Stardoc 03 - Die Flucht
Interessant.
Ein leises Geräusch erklang neben meinem Ohr, dann ein weiteres. Dann ein drittes. Das Trio aus Echos klang nach Worten.
»Was?«
»Weiß. Ist. Nahrung.«
Ich drehte mein Gesicht so, dass mein Ohr an der kalten Oberfläche lag. Stille. Als ich den Kopf wieder hob, vibrierte etwas zwischen meiner Wange und der Wand. »Hallo?«
Weitere Geräusche. »Lo … kannst … hören?«
Ich sprach, ohne nachzudenken. »Kannst du mich hören?«
Die Laute wurden leiser. »Nur … Echo.«
»Nein!«, schrie ich und drückte meine Hände gegen die Innenseite der Grube. Unter ihnen schien die Oberfläche zu summen. »Ich höre dich! Ich bin hier!«
Einen Moment lang war es still, dann gab es lautere Geräusche, als ob jemand auf der anderen Seite langsamer und lauter sprach.
»Kannst du mich hören, Frau?«
Noarr. »Ja. Noarr, ich bin’s, Cherijo. Ich kann dich hören. Wo bist du?«
»In den Gängen. Bist du verletzt?«
Ja, aber es gab keinen Grund, ihm das zu verraten. »Nein. Kannst du mich hier rausholen?«
»Ich versuche einen Weg zu finden.« Noarr erzählte mir, dass er sich in einer der versteckten Passagen befand, die parallel zu den Isolationsgruben verliefen. Offenbar erlaubte eine Eigenschaft des Minerals in tieferen Schichten eine Schallübermittlung. »Du sollst drei Wochen in der Grube bleiben.«
»Zum Glück habe ich einen dieser Klumpen hier unten.«
»Ich habe dir den Lok-Teel geschickt.«
Er hatte den Fungus geschickt! Was sollte das heißen? »Verrätst du mir, wie du das gemacht hast?«
»Ich komme bald wieder.«
»Nein, warte.« Ich dachte an Gael und Won und geriet in Panik. »Geh zu deinem Schiff zurück. Du bist vielleicht in Gefahr.«
Ich rief noch einige Male nach ihm, hörte aber nichts mehr. Frustriert sackte ich wieder gegen die Wand und widerstand dem Drang, meinen Kopf dagegenzuschlagen. Drei Wochen. Ich konnte nicht so lange hier sitzen. Ich musste zurück zur Krankenstation, musste einen Weg finden, um SrrokVars barbarische Experimente zu stoppen.
Ich war so in düstere Gedanken verloren, dass ich aufschrie, als sich die Klappe öffnete und man mir meine tägliche Ration herunterwarf.
»Hey!« Ich blinzelte zur Wache hinauf. »Ich muss mit OberFürst TssVar sprechen, sofort.«
Der Zenturon steckte die Schnauze über den Rand. »Warum?«
»Fürst SrrokVar foltert und tötet Gefangene in der Kammer der Tränen. Das muss aufhören.« Ich wusste, was die Hsktskt ärgerte. »Denkt an all die Credits, die ihr dabei verliert.«
»Ich werde deine Forderung an OberHerr HalaVar weiterleiten.«
Ich ballte die Fäuste. »Nein, nicht an ihn. Berichte es TssVar. Er leitet diese Müllkippe. Und lass dir damit bloß keine Zeit. Sag es ihm direkt!«, schrie ich, als sich die Klappe schloss. Dann sank ich zu einem bemitleidenswerten Haufen zusammen. »Bitte, bitte, sag es ihm sofort.«
TssVar kam nicht, und der Zenturon antwortete auf keine meiner gebrüllten Fragen mehr. Tage vergingen. Ich fing an, mit dem Lok-Teel zu sprechen, der mir regelmäßige Besuche abstattete. Besser, als mit den Wänden zu sprechen.
»Wie viele Hsktskt braucht man, um einen optischen Sensor zu wechseln?«, fragte ich den Schimmel, während er auf meinem Bein saß und über meine Finger glitt. »Du gibst auf? Zwei. Einen um das Impulsgewehr zu halten …«
Über mir öffnete sich die Klappe erneut. Das war seltsam. Ich hatte meine tägliche Ration doch gerade erst bekommen. Eine dunkle Gestalt schwang sich an einem Seil über den Rand der Grube und seilte sich an der Wand ab. Erst als ich die verzierte Robe sah, löste sich meine Spannung.
Wie war er an der Grubenwache vorbeigekommen?
Er landete leichtfüßig und stand dann dort, überragte mich.
»Und den zweiten, um den Sklaven zu schikanieren, der ihn auswechselt.«
»Noarr.« Ich sprang auf und warf mich in seine Arme.
Große, warme Flossen glitten über meine Schultern und Arme, während er seine Kapuze abschüttelte. Die weißen Spiraltatoos und das fehlende Haupthaar störten mich nicht.
Die Gefahr, in die er sich begab, schon.
»Bist du verrückt?« Ich schob seine Flossen weg und wurde ärgerlich. »Was machst du hier?«
»Ich habe dir gesagt, ich würde einen Weg finden. Du siehst gut aus.« Er untersuchte mich und meine kleine Vorratssammlung.
»Es geht mir gut. Jetzt geh. Und verändere die Position deines Schiffes.«
Mein wütender Blick füllte sich mit Trauer, als ich ihm von SrrokVars Folterkammer erzählte.
»Gael Kelly
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