Stardoc 03 - Die Flucht
vergifte.
Die Kälte verschwand. Noarr sagte etwas in seiner fremden, summenden Sprache, dann hob er mich hoch und legte mich auf eine weiche Oberfläche. Ich hielt Mund und Augen geschlossen und wehrte mich nicht, als er meine steifen Glieder gerade zog.
In den letzten Jahren hatte ich ein außergewöhnliches Leben geführt. Also, kein Bedauern, dachte ich und wartete darauf, dass sie anfingen, mich zu fressen.
»Cherijo. Mach die Augen für mich auf.«
Er wollte, dass ich dabei zusah, was sie tun würden. Der Bastard. Sauberer, reinigender Ärger schoss durch meine Adern, fraß die Ruhe, die ich verspürt hatte. Er hätte es einfach tun können, aber nein, er wollte mehr. Er wollte, dass ich kreischend verendete.
Nicht ohne Kampf, verdammt. Ich riss die Augen auf und sah wie Noarr den Helm des Schutzanzuges abnahm und neben sich legte. Meine Muskeln sangen vor Anspannung, als ich mich zusammenkrümmte und von der Plattform rollen wollte.
»Cherijo.« Noarr trat mir in den Weg. »Bleib liegen. Ich muss …«
»Judas!« Ich konnte keine Faust machen, darum rammte ich meinen unverletzten Arm gegen seine Seite. Neuer, klarer Schmerz schoss in meinen Nacken, als ich mich in die andere Richtung rollte. Noarr warf sich auf mich und drückte mich mit dem Gesicht nach unten auf die Schlafplattform.
Schlafplattform?
Erzürnter Atem pfiff an meinem Ohr. »Beweg dich nicht. Ich muss deine Verbrennungen untersuchen.«
»Warum?« Das Betttuch dämpfte meine Stimme, also hob ich den Kopf. »Mögen sie kein gekochtes Fleisch?« Es half nichts. All das Geschrei musste meine Stimmbänder massiv in Mitleidenschaft gezogen haben.
Er rollte von mir runter, drehte mich um und hielt meine Arme so schnell fest, dass ich nicht mal Zeit hatte, die Hände zu heben.
»Wovon sprichst du da?«
»Von dir; von GothVar und seinen Freunden. Gefangene à la carte?« Ich spuckte ihm ins Gesicht. »Und ich dachte, die Hsktskt wären Tiere.« Sein Gewicht drückte auf meinen verbrannten Unterarm, und Tränen stiegen mir in die Augen. »Töte mich nur vorher, ja?«
Vorsichtig löste er seinen Griff und lehnte sich zurück. »Ich habe GothVar oder den anderen Hsktskt niemals geholfen. Jeder Gefangene, den ich befreit habe, hat Catopsa verlassen.« Er strich mir das Haar aus dem Gesicht. »Du musst mir glauben.«
»Hör auf, mit mir zu spielen.« Ich konnte nur noch flüstern. »Beende es.«
»Lass mich deinen Arm untersuchen.«
Ich wehrte mich nicht mehr. Er zog mir den Kittel aus, und ich sah die tiefste und schwerste Verbrennung, die mir jemals zugefügt worden war. Noarr reinigte sie vorsichtig und verband sie dann locker. Dieses Mal gab ich keine Anweisungen. Er machte seine Arbeit gut.
»Danke.« Ich bewegte den Arm und wunderte mich darüber, dass es nicht mehr wehtat. »Was hast du mir verabreicht?«
»Morphinol. Das sollte ausreichen, bis dein Körper den Schaden repariert hat. Aber ich kann nichts gegen das Stimulanzmittel tun.«
»Das lässt irgendwann nach.« Ich griff nach meinem Kittel, hielt dann aber inne. »Zu spät für Scham, schätze ich.« Ich stand auf und ging mit wackeligen Knien durch die kleine Kammer. »Das ist also dein Schiff.«
Er räumte den Inhalt des Erste-Hilfe-Koffers zusammen und stellte ihn weg. »Ja .«
Ich schaute zum Fenster hinaus. »Du hast dich im Tul-Feld versteckt.«
Er trat hinter mich. »Da die Hülle schwarz ist, schien das der beste Platz zu sein.«
Ich zählte die Formationen und war überrascht zu sehen, dass die Lok-Teel fast die Hälfte von ihnen beseitigt hatten. »Wenn du also nicht vorhast, mich den Monstern zu servieren, warum bin ich dann hier?«
Er legte mir die Flossen leicht auf die Schultern. »Ich konnte dich nicht hier lassen, Waenara. Keinen Moment länger.« Die seidigen Gliedmaßen wanderten über meinen nackten Rücken. »Ich konnte nicht ohne dich sein.«
»Und das ist es. Das ist alles. Du erwartest einfach, dass ich dir vertraue?«
»Ja.«
Er ging und ließ die Tür unverschlossen. Nach einem Moment stand ich von der Schlafplattform auf und suchte ihn.
Noarrs Schiff war klein und enthielt nur das Notwendigste. Ich fand ihn schon nach einem Augenblick am Steuer.
Er saß an der Kommunikationskonsole, von der er eine Nachricht verschickte.
»Wie geht es meiner ClanSchwester?«
Mir klappte der Mund auf, als ich die vertraute, warme Stimme meines ClanBruders Xonea Torin hörte.
»Ich habe sie aus der Anlage geholt. Sie war verletzt, wird sich aber
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