Stardoc 03 - Die Flucht
eine Idee durch den Kopf …«
»Die muss eine lange und einsame Reise hinter sich gehabt haben. Verschwinden Sie.«
Blut sammelte sich unter seiner Haut, sodass die zahllosen Knoten anschwollen. »Ich verstehe nicht, warum …«
»Weil ich Frau Doktor bin, und Sie nur Arzt im Praktikum sind«, sagte ich. »Gehen Sie spazieren. Kommen Sie wieder, wenn Sie Assistenzarzt geworden sind. Und lassen Sie die Pfoten von den Injektoren.«
Dr. Malgat erschien dieses eine Mal relativ früh zu seiner Schicht, aber nur für ein paar Momente. Ich kassierte einen bösen Blick, aber mein Vorgänger war schlau genug, Abstand zu halten. Ich sah ihm dabei zu, wie er die Visite so schnell absolvierte, dass er die Akten der einzelnen Patienten kaum berührte. Auf dem Weg nach draußen ignorierte Malgat die Fragen zweier Schwestern und den Ruf eines aufgeregten Patienten.
Ich machte mir eine Notiz, dass ich Doktor Hastig in die Müllverarbeitung versetzen lassen würde, und machte mich dann wieder daran, die Dienstpläne zu ändern.
Etwas später wurde die Sache interessant, als eine Hsktskt-Wachabordnung durch den Eingang gestapft kam. Es waren sechs, alle mit aktivierten Waffen in der Hand. Einige zischten die Schwestern an, während sie zur Mitte der Station gingen.
Ich nahm an, dass sie hier nicht nur einen Verwandten besuchen wollten.
Die Gruppe wurde von der größten Hsktskt angeführt, die ich jemals gesehen hatte. Sie war größer und massiger als ihre männlichen Pendants und zog darum sofortige Aufmerksamkeit auf sich. Und Furcht. Noch etwas anderes erschien mir an ihr seltsam.
Als ihr massiger Kopf zu mir herumschwang, sah ich, woran es lag.
Ihr Gesicht.
Der Anblick hätte den eifrigsten plastischen Chirurgen vor Verzweiflung weinen lassen. Ein breites, verdrehtes Band frischer Narben zog sich gezackt von der Oberseite ihres Kopfes bis zu einer Seite herunter, wo es im Nacken ihrer Uniform verschwand. Die Wunde war so tief gewesen, dass sie anscheinend eine massive Schädelverformung hervorgerufen hatte.
Womit hatte man sie getroffen? Mit einer stumpfen Axt? Und wie hatte sie eine Wunde überlebt, die durch Schuppen, Muskeln, Knochen und mit ziemlicher Sicherheit den Frontallappen ihres Gehirns gegangen war? Im nächsten Augenblick stand sie vor mir und hielt ihre Waffe auf mein Gesicht gerichtet.
Vielleicht würde ich es herausfinden. Höchstpersönlich.
»Hi.« Ich schaute ausdruckslos den Lauf des Impulsgewehrs entlang. Wenn das oft genug passiert, dachte ich, gewöhne ich mich irgendwie daran. »Kann ich dir helfen?«
Eine schwarze Zunge schoss hervor – aber die Hälfte davon fehlte. Amputiert?
»Man nennt dich SsurreVa?«
»Oberfürst TssVar nennt mich so, ja.« Es konnte nicht schaden, seinen Namen in einem Wir-sind-alte-Freunde-Zusammenhang zu erwähnen.
Es beeindruckte sie nicht. »Fünf Gefangene sind nicht dort, wo sie sein sollen. Du versteckst sie hier.«
Oh-oh. Helena von Troja hier befand sich auf einer Mission. Augenscheinlich war ich Die-die-verantwortlich-gemacht-wird. Wie üblich.
»Ich verstecke niemanden, OberSeherin«, sagte ich und achtete darauf, ihren Rang zu verwenden. Mittlerweile hatte ich die Uniformabzeichen der Hsktskt auswendig gelernt, und es schien angemessen, ihrem Rang Respekt zu erweisen. »Das hier anwesende Personal wurde dieser Sektion zugewiesen, oder es sind Patienten, deren Hiersein man genehmigt hat.«
»Wenn ich sie finde, stirbst du.«
Das war nicht unbedingt fair, aber zumindest direkt.
Sie drehte ihren Versehrten Kopf und bellte eine Reihe von Befehlen. Die Hsktskt-Abordnung schwärmte aus und durchsuchte die Station sowie die Untersuchungs- und Behandlungsräume gründlich. Das bedeutete, dass Patienten und Ausrüstung gleichermaßen durch die Gegend geworfen wurden. Schwestern flohen kreischend und sammelten sich zu panischen Haufen. Diagnosekonsolen wurden in Stücke gerissen.
Ich ging ihnen nach, hob die Patienten auf und versuchte meine Fassung zu bewahren.
Eine Stunde später meldete die letzte Wache, dass sie keine Flüchtigen gefunden hatte. Die Krankenstation war vollständig verwüstet worden. Die OberSeherin kam erneut zu mir.
Ich war damit beschäftigt, einen zerrissenen Verband zu erneuern, darum rieb ich es ihr nicht allzu sehr unter die Nase. »Heißt das, ich bleibe am Leben?«
Sie drückte die kalte Metallkante ihres Gewehrs gegen meine Kehle. Ich schloss daraus, dass ich den Mund halten sollte. Also hielt ich den Mund.
»TssVar
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