Seufzer nicht einmal vortäuschen. »Hast du gedacht, ich würde das nicht herausfinden?«
»Es stimmt, dass ich eine Vorauswahl bei deinen Fällen getroffen habe.« So viel gab er zu – der Es-war-zu-deinem-eigenen-Besten-Ansatz. »Bei angehenden Ärzten ist eine umfassende Leitung nützlich.«
»Angehende Ärzte?«, wiederholte ich. »Hallo? Dad? Ich bin nun schon seit sieben Jahren Chirurgin.«
»Es gibt keinen Grund, mir meine Anleitung übel zu nehmen, Cherijo. Ich blicke auf das Fünffache an Erfahrung zurück.«
Seiner Meinung nach war er Doktor Gott, und ich war es nicht einmal wert, ihm sein Schuhwerk zu küssen. Das hörte sich immer mehr wie Phorap Rogan an.
»Bitte.« Ich schloss meine Augen fest und kämpfte den Drang nieder zurückzuschlagen. Nicht jetzt. »Erspare mir deine Entschuldigungen.«
»Wenn du zurückkehrst, werde ich dir erlauben …«
»Du hörst mir nicht zu. Du hast keine Gewalt mehr über mich. Ich bin erwachsen und werde tun, wozu ich Lust habe.«
»Auf einer fremden Welt, in einer primitiven Siedlung? Ich will mir gar nicht vorstellen, welche Gefahren dort herrschen, welche Krankheiten du dir einfangen könntest. Es hält doch in keiner Weise einem Vergleich mit Terra stand.«
»Zu deiner Information: Die Kolonie auf Kevarzangia Zwei ist keine Ansammlung von heruntergekommenen Plastikhütten.« Nun, größtenteils vermutlich. »Die Einrichtung ist sehr … innovativ.«
»Eine Öffentliche Klinik!« Er spuckte die Worte aus. »Ich kann nicht glauben, dass du eine prestigeträchtige Position als Chirurgin aufgegeben hast, um ein … ein Fremdweltler-Arzt in einer Kolonie zu werden.«
»Tja, Überraschung!«
Er erstickte an den nächsten Worten fast: »ist eine Schande für meinen Namen.«
»Nein, Dad. Es ist das, was ich tun will«, sagte ich. Ich hätte meinen Vater niemals einen Snob oder eine Fanatiker genannt; das wäre eine Beleidigung für diese Gruppen gewesen. Ich war mir sicher, dass irgendjemand irgendwann einmal einen schlimmeren Begriff erfinden würde. »Keine Angst, ich komme schon zurecht.«
Mein Vater ließ sich das für einen langen Moment durch den Kopf gehen. Würde er seinen
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